Hafen Hamburg schafft die große Freiheit





Auf den formellen Abschluss dieser Maßnahme warten Kapitäne, Lotsen und die Hafenwirtschaft bereits ungeduldig: einen größeren Manövrierkreis im Bereich des Vorhafens, dem Tor nach Steinwerder.
Begleitet von Typhonsignalen zog der Schwimmkran „Wal“ des Hamburger Spezialunternehmens Taucher Knoth am Donnerstagmorgen um 9.30 Uhr den letzten noch verbliebenen Dalben im Bereich der Tollerortspitze aus dem Elbgrund. „Das wäre geschafft“, freuten sich Hamburgs Wirtschaftssenator Frank Horch, HPA-Chef Jens Meier sowie HPA-Geschäftsleitungsmitglied und Leiter Entwicklungsvorhaben, Karlheinz Pröpping, über diesen formalen Schlusstrich unter einem Bauvorhaben, dessen planerische Vorarbeiten bis ins Jahr 2008 zurückgehen. Von Bord der Barkasse „Diplomat“ aus verfolgten Horch und weitere Gäste aus Politik und Wirtschaft den Vorgang. „Was für uns auch wichtig ist: Wir sind mit dem Vorhaben im Zeit- und Kos tenrahmen geblieben“, hob Horch hervor. Eine straffe Projektplanung und Bauvorhabenbegleitung hätten dazu entscheidend beigetragen. Pröpping ergänzte: „Die Gesamtmaßnahme kostet unterm Strich rund 97,2 Millionen Euro - so, wie budgettiert.“ Horch und HPA-Chef Meier sehen in der Schaffung des nunmehr rund 450 Meter großen Manövrierraums – zuvor 350 Meter – einen wichtigen Beitrag auch zur Attraktivitätssteigerung des Hamburger Hafens zumal für die XXL-Frachter mit 18.000 TEU und mehr, deren Anzahl kontinuierlich zunimmt. Doch auch die Kreuzschifffahrt gehört zu den Nutznießern der Maßnahme, für die der symbolische erste Spatenstich am 5. Dezember 2014 vollzogen wurde. Auch damals griffen Meier und Horch beherzt zum Spaten.
Dank der erweiterten Vorhafenzufahrt können jetzt für Kreuzfahrtschiffe am Cruise Center Altona (CC 2) die Breitenbegrenzungen entfallen: statt 32 Metern nunmehr bis zu 40 Metern. Der „CC 2“ liegt nämlich direkt gegenüber dem Vorhafen, auf dem Nordufer der Elbe. Größere Rumpfbreiten heißt damit auch: größere Luxusliner insgesamt. Sacha Rougier, Geschäftsführerin der Terminalbetriebsgesellschaft Cruise Gate Hamburg (CGH), bestätigte dem THB, dass die Aufhebung der Breitenrestriktion am „CC 2“ bereits aktiv gegenüber den wichtigen Kreuzfahrtreedereien kommuniziert werde. „Das macht diesen Terminal auf jeden Fall noch interessanter“, ist sie überzeugt. Der aktuell größte Nutznießer ist der Container Terminal Tollerort (CTT), dessen Aussehen sich als Folge der Baumaßnahmen ebenfalls wahrnehmbar verändert hat. Ein bedeutender Reedereikunde dieses Terminals ist die chinesische Cosco-Gruppe. Ihr hatte man seitens Hamburg verbindlich zugesagt, den größeren Manövrierraum im Vorhafen bis Anfang 2017 verfügbar zu haben. Meier strahlt: „Und das Versprechen haben wir gehalten.“
Aus der Perspektive der Ingenieurzunft stellte die Vorhafen-Erweiterung auf jeden Fall so etwas wie einen bautechnischen Leckerbissen dar, gerade weil eine Vielzahl von Herausforderungen zu lösen war, sagt Pröpping. Der sparte daher auch nicht mit Lob für das Projektteam sowie die mit dem Bau befassten Firmen. Und er präsentierte ein paar Zahlen: Das Abtragen der vier Hektar großen Tollerortspitze bedeutete rund eine Million Kubikmeter Bodenaushub. Zum Vergleich: Die vor wenigen Wochen übergebene „Elphi“ kommt auf rund 487.000 Kubikmeter Bauvolumen. Nicht weniger konplex war die Erneuerung des Lotsenhöfts, das Bestandteil des Blohm+Voss-Werftgeländes ist. Pröpping freut sich: „Das ist eine Punktlandung.“ Und auch das steht bereits fest: Die nächsten Herausforderungen für die HPA-Planer sind die Westerweiterung inklusive eines neuen Wendekreises, die Neugestaltung des Mittleren Freihafens oder die neue Köhlbrandbrücke. EHA