Geotextilien schützen Dalben und Pfähle

Wirkungsvoller Schutz gegen Holzbohrmuschelbefall: Ein Holzpfahl wird mit einem Geotextil ummantelt, Foto: Müller

Ganze Arbeit: So sieht ein mit der Holzbohrmuschel befallener Dalben aus, Foto: Arndt
Im Hafen- und Wasserbau spielt der Einsatz von Holz in unterschiedlichen Stärken und Bearbeitungszuständen weiterhin eine bedeutende Rolle. Und auch das kommt dabei zum Tragen: Den Hafeninfrastruktur-Gesellschaften ist sehr daran gelegen, dass dieses Naturmaterial möglichst lange erhalten werden kann. Nachhaltigkeit ist auch hier ein wichtiges Stichwort.
Grundsätzlich gilt, dass die Gefährdung von Holz im Brack- und Meerwasser bei praxisrelevanter Betrachtung in zwei Bereiche unterteilt werden kann. So greifen zum Beispiel unterhalb des Wasserspiegels sogenannte Holzbohrmuscheln, umgangssprachlich auch weiterhin als „Schiffsbohrmuschel“ ein Begriff, und auch Bohrasseln das Holz an. Oberhalb des Wassers geht eine Substanzgefährdung des Holzmaterials von zerstörenden Pilze aus.
In zwei sich ergänzenden, von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt geförderten Forschungsprojekten wurden die Gefährdung des Holzes und mögliche Schutzvarianten im Zeitraum von 2012 bis 2018 in Freigewässern und in Laborprüfungen untersucht.
Dabei ermöglichte zum Beispiel Niedersachsen Ports die Durchführung von Normversuchen an Steganlagen und unterstützte die weiteren Untersuchungen mit Versuchsrammungen und Arbeitsbootseinsätzen. Auch die Hamburg Port Authority (HPA) unterstützte Pilzuntersuchungen im Hamburger Hafen. Last but not least: Aus Untersuchungsergebnissen, die von der Bremenports GmbH & Co. KG zur Verfügung gestellt wurden, geht hervor, dass 2011 in Bremerhaven an den Pfahlgründungen der Nordmole zur Geeste-Einfahrt Schäden durch die Holzbohrmuschel festgestellt worden waren. Alle im Rahmen der genannten Untersuchungen zusammengeführten Ergebnisse tragen damit zur genaueren Einschätzung der Gefährdung von Holz im Wasserbau bei und zeigen Lösungen für den Einsatz von heimischen Hölzern auf, die längere Nutzungszeiten im jeweiligen Einsatzbereich erwarten lassen.
Die Versuche in Anlehnung an EN 275 ergaben, dass Holz im Meerwasser dauerhaft mit Geotextilien vor Holzschädlingen geschützt werden kann. Alle mit diesen Materialien umgebenen Probenhölzer blieben über die Versuchsdauer hinaus ohne Schädlingsbefall. Andererseits wird das Material offenbar gut von Wasserorganismen angenommen, denn bei Bewuchsuntersuchungen wurde eine dichte Besiedlung der Geotextilien mit unterschiedlichen Organismen festgestellt.
Negative Auswirkungen der Geotextilien auf die sogenannte aquatische Umwelt wurden nicht wahrgenommen. Die Einlagerung von Schwebstoffen und mineralischen Partikeln dürfte einer Zersetzung der Materialien entgegenwirken. Eine Reduzierung der Höchstzugfestigkeit von weniger als zehn Prozent nach fünf Jahren bei den Produkten aus 100 Prozent Polyester erscheint unter Praxisgesichtspunkten akzeptabel.
Die angewendeten Methoden zur Aufbringung und Befestigung der Geotextilien auf der Holzoberfläche mittels aufgeschraubter Latten und Stahllochbändern haben sich grundsätzlich als geeignet erwiesen.
Die Untersuchung der Befallshöhe an Rammpfählen und Kanthölzern ergab stärkeren Bohrmuschelbefall unterhalb der Niedrigwasserlinie und hier vermehrt im bodennahen Bereich. Dies stimmt mit vorherigen Beobachtungen in deutschen Nordseehäfen und umfangreichen niederländischen Untersuchungen im Hafen von Rotterdam überein.
In der Ems wurden Holzbohrmuscheln rund zehn Stromkilometer und in der Weser etwa fünf Stromkilometer weiter flussaufwärts als bisher bekannt nachgewiesen. Es ist anzunehmen, dass sich erst mit dem durch Flussvertiefungen verstärkten Salztransport bei auflaufendem Wasser hinreichende Salzkonzentrationen flussaufwärts eingestellt und somit die Voraussetzung für Holzbohrmuscheln verbessert haben. Diesen Schluss lassen zumindest Untersuchungen des Niedersächsischen Landesbetriebs für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) zu.
Ein Zuschnitt von Dalben im Bereich oberhalb der Wasserfläche zum Kantholz reduzierte offenbar die Gefahr durch einen Pilzbefall. Für ein Pilzwachstum sind Holzfeuchten oberhalb von etwa 25 Prozent erforderlich. Bei Holzpfählen, die im Wasser stehen, ist davon auszugehen, dass diese Bedingungen unterhalb der Wasserlinie und ein wenig darüber immer gegeben sind. jm/EHA