Hafen Hamburg: Umschlag stagniert

Der Seegüterumschlag im Hamburger Hafen hat sich stabilisiert und weist für die ersten drei Quartale 2016 wieder ein Plus auf.“

Das sagten die Marketing-Vorstände Axel Mattern und Ingo Egloff am Mittwoch bei der Vorlage der Neunmonatszahlen in der Hansestadt. Insgesamt wuchs das Volumen von Januar bis September mit 104,9 Millionen Tonnen um 0,3 Prozent stärker als im Vorjahreszeitraum. Damals betrug der Rückgang im Quartalsvergleich zu 2014 mit insgesamt 104,6 Millionen Tonnen 4,8 Prozent.

Der Containerumschlag verringerte sich in den ersten neun Monaten dieses Jahres mit insgesamt 6,72 Millionen TEU um 0,1 Prozent. 2015 zu 2014 hatte Deutschlands größter Seegüterumschlagplatz in dem Segment mit -9,2 Prozent (6,7 Millionen TEU) noch ein erheblich deutlicheres Minus verzeichnet. Im dritten Quartal 2016 legte Hamburgs Hafen mit einem Seegüterumschlag von 34,7 Millionen Tonnen um 2,7 Prozent zu. Der Aufwärtstrend gilt auch für den Containerverkehr mit einem Plus von 2,3 Prozent.

Zum Vergleich: Der TEU-Umschlag in Rotterdam sank von Januar bis September gegenüber dem Vergleichszeitraum 2015 um 0,4 Prozent auf 9,27 Millionen Boxen. Zeebrugge liegt mit einem Minus von 10,8 Prozent nur noch bei 1,07 Millionen TEU. Antwerpen konnte dagegen mit 7,56 Millionen TEU um vier Prozent wachsen. Für die bremischen Häfen liegen noch keine aktuellen Gesamtzahlen vor. Dafür gab Eurogate mit Terminals an der Weser (-0,1 Prozent) und der Elbe (+4,1 Prozent) gestern seine Neunmonatsentwicklung bekannt.

China-Handel entwickelt sich positiv

Positiv für Hamburg ist auch die Zunahme des containerisierten Ladungsvolumens mit 69,3 Millionen Tonnen um 0,4 Prozent. Zugleich verzeichnete der für Hamburgs Hafen besonders bedeutende Containerverkehr mit Asien ein Plus von einem Prozent. Auch der in der Hansestadt dominierende Containerumschlag mit chinesischen Häfen entwickelte sich positiv und erreichte ein Plus von 0,6 Prozent. Die Containerverkehre mit den Fahrtgebieten in Nord- und Südamerika lieferten insgesamt ein Wachstum von 1,2 Prozent. Das Containerfahrtgebiet Europa entwickelte sich unterschiedlich: Zum einen ist das Plus von 4,4 Prozent im Containerverkehr mit Russland (337.000 TEU) ein Anzeichen für einen leichten Aufwärtstrend. Zum anderen bewirkten die Direktanläufe von Containerliniendiensten in Göteborg und Danzig Rückgänge im seeseitigen Containerverkehr mit Schweden (-15,4 Prozent) und Polen (-14,1 Prozent). Insgesamt bleibt das Fahrtgebiet Europa mit -1,7 Prozent noch leicht im Minus.

Unverändert wächst dagegen die Bedeutung Indiens, das mit 188.000 TEU (+6,8 Prozent) inzwischen Position acht im Ranking der Top-Handelspartner im Containerverkehr Hamburgs einnimmt. Ebenfalls positive Umschlagentwicklungen gibt es im Containerverkehr mit Mexiko (+18 Prozent), den USA (+7,7 Prozent), den Vereinigten Arabischen Emiraten (+12,1 Prozent) und Großbritannien (+13,3 Prozent).

Die Containerumschlagbilanz des Hamburger Hafens zeigt für die ersten drei Quartale auf der Importseite mit 3,5 Millionen TEU ein Plus von 0,5 Prozent. Auf der Exportseite kam der Container umschlag auf 3,2 Millionen TEU und blieb 0,6 Prozent unter dem Vorjahresergebnis. Trotz eines Wachstums bei den Importcontainern und insgesamt einem Plus von 0,5 Prozent bei den beladenen Containern, die in den ersten drei Quartalen in Hamburg 5,7 Millionen TEU erreichten, gab es im Gesamtumschlagergebnis des Hafens noch eine geringe Minderung von 0,1 Prozent zu verzeichnen. „Das ist vor allem auf geringere Transhipment-Verkehre mit Häfen in Polen und Schweden zurückzuführen“, erläuterte Mattern.

Unterschiedliche Lage beim Massengut

Beim Massengutumschlag, der in den ersten neun Monaten 34,5 Millionen Tonnen (+0,3 Prozent) in Hamburg ausmachte, entwickelten sich erneut die Importe und Exporte unterschiedlich. Auf der Importseite wurde für die ersten drei Quartale mit insgesamt 25,7 Millionen Tonnen ein Plus von 6,7 Prozent erreicht. Auf der Exportseite blieb der Massengutumschlag mit insgesamt 8,7 Millionen Tonnen (-14,8 Prozent) unter dem Vorjahresergebnis. Für Wachstum beim Import sorgten mit 3,2 Millionen Tonnen (+14,1 Prozent) das Umschlagsegment Sauggut (Getreide und Ölsaaten) und mit insgesamt acht Millionen Tonnen (+14 Prozent) das Segment Flüssig ladung (vor allem Mineralölprodukte). Der Greifergutumschlag von überwiegend Kohle und Erze blieb mit 14,6 Millionen Tonnen und einem Plus von 1,5 Prozent ebenfalls auf Wachstumskurs.

Die mit 8,7 Millionen Tonnen (-14,8 Prozent) rückläufige Entwicklung beim Export in den Segmenten Sauggut, Flüssigladung und Greifergut hat unterschiedliche Ursachen. So ist neben einem erntebedingten Rückgang der Getreideexporte, die im ersten Halbjahr mit 2,7 Millionen Tonnen (-21,9 Prozent) deutlich schwächer als im besonders starken Vorjahr ausfielen, mit 2,5 Millionen Tonnen (-26,5 Prozent) auch ein Rückgang bei den Exporten von Mineralölprodukten zu verzeichnen. Das schwächere Umschlagergebnis ist in erster Linie mit der Schließung einer großen Hamburger Raffinerie zu erklären, deren Exporte von Mineralölprodukten nun wegfallen. Das Segment Greifergut erreichte mit 2,6 Millionen Tonnen (-0,6 Prozent) annähernd das Ergebnis aus dem vergleichbaren Vorjahreszeitraum.

Der nicht-containerisierte Stückgutumschlag, zum Beispiel von großen Anlagenteilen und rollender Ladung, blieb in den ersten drei Quartalen mit insgesamt 1,2 Millionen Tonnen (-9,5 Prozent) unter dem Vorjahresergebnis. Auf der Importseite, die 419.000 Tonnen (-2,2 Prozent) erreichte, konnten wachsende Umschlagmengen bei der Einfuhr von Holz, Projektladung und Südfrüchten die Rückgänge bei Papier, Metall und Kraftfahrzeugen nicht wettmachen. Im Versand konventioneller Stückgüter, für den insgesamt 776.000 Tonnen (-13 Prozent) ermittelt wurden, konnte das Wachstum bei Holz, Eisen und Stahl nicht den Rückgang bei der Ausfuhr von Kraftfahrzeugen ausgleichen.

Starke Hinterlandverkehre

Egloff und Mattern wiesen auch daraufhin, dass Hamburg im ausgeprägten Wettbewerb mit den Haupthäfen Nordeuropas eine besonders gute Entwicklung der Seehafenhinterlandverkehre aufweist. Die mit der Bahn in und aus Hamburgs Hafen transportierte Gütermenge erreichte gegen den Trend der insgesamt im Schienengüterverkehr eher rückläufigen Mengen ein Plus von 3,1 Prozent. Die Anzahl der in den ersten neun Monaten auf der Schiene beförderten Container kletterte um knapp zwei Prozent auf 1,8 Millionen TEU.

Mehr als 200 Güterzüge erreichen oder verlassen täglich Europas größten Eisenbahnhafen und verbinden Hamburg mit allen Wirtschaftsregionen im Binnenland. Die große Zahl an Verbindungen und die hohe Frequenz an Zugabfahrten von und nach Hamburg sind für die schnelle Abwicklung von Export- und Importgütern der Verlader im Binnenland von Vorteil. Jens Meier, der Chef der Hamburg Port Authority (HPA), wies in diesem Zusammenhang auf die erheblichen Investitionen in die Infrastruktur des Hafens in Höhe von 450 Millionen Euro seit 2008 hin. Allein für die Köhlbrandbrücke wurden 60 Millionen Euro ausgegeben. Damit soll das 1974 in Betrieb genommene Wahrzeichen noch bis 2030 genutzt werden können. Spätestens dann soll ein höherer Ersatz realisiert sein, damit auch Schiffe über 14.000 TEU den Container Terminal Altenwerder (CTA) erreichen können, hofft der Manager. Die konkreten Vorplanungsarbeiten für das Projekt beginnen nächstes Jahr.

Der Hafen der Hansestadt sichert mehr als 156.000 Arbeitsplätze in der Metropolregion Hamburg. Der Standort ist mit einer Bruttowertschöpfung von 21,8 Milliarden Euro von großer Bedeutung für die gesamte deutsche Volkswirtschaft.

Für 2016 rechnet die Marketingorganisation des Hamburger Hafens mit einem Seegüterumschlag auf Vorjahresniveau in der Größenordnung von rund 138 Millionen Tonnen und knapp neun Millionen TEU beim Containerumschlag. FBi

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