Hamburg schon im nächsten Netz

5G soll in den 2020er-Jahren etabliert werden. Der Hamburger Hafen ist bereits seit Februar ein Testfeld, Foto: HHM, Michael Lindner
Rund neun Monate nach Beginn eines groß angelegten Testlaufs für den Mobilfunkstandard 5G im Hamburger Hafen hat die Hamburg Port Authority (HPA) eine positive Zwischenbilanz gezogen.
Das Funksignal, das von einer Sendeanlage auf dem Hamburger Fernsehturm in mehr als 150 Metern Höhe abgestrahlt wird, sei im Hafengebiet stabil zu empfangen, sagte HPA-Chef Jens Meier am Dienstag. Die Praxistests mit drei verschiedenen industriellen Anwendungen verliefen vielversprechend.
Die Fallbeispiele sollen die Verlässlichkeit des neuen Standards in der Praxis belegen: Zum einen installierten die Partner – neben der Hafenbehörde die Deutsche Telekom und Nokia – Sensoren auf Schiffen der HPA-Tochter Flotte Hamburg. Sie sollen Bewegungs- und Umweltdaten in Echtzeit aus großen Teilen des Hafengebiets übertragen. An Land steuert die HPA mit einer Ampel, die an das Mobilfunknetz angebunden ist, aus der Ferne Verkehrsströme im Hafen. Und im dritten Beispiel geht es um schnelle Verfügbarkeit großer Datenmengen außerhalb bestehender Netzwerke: Dabei würden über das 5G-Netz Informationen an eine Augmented-Reality-Anwendung übertragen. Grob: Blickt man durch eine geeignete Brille, erscheinen etwa Gebäudedaten von künftigen oder ehemaligen Bauwerken in der realen Umwelt. Damit könnten Ingenieure dabei unterstützt werden, direkt im Hafengebiet Bauplanungen zu überwachen.
Ein großer Vorteil des 5G-Standards, der im nächsten Jahrzehnt das heutige LTE-Netz ablösen soll, bestehe in einer neuen virtuellen Architektur, erklärt die HPA: Das Mobilfunknetz werde in einzelne Netze („Network Slices“) unterteilt. Jede dieser Netz-Schichten unterstütze eine andere spezielle Anwendung mit unterschiedlichen Anforderungen an Geschwindigkeit oder Kapazität. Langfristig könnte so auch das autonome Fahren von Schiffen und Lkw ermöglicht werden.
Der Feldversuch im Hamburger Hafen hatte Anfang Februar auf rund 8000 Hektar Hafengebiet begonnen. Er ist Teil eines zweijährigen Forschungsprojekts, das von der EU gefördert wird. Ein weiteres Testfeld besteht im italienischen Turin. Dort steht der Multimediabereich im Mittelpunkt. ger