Ende 2022 ist Schluss mit Hafenumschlag
Deutschlands nördlichster Seehafen, Flensburg, schrumpft zu einem „Resthafen“ zusammen.
Nach einem langwierigen, zuletzt sehr emotional geführten Diskurs unter den politischen Parteien im Stadtrat sowie Vertretern aus der Wirtschaft über die künftige Aufstellung des Hafens vollzog jetzt die Ratsversammlung der Stadt die entscheidende Weichenstellung: Mit klarer Stimmenmehrheit – heißt: 24 Ja-Stimmen zur Neuausrichtung gegenüber 12 Nein-Stimmen zum Erhalt des Status quo – wurden die Aufgabe der Hafen- und Gewerbeaktivitäten am Ostufer der Fördestadt und die Konzentration auf dem Westufer besiegelt. Die Einstellung der Hafentätigkeiten am Ostufer soll mit Ablauf des 31. Dezember 2022 erfolgen.
Zum Kreis der Befürworter einer Neujustierung gehörten neben CDU und SPD, die mit Simone Lange die Oberbürgermeisterin der Stadt stellt, auch Grüne und FDP.
Ein klares „Nein“ gegen die Umwidmung formulierten die Fraktionen von SSW, Die Linke , die WiF und die Fraktion Flensburg Wählen. Das damit in wenigen Jahren zur Verfügung stehende Areal soll dann schrittweise für den Wohnungsbau umgewidmet werden. Im Raum steht dabei ein Gesamtinvestment in Höhe von rund 70 Millionen Euro. Bis zu 1000 neue Wohnungen könnten in einem attraktiven Umfeld direkt am Wasser entstehen. Im Lager der Befürworter der Verlagerung der Hafen- und Gewerbeaktivitäten ist von einem „Jahrhundertprojekt“ die Rede und davon, dass das Gesamtvorhaben „in hohem Maße stadtökonomisch und -ökologisch vernünftig“ sei. Mit Blick auf die langfristige Weiterentwicklung der Stadt könne auf dieses Großvorhaben nicht verzichtet werden.
Ganz anders wird die Entscheidung im Kreis der Befürworter von Hafen und Gewerbe auch am Förde-Ostufer kommentiert. Hier will man sich trotz des klaren Ratsvotums nicht geschlagen werden, sondern zeigt sich im Gegenteil kämpferisch. Als neue Stimme dieser Bewegung wurde jetzt die Bügerinitiative „Flensburg Hafen“ ins Leben gerufen. Sie versteht sich als „Fürsprecher für den Hafen“ und tritt unter anderem dafür ein, dass das nun vom Rat beschlossene Umwidmungskonzept wieder „vom Kopf auf die Füße gestellt wird“. Der Initiative haben sich bislang Akteure mit einem heterogenen beruflichen und persönlichen Hintergrund angeschlossen. Sie verbindet das gemeinsame Interesse daran, dass der Hafen in seiner Gänze auf dem Ost- wie auch auf dem Westufer erhalten bleibt. An der westlichen Uferkante sind heute unter anderem die Stadtwerke Flensburg mit ihrem Kraftwerk sowie auch die Werft FSG angesiedelt.
Die Bürgerinitiative will zudem die Landesregierung in Kiel dafür gewinnen, um sich auch für den Erhalt des Gesamthafens Flensburg einzusetzen. Wirtschaftsminister Dr. Bernd Buchholz (FDP) hatte sich stets für den ungeteilten Erhalt der Aktivitäten in der alten Hafen- und Handelsstadt eingesetzt. EHA