Große Schiffe brauchen endlich auch große Rettungstechnik

Eckhard-Herbert Arndt
Geschafft! Ein Supergau mit einem aus dem Ruder gelaufenen Großcontainerschiff ist dem Hamburger Hafen erspart geblieben.
Nicht auszumalen, welche gewaltigen wirtschaftlichen Folgen die Havarie mit dem brandneuen Mega-Carrier „CSCL Indian Ocean“ hätte haben können. Dass es nicht dazu kam, ist sicher der großen Tüchtigkeit vieler Beteiligter zu verdanken.
Eine besonders wertvolle Rolle hat dabei zweifellos das Havariekommando Cuxhaven gespielt, das sehr schnell für eines gesorgt hat: für klare Kompetenz- und damit Handlungsstrukturen. Etwas, das bei Unfällen von zentraler Bedeutung ist.
Es ist eben dieses Havariekommando, das seine Gründung einst einem völlig missratenen Krisenmanagement mit einer anderen Havarie verdankte: dem Brand des Frachters „Pallas“ vor mehr als 20 Jahren.
Doch auch das führte jetzt dazu, dass die Operation „Indian Ocean“ ein glimpfliches Ende nahm: Die Havarie auf der Elbe fand in einem Gebiet mit optimaler Ressourcenverfügbarkeit statt. Schlepper, Flugzeuge und sonstige Hilfsfahrzeuge waren schnell verfügbar. Doch Lühesand ist nicht das Maß aller Dinge.
Der aktuelle Zwischenfall zeigt vor allem eines: Es muss jetzt mit einem großen Kraftakt und unter Einbeziehung von erfahrenen Praktikern und Top-Ingenieuren endlich ein wirksames Rettungskonzept plus Technik für Havarien mit Mega-Carriern ausgearbeitet und umgesetzt werden.
Denn das hat sich ja schon jetzt ansatzweise gezeigt: Wäre das Freischleppen eben nicht gelungen, dann hätte jetzt aus dem Stand heraus ein Plan B entwickelt werden müssen, zu dem auch die Teilentladung eines solchen Riesen gehört hätte. Doch mit welchem Gerät? Diesmal war es „nur“ eine Grundberührung. Doch morgen ist es vielleicht ein Großfeuer auf einem Megaboxer. Und dann? Wir alle wissen: Glück kann man eben nicht immer haben. EHA