Hamburg trotzt verzögerter Elbvertiefung

Der Hamburger Hafen sieht auch für 2017 einer positiven Entwicklung entgegen.“

Das erklärte am Mittwoch Axel Mattern, Vorstand Hafen Hamburg Marketing (HHM), bei der Vorlage der Jahresbilanz in der Hansestadt. Allerdings rechnet die Organisation insgesamt mit nur einem Seegüter umschlag auf dem Niveau von 2016. Ein wesentlicher Grund für die Stagnation könnte auch die erneut verzögerte Elbvertiefung nach dem Urteil des Leipziger Bundesverwaltungsgerichts am vergangenen Donnerstag sein. Dabei hatten die Richter Nachbesserungen an dem Planfeststellungsbeschluss verlangt. Branchenexperten gehen inzwischen von zwei Jahren und mehr aus, zumal die Umweltverbände neue Klagen nicht ausschließen. Zudem werden empfindliche Ladungsverluste durch die Abwanderung von Liniendiensten befürchtet.

Aktuell droht der Abzug von Schiffen aus der Hansestadt, so Hamburgs CDU-Fraktionschef André Trepoll. „Uns ist zugetragen worden, dass zwei Liniendienste aus Hamburg abgehen sollen Richtung Rotterdam im Umfang von einer halben Million Containern (TEU) Umschlagvolumen.“

Außerdem soll die im April startende „The Alliance“ mit Hapag-Lloyd, “K”Line, Mitsui O.S.K. Lines, Nippon Yusen Kaisha und Yang Ming eine mögliche Umstellung planen. Danach ist die Abwicklung der Nordamerikadienste in Deutschland künftig möglicherweise nur noch über Bremerhaven denkbar. Bisher sind es Bremerhaven und die Elbmetropole.

Bisher keine Abwanderungen

Bislang liegen beim Hafen noch keine Informationen vor über eventuelle negative Auswirkungen nach dem Urteil zur Elbvertiefung und der Neuordnung der weltweiten Allianzen in der Schifffahrt. Es seien keine regelmäßigen Container-Liniendienste von Hamburg in Konkurrenzhäfen abgewandert. Hamburgs Wirtschaftssenator Frank Horch stemmte sich auch gestern wieder mit aller Kraft gegen pessimistische Einschätzungen und besorgniserregende Entwicklungen im Zusammenhang mit der umstrittenen Elbvertiefung. „Wir werden alles daran setzen, den Hafen wettbewerbsfähig und auf Kurs in die Zukunft zu halten. Dabei stehen wir weiter vor erheblichen Herausforderungen“, räumt der Politiker ein. Die Auflagen des Gerichts seien zu 90 Prozent erfüllt worden. An den letzten planerischen Korrekturen werde bereits intensiv gearbeitet.

„Der Hamburger Hafen ist und bleibt eines der wesentlichen Fundamente der wirtschaftlichen Entwicklung Hamburgs“, sagte er. Die Träger der Maßnahme – der Bund und das Land Hamburg – würden nach dem Urteil des Bundesverwaltungsgerichts wie schon zuvor auf alle Beteiligten in dem Verfahren erneut zugehen. „An den Grundsätzen müssen wir jedoch festhalten, nicht aus Starrsinn, sondern wir müssen die Ziele der Fahrrinnenanpassung erreichen.“ Damit erteilte Horch dem Ansinnen der Umweltverbände eine Absage, auf wesentliche Elemente der Elbvertiefung zu verzichten und sich auf die Verbreiterung der Fahrrinne zu beschränken.

„Das Bundesverwaltungsgericht hat mit seinem Urteil vom 9. Februar die Notwendigkeit der Fahrrinnenanpassung ausdrücklich unterstrichen“, betonte Jens Meier, Geschäftsführer der Hamburg Port Authority (HPA). Die Fahrrinnenanpassung werde kommen. Nun gehe es noch darum, das Verfahren zu ergänzen. „Wir konzentrieren uns jetzt darauf, die Fragen zu möglichen Schwankungen beim Salzgehalt der Elbe zu klären und im Rahmen der habitatschutzrechtlichen Verträglichkeitsprüfung auch Anforderungen an zusätzliche Ausgleichsflächen in den Planungen zu berücksichtigen.“ Die zuständige Projektgruppe werde mit Hochdruck daran arbeiten; für eine konkrete Aussage zum Zeitrahmen sei es jedoch derzeit noch zu früh. Das Gericht hatte in seinem Urteil klargestellt, dass der gesamte Planungsvorgang keine Mängel aufwies und die Einwände der Umweltverbände hinsichtlich der wasserbaulichen Maßnahmen nicht durchgreifen. Auch die europäische Wasserrahmenrichtlinie sei eingehalten worden. Lediglich beim Schutz einer Pflanze, des Schierlings-Wasserfenchels, und bei der Ausweisung von Ausgleichsflächen müsse nachgebessert werden, dann sei die Maßnahme umzusetzen.

"Fahrrinnenanpassung kommt"

„Damit ist klar, dass die Fahrrinnenanpassung kommt, aber wir bedauern den erneuten Zeitverlust bei der Umsetzung der Maßnahme. Wichtig ist aber: Für die Schifffahrt auf der Elbe und den Betrieb im Hamburger Hafen ändert sich nichts. Wir waren bisher in der Lage, die größten Containerschiffe abzufertigen, das wird auch in Zukunft so sein. Eine Verschlechterung tritt somit nicht ein“, ergänzte HHM-Vorstand Ingo Egloff.

Der Hamburger Hafen hat dank eines starken Endspurts im vergangenen Jahr ein leichtes Umschlagplus geschafft. Der gesamte Gü ter umschlag stieg um 0,3 Prozent auf 138,2 Millionen Tonnen. Der wichtige Container umschlag erhöhte sich um 1,0 Prozent auf 8,9 Millionen Standardcontainer (TEU).

Nach einem schwachen Auftakt entwickelte sich der Umschlag im Jahresverlauf aufwärts und erreicht im vierten Quartal ein Plus von mehr als vier Prozent. Diese positive Entwicklung habe sich auch im laufenden Jahr zunächst fortgesetzt, sei aber nicht für das gesamte Jahr gesichert. Zu dem Umschlag ergebnis, das etwas besser als erwartet ausfiel, hat auch ein wieder steigender Warenaustausch mit China beigetragen, dem mit Abstand wichtigsten Handelspartner des Hamburger Hafens. Der Umschlag mit China erhöhte sich um 1,6 Prozent, und auch der zweitgrößte Handelspartner Russland legte um 4,5 Prozent zu.

Hinter den Höchstzahlen zurück

Damit bleibt der Hafen allerdings noch deutlich hinter seinen Höchstzahlen vor fast zehn Jahren von knapp zehn Millionen TEU zurück. Die Konkurrenten Rotterdam (plus 1,2 Prozent) und Antwerpen (plus 4,0 Prozent) legten stärker zu, die bremischen Häfen dagegen verloren 1,0 Prozent im Containerumschlag. Antwerpen hat Hamburg seit einiger Zeit vom zweiten Platz der Containerhäfen in Europa verdrängt und erstmals mehr als zehn Millionen TEU umge schlagen.

Nach wie vor bewirkten die Direktanläufe von Containerliniendiensten in Göteborg und Danzig Rückgänge im seeseitigen Containerverkehr Hamburgs mit Schweden (243.000 TEU/-10,6 Prozent) und Polen (214.000 TEU/-9,7 Prozent). Mit insgesamt 1,8 Millionen TEU blieben die Containerverkehre mit der Ostsee trotzdem auf Vorjahresniveau. Beim Massengutumschlag, der im Jahr 2016 ein Ergebnis von 44,9 Millionen Tonnen (-1,3 Prozent) in Hamburg ausmachte, entwickelten sich dagegen erneut die Importe und Exporte unterschiedlich. Auf der Importseite wurde mit insgesamt 33,4 Millionen Tonnen ein Plus von 3,0 Prozent erreicht. Auf der Exportseite blieb der Massengutumschlag mit insgesamt 11,5 Millionen Tonnen (-11,9 Prozent) unter dem Vorjahresergebnis. Der Greifergutumschlag von überwiegend Kohle und Erzen blieb mit 18,5 Millionen Tonnen (-1,4 Prozent) unter dem Vorjahresergebnis. Die mit 11,5 Millionen Tonnen (-11,9 Prozent) rückläufige Entwicklung beim Export in den Umschlagsegmenten Sauggut, Flüssigladung und Greifergut hat unterschiedliche Ursachen. So ist neben einem erntebedingten Rückgang der Ge trei de ex por te, die mit 3,2 Millionen Tonnen (-23,2 Prozent) deutlich schwächer als im besonders starken Vorjahr ausfielen, mit 2,2 Millionen Tonnen (-20,6 Prozent) auch ein Rückgang bei den Exporten von Mineralölprodukten zu verzeichnen. Das schwächere Umschlagergebnis wird in erster Linie mit der Schließung einer großen Hamburger Raffinerie erklärt. Das Segment Greifergut erreichte mit 3,5 Millionen Tonnen (-0,5 Prozent) annähernd das Ergebnis aus dem vergleichbaren Vorjahres zeitraum.

Der nicht-containerisierte Stückgutumschlag, von zum Beispiel großen Anlagenteilen und rollender Ladung, blieb 2016 mit insgesamt 1,5 Millionen Tonnen (-11 Prozent) unter dem Vorjahresergebnis. Auf der Importseite, die 518.000 Tonnen (-9,7 Prozent) erreichte, konnten wachsende Umschlagmengen bei Südfrüchten (182.000 Tonnen/+1,7 Prozent) und restlicher konventioneller Ladung, wie zum Beispiel große Maschinen, die Rückgänge bei Papier, Holz, Metall und Kraftfahrzeugen nicht wettmachen. FBi

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