HHLA-Aktionäre hoffen auf frischen Wind

Bei der Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA) soll eine neue Ära beginnen: mit einem geänderten Geschäftsmodell und mehr unabhängiger Expertise im Aufsichtsrat.

So lassen sich die Botschaften und Aktionärsforderungen zusammenfassen, die am Mittwoch auf der Hauptversammlung des Hamburger Hafenunternehmens ausgesendet wurden. Zentraler Punkt war dabei die Wahl des ehemaligen Bahnchefs Dr. Rüdiger Grube als Nachfolger von Prof. Peer Witten zum Aufsichtsratsvorsitzenden der HHLA. Auch Siemens-Nord-Chef Michael Westhagemann soll in das Kontrollgremium einziehen. Die Wahl war bis Redaktionsschluss noch nicht abgeschlossen.

Grube stellte sich den Aktionären als „Hamburger Jung“ vor. „Man sagt nicht umsonst, dass der Täter stets zum Tatort zurückkehrt“, so Grube. Für ihn gilt das gleich in mehrfacher Hinsicht. Nicht nur ist er in Moorburg geboren und hat in Hamburg studiert, sondern unter seiner Führung hatte die Deutsche Bahn auch den 50-Prozent-Anteil der HHLA an der DB-Tochter Transfracht übernommen. Anknüpfungspunkte gab es also schon früher über das Intermodalgeschäft.

Nun hofft man bei der HHLA und im Aktionärskreis, dass Grube die HHLA-Intermodalaktivitäten mit seiner Branchenkenntnis weiter vor anbringt. „Herr Grube, mischen Sie den Laden im positiven Sinne mal so richtig auf“, betonte Peter Tschirner von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger. Er übte zugleich Kritik an der Amtsführung des scheidenden Chefkontrolleurs Witten und dem vergleichsweise gro ßen Gewicht des Hauptaktionärs, der Stadt Hamburg, in dem Gremium.

Der zweite neue Kontrolleur Westhagemann wird vor allem mit dem Ziel der HHLA in Verbindung gebracht, Chancen im Zuge der Digitalisierung zu nutzen. Der erfahrene Manager und Fachinformatiker stellte in seiner Vorstellung heraus, dass er bei Siemens aktiv an der Erarbeitung der Strategie 2020 mitgearbeitet habe, die auf eine stärkere Digitalisierung, Automatisierung und Elektrifizierung des Geschäfts abziele.

Auch die HHLA soll künftig deutlich digitaler agieren, wie Vorstandschefin Angela Titzrath in ihrer Rede unterstrich. „Wir wollen dafür ein Netzwerk aufbauen und mit starken Partnern digitale Lösungen vorantreiben.“ Daher werde der Digital Hub Logistics in Hamburg „unternehmerisch mitgestaltet“. Und, so die Managerin: „Den Hub wollen wir auch als Basis für einen Business Accelerator nutzen“.

Zugleich gab sie einen vorsichtigen Einblick in ihre künftige Strategie, wenngleich sie konkrete Vorhaben und Projekte schuldig blieb. Wichtig sei es indes, so Titzrath, „dass wir unsere Aktivitäten noch stärker vom Kunden aus betrachten. Und weil wir so denken, wollen wir die Zusammenarbeit zwischen Container Vertrieb und dem Segment Intermodal weiter stärken, um künftig maßgeschneiderte Dienstleis tungen aus einer Hand anbieten zu können.“

Dies ist wohl auch deshalb die Marschrichtung, da sich bei der HHLA offenbar niemand mehr der Illusion hingibt, dass die Zeiten zweistelliger Zuwächse im Containerumschlag noch einmal zurückkehren. Künftig sei es schon ein Erfolg, „wenn die Menge des Containerumschlags in Hamburg gleich bleibt“, so Titzrath.

Dennoch beharrt auch sie wie stets auch ihr Vorgänger Klaus-Dieter Peters auf der Elbvertiefung. Denn ohne die Fahrrinnenanpassung würden die zunehmend in Dienst gestellten Megaboxer mit 20.000 TEU und mehr Hamburgs Hafen künftig wohl seltener anlaufen. Das sei für den gesamten maritimen Standort Deutschland schlecht, so Titzrath, denn: „Sie werden auch nicht, wie das mancher vielleicht insgeheim hofft, nach Wilhelmshaven ausweichen, sondern ihre Ladung in Rotterdam und Antwerpen konzentrieren.“ sr/FBi

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