Franzosen drängen auf schnelle Vertiefung der Elbe
Einer der wichtigsten ausländischen Reedereikunden des Hamburger Hafens, die französische CMA CGM-Gruppe, mahnt einmal mehr die Verwirklichung des Großvorhabens „Fahrrinnenanpassung der Elbe“ an.
Jacques R. Saadé, Vorstandsvorsitzender und Chief Executive Officer der Nummer drei unter den globalen Container-Reedereien, „bedauerte“ am Donnerstagabend in Hamburg auf dem Container Terminal Burchardkai (CTB) vor den rund 500 aus dem In- und Ausland zur Taufe des Containerschiffs „CMA CGM Georg Forster“ angereisten Gästen, dass diese Maßnahme auch nach Jahren der offiziellen Ankündigung weiterhin nicht umgesetzt sei. Zwar stellte Saadé auch klar, dass er mit den Leistungen des Hamburger Hafens im Allgemeinen und mit denen des Hafendienstleisters HHLA im Besonderen zufrieden sei. Auch sei Deutschlands größter Universalhafen ein Garant für ein hohes Ladungsaufkommen, nicht zuletzt dank des traditionell hohen Loco-Aufkommens. Der Reeder-Chef: „Deutschland ist für unser Unternehmen ein europäischer Schlüsselmarkt.“
Auf der anderen Seite würden die Systemvorteile der Großcontainerschiffe jedoch im Zu- und Ablauf nach/von Hamburg aufgrund der dann nicht ausreichend tiefen Fahrrinne nicht voll ausgeschöpft werden. Das aber könne nicht im dauerhaften Interesse einer Reederei sei. Saadé erinnerte mit einem kleinen Nebensatz daran, dass es in Deutschland eben auch noch Hafenalternativen für Großcontainerfrachter gäbe. In seinem Kurzstatement rief Saadé die zurückliegenden Jahrzehnte der engen Zusammenarbeit der Reederei-Gruppe in Erinnerung – für ihn eine Erfolgsgeschichte. Für den CTB sei die Reederei damit zum größten Einzelkunden avanciert.
Saadé erinnerte daran, dass die Bedeutung Hamburgs für die Gruppe jetzt nochmals zugenommen habe, nachdem das Unternehmen nunmehr offiziell die im Kurzstreckenseeverkehr besonders präsente OPDR übernommen habe. Kritisch ließ er allerdings durchblicken, dass zwischen der Ankündigung, das Traditionsunternehmen zu übernehmen – der 23. November 2014 – und der auch formellen Genehmigung durch verschiedene Wettbewerbsbehörden ein langer Zeitraum verstrich. Aber er stellte auch klar: Das Unternehmen werde am Standort Hamburg verankert bleiben und „auch seinen Namen behalten“.
Der französische Reederei-Chef stellte zudem die technische Meisterleistung des Containerschiffneubaus heraus. Der 398 Meter lange und rund 54 Meter breite Frachter sei hinsichtlich seiner Umweltfreundlichkeit vergleichbaren, bereits in Fahrt befindlichen Großcontainerschiffen bei verschiedenen technischen Komponenten „um mindes tens zehn Jahre voraus“. Von diesem Vorsprung werde die Reederei mittel- und langfristig profitieren, da dem Aspekt „Umweltschutz“ in der Schifffahrt künftig eine immer größere Bedeutung zukommen werde. CMA CGM erwartet „in den kommenden Monaten“ die Auslieferung von vier weiteren, baugleichen Schwesterschiffen. Dann werden von diesem Typ insgesamt sechs Boxencarrier für die von Marseille aus geführte Reederei unterwegs sein. Insgesamt disponiert das Schifffahrtsunternehmen aktuell über rund 460 Frachter. Sie transportierten 2014 gut 12,2 Millionen TEU (plus 8,1 Prozent). Der Umsatz lag in dem Jahr mit 16,7 Milliarden US-Dollar um gut 5,3 Prozent über Vorjahresniveau.
Dr. Stefan Behn, HHLA-Vorstandsmitglied, beschrieb die Zusammenarbeit mit der Reederei-Gruppe ebenfalls als Erfolgsgeschichte. Im Verlauf dieser 25 Jahre habe man am CTB gemeinsam mit dem französischen Kunden und Partner alle wichtigen schiffbautechnischen Entwicklungen aktiv mitgestaltet. Dazu gehörten der Bau von entsprechenden Großschiffliegeplätze und auch die Anschaffung von Containerumschlagbrücken, die auf die neuen XXL-Frachter abgestimmt seien. Hamburgs Wirtschaftssenator Frank Horch (parteilos) ging direkt auf die konstruktiv-kritischen Anmerkungen von Reedereichef Saadé zur Fahrrinnenanpassung der Elbe ein. Auch ihn stelle die bisherige Entwicklung nicht zufrieden. Zugleich versicherte er: „Ich werde mich weiterhin nach Kräften dafür einsetzen, dass dieses Vorhaben am Ende auch umgesetzt werden kann.“
Den eigentlichen Taufakt vollzog Christine Kühne, die Ehefrau des erfolgreichen Logistik-Milliardärs Klaus-Michael Kühne. Angesichts des besonders stürmischen Wetters, das den Anlauf des von Southampton ankommenden Containerriesen in Hamburg schwierig gestaltete, wurde die Taufzeremonie in einem direkt auf dem CTB aufgestellten Zelt, mit direktem Sichtkontakt zum Schiff, vollzogen. Klaus-Michael Kühne erinnerte daran, dass die Reederei und den Kühne + Nagel-Konzern ebenfalls eine langjährige Partnerschaft verbinde, die KN zu einem Top-Kunden aufstiegen ließ. Aus der reinen Geschäftsbeziehung sei längst eine von hohem gegenseitigen Respekt getragene Freundschaft geworden, so Kühne. EHA