Flensburgs Politiker für Hafenausstieg

Grün ist die Hoffnung: Die Befürworter eines aktiven Hafens in Flensburg geben den Kampf noch nicht auf, Foto: Arndt
In diesen Tagen könnte sich das Schicksal Flensburgs als eine Stadt mit Hafen entscheiden.
Denn im Stadtrat gibt es derzeit offenkundig eine breite Mehrheit, im Kern getragen von den Abgeordneten der CDU, SPD, FDP und der Grünen, die sich dafür aussprechen, den Wirtschaftshafen am Ostufer der Förde in wenigen Jahren zu schließen. Konkret ist dabei derzeit vom 31. Dezember 2022 die Rede. Die dann frei werdenden Flächen sollten dann für städtebauliche Zwecke genutzt werden, was Kritiker dieser Pläne auf die Formel bringen: „Betongold versus Umschlagtonne“.
Im Stadtparlament Flensburgs, das über Jahrhunderte hinweg seinen Wohlstand über den Handel und den Hafen, später auch über verschiedene Industrieansiedlungen begründet hatte, regt sich gegen die Hafenbeseitigungsabsichten der großen Parteien jedoch Widerstand der kleineren politischen Parteien, namentlich des SSW, der WiF und der Gruppierung „Flensburg wählen“. Sie unterstützen dabei die Haltung der IHK zu Flensburg, aber auch verschiedener, vom und am Hafen lebender Unternehmen unterschiedlicher Branchen und Größen. Ein klares „Nein“ zu einer Aufgabe der Hafenaktivitäten am Ostufer kommt indes auch aus Kiel: Ausgerechnet der liberale Wirtschafts- und Verkehrsminister, Dr. Bernd Buchholz (FDP), spricht sich entschieden gegen die Einstellung der Hafenaktivitäten und Umwidmung der dank ihrer Lage gerade für Immobilien-Investoren äußerst lukrativen Flächen aus. Frei nach dem Motto: Was einmal als Hafenfläche aufgegeben wird, steht nie wieder dafür zur Verfügung.
Die Befürworter einer Neugestaltung des Flensburger Ost ufers, die zugleich die Verlagerung der Resthafen-Aktivitäten auf das Westufer vorschlagen, erhalten nach THB-Informationen dabei massive Unterstützung aus dem Lager der potenziellen Investoren. So fand beispielsweise Mitte Januar in Flensburg eine Großveranstaltung statt, auf der von den großartigen Projekten am Wasser geschwärmt wurde. Das Ganze zudem angereichert mit einem schillernden Zahlenwerk, in dem von den umfangreichen Investitionen die Rede war.
Außerhalb des Stadtparlaments hat sich inzwischen eine Gruppierung aus der Wirtschaft gebildet, die unter anderem durch den Flensburger Kapitän und Lotsen Jens Boysen angeführt wird. Er und seine direkten Mitstreiter haben ihre klare Ablehnung in einem mehrseitigen „offenen Brief“ an die Oberbürgermeisterin der Stadt, Simone Lange (SPD), ausführlich zusammengefasst. So halten es die Autoren des Briefes für absolut nicht nachvollziehbar, dass die Hafenverlagerung als „alternativlos“ dargestellt wird. Selbst bei einer Konzentration hafengebundener Aktivitäten auf die Westseite benötigten die Unternehmen dann eine klare „wirtschaftliche Perspektive mit Erweiterungsmöglichkeiten“. Schon jetzt sei jedoch absehbar, dass es zum Beispiel auch zu einer erhöhten, landseitigen Verkehrsmenge kommen werde, auch ausgelöst durch mehr Lkw. Das Ganze in einem Bereich, der auch durch Wohnbebauung mitgeprägt sei. EHA