Für fünf Pfennige durch den Hafen

HADAG“ – fünf Buchstaben, eine klar definierte Aufgabe: Personenbeförderung im Hamburger Hafen, und das seit auf den Tag genau 130 Jahren.

„Mit voller Fahrt voraus und immer einer Handbreit Wasser unter dem Kiel sind wir voller Tatendrang, die Unternehmensgeschichte erfolgreich fortzuschreiben“, lautet die knappe Botschaft von Dr. Tobias Haack an die aktuell rund 100 Mitarbeiter im Land- und Bordbetrieb. Haack gehört dabei zu den Beschäftigten mit der kürzesten Firmenzugehörigkeit. Der promovierte Schiffbauingenieur steht seit wenigen Wochen an der Spitze des stadteigenen Unternehmens, das inzwischen eine 100-prozentige Tochter der Hamburger Hochbahn AG ist. Mit seiner modernen Flotte von aktuell 25 Schiffen und Booten, die es bei 180.000 Abfahrten jährlich auf eine Gesamtstrecke von rund 330.000 Seemeilen bringen, ist das Traditionsunternehmen ein echter Leistungsträger und zugleich Kernbestandteil des Hamburger Verkehrsverbundes (HVV). Die sieben Linienverbindungen wirken dabei wie ein „Wasserbus“-Netzwerk, das nicht nur den Berufspendlern auf den beiden Ufern der 1,7-Millionen-Metropole zugutekommt, sondern auch den Touristen: Denn die nutzen mit wachsender Begeisterung die modernen Fährschiffe, um den Hafen zu entdecken. Damit nicht genug: Es sind ebenfalls die HADAG-Fähren, die jährlich Zehntausende von Besuchern der „Musical“-Meile auf Steinwerder vom einen zum anderen Ufer bringen.

Die Geschichte des Unternehmens ist engstens mit dem Hamburger Hafen verwoben. Denn die „Hafen-Dampfschifffahrts-Actien-Gesellschaft“ (H.D.A.G.) ging zu einer Zeit an den Start, als die Hansestadt den sogenannten Zollanschluss an das Deutsche Reich vollzog. 1888 wurde auch der erste Abschnitt der weltbekannten Speicherstadt abgeschlossen. Drei Jahre zuvor, am 7. März 1885, wurde die Hamburger Freihafen-Lagerhaus Gesellschaft (HFLG) gegründet, die seit 1935 HHLA heißt. Mit anderen Worten: eine mehr als geschichtsträchtige Zeit.

In der Gründerphase ging es vor allem darum, die Tausende von Hafen-, Werft- und auch Industriearbeitern in dem einerseits kompakten, zugleich aber auch verzweigten Hafengebiet, sicher hin und her zu befördern. Und das auch zu einem Preis, der für die breite Masse bezahlbar war. Überliefert ist, dass zwischen 1888 bis 1921 eine Passage mit einer sogenannten „Querfähre“ fünf Pfennige pro Person und zehn Pfennige für eine „Rundlinien- und Zollka nallinie-Fahrt“ kostete.

Der Flottenaufbau erfolgte anfangs etwas zäh. Doch gelang es schließlich dem Vorstand, dass die Flotte bis 1890 auf insgesamt 47 eigene Fahrzeuge anwuchs. 1914, dem Jahr, in dem der Erste Weltkrieg ausbrach, umfasste die Flotte bereits 55 Einheiten. Zudem standen gut 300 Mitarbeiter im Land- und Bordbetrieb auf den Lohnlisten.

In der nunmehr 130-jährigen Firmengeschichte gab es ungezählte Daten von historischer Relevanz. Zum Beispiel dieses: 1. Juli 1921. An dem Tag übertrug der Hamburger Senat der HADAG eine Konzession zur Durchführung der „Großen Hafenrundfahrt“. Sie ist bis in die Gegenwart eine tragende Säule des Kerngeschäfts. Auch das gehört zur reichhaltigen Firmengeschichte: Der Wirkungsbereich der HADAG vergrößerte sich. Eine besondere Erfolgsstory: Seebäderfahrten an die Nordsee. Der Zweite Weltkrieg traf auch die HADAG mit voller Wucht. Große Teile der Flotte wurden beschädigt oder ganz zerstört. Das Unternehmen musste quasi neu aufgebaut werden, was wiederum parallel zum ebenfalls stark kriegszerstörten Hamburger Hafen erfolgte. Eine wachsende Beschäftigung bedeutete auch stark anziehende Beförderungszahlen. Der historische Spitzenwert wurde 1958 erreicht, als das Unternehmen 21,3 Millionen Fahrgäste zählte. Doch danach knickte die Kurve ab, denn der fortschreitende Individualverkehr führte zu entsprechenden Verlagerungen. Heute freut sich das Unternehmen über rund neun Millionen Fahrgäste. Stolz ist das Unternehmen auf seine hochmoderne und auch umweltfreundliche Flotte. Allein die sogenannten Typ-2000-Fähren, von denen seit 1997 insgesamt 13 Einheiten entstanden, sind ein echter Renner und werden liebevoll „Bügeleisen“ genannt. Aufbauend auf diesem Erfolgsmuster wurde der Typ 2020 entwickelt, der über einen modernen dieselelektrischen Antrieb verfügt und Platz für bis zu 400 Passagiere bietet. Typschiff ist die 2017 abgelieferte „Elbphilharmonie“. Für sie entsteht eine baugleiche Schwester bei der Pella-Sietas-Werft. Als „Kehrwieder“ soll sie im Herbst in Fahrt gehen – gewissermaßen als nachträgliches Geburtstagsgeschenk in eigener Sache. EHA

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