„Hängepartie“ jetzt beenden

Im Schatten der weit über Hamburgs Stadtgrenzen hin aus wirkenden Einweihung seines neuen Wahrzeichens, der Elbphilharmonie (siehe auch Seite 16), hatte der Verein Hamburger Spediteure (VHSp) zu seinem Neujahrsessen geladen. Rund 140 Teilnehmer aus der Transport-, Hafen- und Logistikbranche hatten sich dazu wie in den Vorjahren im traditionsreichen Übersee-Club an der Binnenalster eingefunden.

VHSp-Geschäftsführer Stefan Saß begrüßte die Gäs te und freute sich gemeinsam mit dem Verbands-Vorsitzer Johan P. Schryver über diesen Zuspruch, der auch eine Wertschätzung für die Branche darstelle. Schryver nutzte die Gelegenheit zu einer Rückschau auf das Geschäftsjahr 2016, aber auch zu einem Ausblick auf die kommenden zwölf Monate. So sei es nach Einschätzung der in besonderem Maße vom Hafengeschehen lebenden, stark mittelständisch geprägten Hamburger Speditions- und Logistikwirtschaft so etwas wie eine Schicksalsfrage für die Hansestadt und die internationale Marktstellung von Deutschlands Seehafen Nummer eins, ob und – gegebenenfalls – wann es zu einer Fahrrinnenanpassung der Elbe kommt. Schryver sagte, er schaue daher gebannt auf den 9. Februar, wenn die Richter beim Bundesverwaltungsgericht in Leipzig ihr Urteil sprechen wollen. Das zumindest sei das Datum, das als Termin seit der mündlichen Verhandlung unmittelbar vor Weihnachten 2016 festgelegt wurde. Die Speditionsbranche jedenfalls drücke der Hansestadt für diesen Tag die Daumen und hoffe auf ein positives Urteil. „Eine 15-jährige Hängepartie muss beendet werden“, forderte Schryver in Anspielung auf die bisherige Gesamtdauer des Verfahrens. Doch nicht nur die ausbleibende Elbvertiefung sorgt bei vielen Hamburger Spediteuren für ein wachsendes Unbehagen. Auch die Vorgänge in der Weltschifffahrt im Allgemeinen und der Containerschifffahrt im Besonderen beeinflussen die Gemütslage. Immerhin wirke die sogenannte Schifffahrtskrise nunmehr im neunten Jahr in Folge fort – und ein Ende sei weiterhin nicht in Sicht. Dass dabei die Einschläge immer dichter kommen, zeige sich seit wenigen Wochen am Beispiel von Deutschlands größter privater Reederei, dem Traditionsunternehmen Hamburg Süd. Denn der bisherige Eigentümer, der ebenfalls inhabergeführte Bielefelder Oetker-Konzern, sei nunmehr doch entschlossen, sich von diesem Reedereiunternehmen zu trennen, das in einer ganz besonderen Weise mit der Hafen- und Hansestadt verbunden sei. Schryver: „Hoffentlich bleiben uns die rot-weißen Schiffe noch lange ein gewohnter Anblick im Hafen an den hiesigen Anlagen.“

Um weiterhin lebens- und leistungsfähig zu bleiben, sei es wichtig, dass die globale Schifffahrt endlich wieder in die Lage versetzt werde, Geld zu verdienen. Der VHSp-Vorsitzer weiter: „Es kann nicht sein, dass 2016 weltweit in der Schifffahrt nach zuverlässigen Meldungen etliche Milliarden Dollar Verlust eingefahren wurden.“ Da ist es für den mit seinem Unternehmen als Seehafen-Spediteur tätigen Unternehmer nur ein kleiner Trost, dass sich gerade die im VHSp vereinten Firmen für das zurückliegende Jahr an einer „stabilen Konjunktur und Auftragslage, aber auch einer nie dagewesenen Beschäftigungszahl und stabilen bis steigenden Umsätzen“ erfreuen konnten. Allerdings: Weiterhin fielen die Erträge in der Transportbranche „gering“ aus, so dass aus Sicht der Unternehmen „durchaus reichlich Luft nach oben verbleibt“. Zum Ausblick auf 2017 gehört für Schryver, dass es rund um den Globus zahlreiche Unruhezonen gebe. Das Spektrum reiche vom „wahnsinnigen Krieg in Syrien“ über „viele Problemzonen in Afrika“ bis zu einer derzeit nicht richtig einschätzbaren Entwicklung in den USA, die ab dem 20. Januar von einem Präsidenten Donald Trump regiert würden. Dass dieser auch mit dem Versprechen „America first“ angetreten sei, passt für die auf einen freien Welthandel setzenden Speditionsunternehmen in einer globalisierten Welt eigentlich nicht. Doch auch Europa sei alles andere als stabil nach dem beschlossenen Brexit. Der Rückfall in die Nationalstaaterei werde jedoch kein Heil stiften und Europa im Weltkonzert eher schwächen.

Für einen herzlich erfrischenden Wind sorgte Pay-Andres Lüders (42) von der Spedition Lüders & Stange, der sich in einer launigen Rede als neues Mitglied des VHSp-Vorstandes präsentierte. EHA

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