Fähr- und RoRo-Verkehr bleibt Treiber



Der Fähr- und RoRo-Verkehr erweist sich für den Hafenstandort Rostock einmal mehr als stabile Säule beim Seegüterumschlag.
Das unterstrichen Jens A. Scharner und Dr. Gernot Tesch am Freitag auf dem Neujahrsempfang der Rostock Port GmbH. Dabei berichtete das Führungs-Duo über den Geschäftsverlauf des zurückliegenden Jahres in den verschiedenen Teilbereichen des traditionsreichen maritimen Standortes, das heißt: Überseehafen, Fracht- und Fischereihafen, Chemie- und Ölhafen sowie andere Teilhä fen.
Der Häfen-Cluster an der Warnow kam demnach im Berichtsjahr auf einen Gesamtumschlag von 28,6 Millionen Tonnen und erzielte damit einen Zuwachs um 1,4 Millionen Tonnen beziehungsweise fünf Prozent gegenüber 2015.
Der Löwenanteil entfiel dabei auf den vor knapp 60 Jahren eingeweihten Überseehafen mit gut 26,8 Millionen Tonnen. Das war das zweitbeste Ergebnis in der Geschichte dieses Hafenteils, der einst für die DDR das „Tor zur Welt“ darstellte. Lediglich 2008 wurden mit 27,2 Millionen Tonnen noch mehr Güter über die Kaikanten des Überseehafens bewegt. „Vor allem in den tonnenintensiven Hauptgutarten Flüssiggut, Schüttgut sowie Fähr- und RoRo-Güter wurden bemerkenswerte Zuwächse erzielt“, präzisierte Gernot Tesch. Die Universalhafenkompetenz werde auf diese Weise erneut bestätigt.
Zweiter Platz
Den zweiten Platz im lokalen Häfen-Ranking nimmt der Fracht- und Fischereihafen mit gut 1,1 Millionen Tonnen ein (THB 10. Januar 2017).
Und so gestaltete sich 2016 in den verschiedenen Segmenten die Geschäftsentwicklung im Einzelnen: Bei RoRo- und Fähr-Verkehren zog der Umschlag „erneut stark an“. Insgesamt stieg die Menge um 1,3 Millionen Tonnen auf 16 Millionen Tonnen, was einem Plus von neun Prozent gegenüber 2015 entspricht. Tesch weiter: „Der Anteil rollender Fracht am Gesamtumschlag des Seehafens Rostock betrug damit im vergangenen Jahr 60 Prozent.“ Die Zahl der im Fähr- und RoRo-Bereich transportierten Lkw-Einheiten stieg von 326.051 im Jahr 2015 auf 354.175 im Berichtsjahr an. Einen kräftigen Schub gab es auch beim reinen Trailer-Transport, der von 116.649 Aufliegern auf 122.352 Einheiten zulegte. Rückläufig war hingegen die Zahl der verladenen Eisenbahnwaggons von und nach Trelleborg, nämlich von 21.672 auf 20.358 trajektierte Einheiten. Die Zahl der beförderten Fährpassagiere auf den Linien nach Dänemark, Schweden und Finnland erhöhte sich 2016 um 100.000 auf 2,3 Millionen Reisende.
So erfolgreich das Fähr- und RoRo-Segment als Ganzes für den Hafen war: Es zeigte sich auch 2016, wie schnell es gerade hier zu Veränderungen kam. So hatte Swedish Orient Line (SOL) kurz vor Weihnachten 2016 mitgeteilt, ihren seit September 2012 bestehenden RoRo-Dienst zwischen Rostock und dem finnischen Hanko (vier bis fünf Abfahrten pro Woche) zum Jahresende einzustellen. Grund war die unbefriedigende Wirtschaftlichkeit. Tesch betonte, dass aus Sicht des Hafens die Achse Rostock–Finnland in den zurückliegenden Jahren sehr wohl gegen den Markttrend „sehr stark“ zulegte. Zu dieser Entwicklung hätten die beiden Finnland-Carrier SOL und Finnlines beigetragen. Ausdrücklich bedauerte Tesch für Rostock Port die Entscheidung im Reederei-Management. Tesch weiter: „Wir sind überzeugt, dass der Gütertransport in diesem Korridor aufgrund der verkehrsgeografischen Vorteile und infrastrukturellen Anbindung Rostocks weiter wachsen wird.“ Den Beweis dazu trete Finnlines an – dort habe man inzwischen eine Kapazitäts- und Frequenzerhöhung beschlossen.
Weitere Güterarten
Der Schüttgutumschlag lag 2016 bei 7,4 Millionen Tonnen (plus sechs Prozent). Positiv entwickelten sich fast alle Schüttgutarten, vor allem Ölsaaten, Düngemittel und Kohle.
Der Getreideumschlag, der trotz schlechter Ernteergebnisse 2016 leicht zulegen konnte, pendelte sich im Berichtsjahr auf etwa 3,5 Millionen Tonnen ein. Rostock sieht für dieses Segment langfristig noch große Wachstumschancen und verfolgt das Ziel, sich zu einem Getreide-Hub an der Ostsee zu entwickeln. Zwei wichtige Weichenstellungen stehen dabei an: die nunmehr im neuen BVWP 2030 verankerte Seekanalvertiefung um einen Meter sowie die vom Hafendienstleister Euroports beschlossenen Investitionen in den bestehenden Getreideterminal im Überseehafen. Sie sollen bis 2018 umgesetzt werden.
Der Umschlag von Flüssiggütern verzeichnete mit 2,7 Millionen Tonnen einen Zuwachs von 300.000 Tonnen oder zwölf Prozent im Vergleich zu 2015.
Mehr Papier
Viel Freude bereitet dem Hafen der Papierumschlag, insbesondere nachdem der finnische Papierkonzern UPM Anfang 2015 seine logistische Entscheidung zugunsten von Rostock und zulasten von Lübeck gefällt hatte (THB 12. November 2014 ). 2016 wurden 823.000 Tonnen Papier im Überseehafen und damit gut 207.000 Tonnen mehr als im Vorjahr umgeschlagen.
Auf Wachstumskurs liegt Rostock weiter beim Kreuzfahrtsegment. Der Abfertigungsschwerpunkt liegt dabei in Warnemünde. Bei Bedarfsspitzen wird aber auch der Überseehafen genutzt. 2016 zählte der Hafen 181 Anläufe von 31 Kreuzfahrtschiffen mit zusammen 766.000 Reisenden. Als zukunftsweisend stellt sich dabei das Kooperations-Dreieck aus Rostock Port, Cruise-Reedern und -Veranstaltern sowie dem Flughafen in Rostock-Laage dar, wenn es um den Passagierwechsel von internationalen Gästen geht. 2016 nutzten 71.000 Kreuzfahrtgäste insbesondere aus Spanien, Italien und Frankreich diese Möglichkeit. Dieser Trend werde sich fortsetzen.
Die neue Kreuzfahrtsaison beginnt am 27. April mit der „AIDAdiva“. 198 Anläufe von 38 verschiedenen Schiffen mit zusammen gut 800.000 Passagieren werden 2017 erwartet. EHA