Cruise-Emissionen verärgern Anwohner

Während sich der Rostocker Hafen über die weiteren Zuwächse im Kreuzfahrtsegment freut, regt sich im direkten Wohnumfeld der vor allem in Warnemünde konzentrierten Luxusliner ein spürbarer Unmut.

Die Kritik richtet sich weniger gegen die regelmäßigen Typhongeräusche bei den An- oder Ablegemanövern der Cruiser, sondern gegen die von ihnen freigesetzten Emissionen während der Hafenliegezeiten. Mit ihren Hilfsdieseln erzeugen die schwimmenden Hotels nicht nur reichlich Strom, sondern produzieren auch gesundheitsschädliche Abgase, und zwar trotz des Einsatzes besonders schwefelarmen Kraftstoffs. Anders als zum Beispiel Hamburg hat Rostock noch keine Landstromversorgung.

Bei der Rostock Port GmbH hat man die Problematik erkannt, unterstreicht Jens Aurel Scharner, (kl. Foto) der gemeinsam mit Dr. Gernot Tesch die Geschäfte der Hafenmanagement-Gesellschaft führt. „Auf absehbare Zeit muss es hier zu Verbesserungen kommen“, stellt er klar. Regelmäßig nehme er an den Sitzung des Ortsbeirats von Warnemünde teil, um gemeinsam mit Anwohnern und Ortsvertretern über das Emissionsproblem zu sprechen. Scharner weiter: „Es geht mir vor allem auch darum, aufzuklären.“

Zum Beispiel darüber, dass sich eine Landstromversorgung unter anderem aus rein technischen Gründen nicht gar nicht so einfach und schnell bewerkstelligen lässt. Für besonders große Schiffe, wie zum Beispiel die 2013 in Dienst gestellte, 330 Meter lange und 36 Meter breite „Regal Princess“ (3560 Passagiere) oder die 2010 abgelieferte, 317 Meter lange und ebenfalls 36 Meter breite „Celebrity Eclipse“ (3145 Passagiere), die zu den regelmäßigen „Kunden“ des Hafens zählen, fällt der Strombedarf einer Kleinstadt an. Um diese Energiemengen landseitig dauerhaft bereitstellen zu können, müsse eine entsprechend dimensionierte technische Landinfrastruktur vorgehalten werden. Damit seien wiederum erhebliche Inverstionen vonnöten. Zur Einordnung: Die stationäre Landstromanlage an Hamburgs Cruise Center Altona (CC 2) kostete rund 14,4 Millionen Euro.

Scharner weist zudem darauf hin, dass eine solche Anlage ja nur während der Saison genutzt würde und anschließend beschäftigungslos sei. Ein Bremsklotz sei zudem die aktuelle deutsche Energiepolitik. Scharner: „Zwar hat es unlängst beim sogenannten Diesel-Gipfel in Berlin (thb.info 8.August 2017) ein Bekenntnis der Bundesregierung gegeben, die Landstromversorgung für See- und Binnenschiffe mit einem Förderprogramm zu unterstützen. Doch die EEG-Umlage, die auch auf Landstrom erhoben wird, bildet nach wie vor ein entscheidendes Hemmnis zu Lasten dieser umweltfreundlichen Variante der Energieversorgung in Häfen.“ Das sieht nicht nur er so, sondern auch der Zentralverband der deutschen Seehafenbetriebe (ZDS) in Hamburg, dessen Vizepräsident Scharner ist.

Der ZDS hat jedenfalls direkt als Reaktion auf diesen „Gipfel“ gefordert, Landstrom von der EEG-Abgabe zu befreien. Mit der Umlage sei Landstrom aus Reedereisicht jedenfalls zu teuer. „Außerdem fehlt es an einheitlichen europäischen technischen Standards in den Häfen sowie im internationalen Kreuzschifffahrtsbau“, ergänzt Scharner.

Immerhin:Auch die Cruise-Reedereien haben die Brisanz des Themas „Emissionen in den Häfen“ erkannt. Ein Unternehmen wie AIDA Cruises, zugleich wichtigster Kreuzfahrtkunde in Rostock,setzt bei seinen aktuellen Neubauten voll auf die Karte umweltfreundliches LNG, sei es beim Hauptantrieb oder auch bein den Hilfsaggregaten.

Wie sehr alternative Antriebstechnologien dazu beitragen können, die Schadstoffbelastung durch Schiffe entscheidend zu reduzieren, erleben die Warnemünder seit Ende 2016 mit den neuen Scandlines-Fähren „Copenhagen“ und „Berlin“. Beide Einheiten verfügen über ein batteriegestütztes Hybrid-Antriebssystem. Bei der landnahen Passage des Rostocker fahren die Fähren emissionsfrei einzig auf Batteriebetrieb.

Mittel- und langfristig stellt sich Rostock auf ein weiteres Wachstum im Kreuzfahrtbereich ein. Wobei es für den Standort verschiedene drei große, positiv wirkende Einflussfaktoren gibt: Zum einen werden auch die Kreuzfahrtschiffe tendenziell größer und bieten damit mehr Platz für Passagiere. Zweitens: Durch die Zusammenarbeit mit dem Flughafen Rostock-Laage kommen immer mehr Cruise-Reisende aus südeuropäischen Ländern per Flugzeug in den Ostseehafen, um von hier aus eine Nordeuropa-Kreuzfahrt zu beginnen. Rostock Port plant einen weiteren Cruise-Terminal in Warnemünde. Die anlage soll am Liegeplatz 8 entstehen. Scharner: „Bis Ende dieses Jahres soll über den besten Architektentwurf entschieden werden.“ Mit Beginn der Kreuzfahrt-Saison 2020 soll der Terminal dann verfügbar sein. TS/EHA

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