Drei „Hafen-Baustellen“ belasten Hamburg
Deutschlands größter Seehafen steht vor verschiedenen, großen Herausforderungen. Der rot-grüne Senat handelt nicht entschlossen genug.
Das jedenfalls meint Michael Kruse, wirtschaftspolitischer Sprecher der FDP-Bürgerschaftsfraktion und damit auch „der Hafenexperte“ für die Liberalen, im Gespräch mit dem THB im Vorfeld der am Dienstag (28.11.) stattfindenden Mitgliederversammlung des Unternehmensverband Hafen Hamburg (UVHH). Er spricht von „den drei großen Baustellen, nämlich Digitalisierung, Infrastrukturausbau und moderne Verwaltungsstrukturen“. Kruse ist vor allem besorgt, dass der Hafen, der immerhin Lohn und Brot für rund 150.000 Menschen in der Metropolregion sichert, zu einer Art Steinbruch verkommt. Der aktuelle Anlass: die vor knapp zwei Monaten von Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) angekündigte Herauslösung von rund 46 Hektar Hafen- und Logistikfläche „Kleiner Grasbrook“ und deren mehrheitliche Umwidmung für den Wohungssbau beziehungsweise „Kleingewerbe“. Damit vollzieht Rot-Grün den seit Jahren in der Stadt gehegten Wunsch nach einem „Sprung über die Elbe“, nachdem die HafenCity auf dem nördlichen Elbe-Ufer ja ebenfalls einstigtes Hafenareal war.
Bei der jetzt verkündeten Umgestaltung des Kleinen Grasbrooks vermisst Kruse jedoch „eine verlässliche Kostenplanung“. Er sagt: „Bevor auch nur eine Wohnung auf der Fläche des heutigen Übereseezentrums (ÜZ) gebaut wird, muss sichergestellt werden, dass eine Umwidmung wirtschaftlich sinnvoll ist.“ Sie dürfe auf keinen Fall „zu einer Einschränkung der verbleibenden Hafenflächen führen“. Vielmehr müsse bei den Planungen „von Anfang an bedacht werden, dass nahe an bestehendes und zukünftiges Hafengebiet herangebaut wird“. Der am Ostrand gelegene Kleine Grasbrook sollte zudem als Standort für einen weiteren Cruise-Terminal in Betracht gezogen werden. So werde verhindert, dass für die dafür benötigten Abfertigungsanlagen Flächen verplant werden, die eigentlich für den Seegüterumschlag wichtig sind.
Kein gutes Haar lässt Kruse auch am Projekt ehemaliger „Mittlerer Freihafen“, also den Bereich Steinwerder-Süd. Hier sorgten Überlegungen für den Bau eines weiteren Containerterminals für Aufregung nicht nur bei verschiedenen Politikern, sondern auch in der Hafenwirtschaft. Entsprechende Pläne sind nach Meinung von Kruse „getrieben vom Versuch des Senats, den heruntergewirtschafteten Haushalt der HPA zu sanieren“. Wichtiger als die kurzfristige Ausweitung der Kapazitäten von Containerterminals in Steinwerder Süd wäre aus seiner Sicht jedoch „die Stärkung des Wachstumsmarkts Break Bulk“. Das würde die Diversifikation des Hafens vorantreiben und die große Abhängigkeit vom Container etwas reduzieren. Kruse wörtlich: „Deshalb sollte der Senat diese Option ernsthaft prüfen.“
Handlungsbedarf erkennt der Politiker auch beim Thema „Dedicated Terminals“. Bislang gibt es eine solche Konstellation im Containersegment nur am CTA. Durch die Beteiligung „investitionsbereiter Unternehmen aus dem Ausland“ könnten diese stärker an Hamburg gebunden werden und so auch Ladungsmengen sichern. EHA