HHLA: Mit neuen Zielen in die Zukunft

Die Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA) steuert auf neuem Kurs.

Mit einem Bündel von Maßnahmen sollen die Chancen in einem sich verändernden Marktumfeld genutzt werden. „Um einseitige Abhängigkeiten und Risiken zu reduzieren, haben wir mit unserer Diversifizierungsstrategie zukünftig für den Konzern mehrere tragende Säulen im Blick“, erklärte am Mittwoch der scheidende Vorstandschef Klaus-Dieter Peters bei der Vorlage seiner letzten Unternehmensbilanz in der Hansestadt.

Am Standort Hamburg soll die Marktführerschaft behauptet und ausgebaut werden. Dafür werde die Ertüchtigung der Containerterminals für die Abfertigung besonders großer Schiffe fortgesetzt und die Produktivität durch weitere Automatisierung und Optimierung von Prozessen gesteigert. „Außerdem werden wir das Netzwerk unserer Intermodalgesellschaften mit neuen Verbindungen und Standorten für europäische Hafenhinterland- und Kontinentalverkehre erweitern“, betonte Peters. 2015 flossen mehr als 50 Prozent der Konzerninvestitionen in den Ausbau der Bahngesellschaften, die mit ihrem eigenen rollenden Material und mit ihren eigenen Hub- und Inlandterminals eine hohe Wertschöpfung erzielten. Derzeit investiert die HHLA in einen weiteren Hub-Terminal in Budapest. Darüber hinaus strebt der Konzern ein beschleunigtes horizontales Wachstum durch eine erweiterte Regional- und Produktstrategie an. „Wir werden unsere Suche nach attraktiven Hafenprojekten in Wachstumsmärkten intensivieren und Chancen konsequent nutzen“, versicherte der Manager.

Damit soll der Wandel des Unternehmens von einem führendenen Hafenlogistiker in Europa zu einem führenden europäischen Hafen- und Transportlogistikkonzern vollzogen werden.

Hintergrund des HHLA-Kurswechsels sind den weiteren Angaben zufolge aktuelle Herausforderungen wie

▪ weltweit abnehmende Wachstumsdynamik bei Wirtschaft, Transport und Containerumschlag,

▪ strukturelle Veränderungen der chinesischen Volkswirtschaft,

▪ andauernde Wirtschaftskrisen in Russland und der Ukraine,

▪ verschärfter Wettbewerb zwischen den Häfen an Nord- und Ostsee sowie im Mittelmeer,

▪ sich neu formierende Reeder-Allianzen,

▪ weitere Spitzenbelastungen durch verzögerte Fahrrinneanpassung und Schiffsgrößenwachstum sowie

▪ andauernde Infrastrukturdefizite.

Mit dem letzten Punkt meinte Peters unter anderem den weiterhin unbefriedigenden Zustand des Nord-Ostsee-Kanals (NOK) sowie das unzureichende Sediment-Management im Hamburger Hafen. „Vor dem Hintergrund eines verschärften Wettbewerbs zwischen den Häfen führen Infrastrukturdefizite inzwischen zu nennenswerten Mengenverlusten“, kritisierte der HHLA-Chef.

2015 hatte der Konzern beim Containerumschlag deutlich eingebüßt. Er sank um 12,3 Prozent auf 6,561 Millionen TEU. Dabei waren die drei Hamburger Hafenterminals mit einem Rückgang von 12,6 Prozent am stärksten betroffen. Die Anlage in Odessa verzeichnete ein Minus von 2,9 Prozent auf 256.000 TEU. Die Intermodalgesellschaften der HHLA dagegen steigerten die Menge der transportierten Container nach einem bereits starken Vorjahr noch einmal um 2,7 Prozent auf 1,3 Millionen TEU. Die Wachstums treiber waren dabei erneut die HHLA-Bahngesellschaften Metrans und Polzug, die beim Containertransport um 5,3 Prozent zulegen konnten. Die HHLA betreibt mittlerweile 13 Bahn-Terminals, überwiegend in Mittel- und Osteuropa, und besitzt mehr als 50 eigene Lokomotiven und 2500 Waggons.

Insgesamt sanken die Umsatzerlöse jedoch um 4,8 Prozent auf 1,1 Milliarden Euro, und das Betriebsergebnis (EBIT) fiel um 7,5 Prozent auf 156,5 Millionen Euro. Dagegen stieg der Konzernjahresüberschuss nach Anteilen anderer Gesellschafter um 13,2 Prozent auf 66,7 Millionen Euro. Der Jahresüberschuss des Teilkonzerns Hafenlogistik nach Anteilen anderer Gesellschafter wuchs um 12,8 Prozent auf 58,9 Millionen Euro. Das ist zurückzuführen auf eine gesunkene Steuerquote, weil die Gewinne teilweise im Ausland anfallen, sowie auf ein besseres Finanzergebnis. Vorstand und Aufsichtsrat der HHLA schlagen der Hauptversammlung am 16. Juni 2016 daher eine Dividende pro Aktie von 0,59 Euro vor – 13,5 Prozent mehr als 2014. Insgesamt will die HHLA 46 Millionen Euro an die Anteilseigner ausschütten.

Ausblick 2016

Angesichts der vorhergesagten wirtschaftlichen Entwicklungen, andauernder regionaler Risiken sowie bestehender Infrastrukturdefizite rechnet die HHLA für 2016 beim Containerumschlag mit einer Menge im Bereich des Vorjahres und beim Containertransport ein weiteres Mal mit einer Mengensteigerung. Die Umsatzerlöse auf Konzernebene werden auf Vorjahresniveau erwartet. Das Betriebsergebnis (EBIT) des Konzerns wird sich nach einem einmaligen Konsolidierungsaufwand im Segment Logistik in Höhe von 15 Millionen Euro für die Schließung des Übersee-Zentrums im Hamburger Hafen (THB 22. Januar 2016) voraussichtlich zwischen 115 und 145 Millionen Euro bewegen, so Peters.

Ein Nachfolger für ihn ist gestern noch nicht benannt worden. Die Suche läuft. Peters hatte seinen Abschied am 9. Dezember 2015 angekündigt. Er wird nach Ablauf seines Vertrages zum Jahresende aus dem Unternehmen ausscheiden. Peters hat bei der HHLA seit dem 1. April 2003 das Kommando. Unter seiner Führung baute das Unternehmen vor allem die Hinterland- sowie Bahnaktivitäten aus und ging 2007 an die Börse. Der Aktienkurs ist seit dem kräftig abgesackt – von mehr als 60 Euro auf aktuell 13,37 Euro. Gleichzeitig stiegen die Bezüge des vierköpfigen Vorstands kräftig. Im Rathaus und in der Stadt wurden die Manager als „Hamburgs teuerste Angestellte“ kritisiert. Die Vergütung betrug 2015 rund 2,93 Millionen Euro (Vorjahr: 2,96 Millionen Euro).

Die FDP bezeichnete das HHLA-Ergebnis als „solide“. Allerdings stelle der dramatische Einbruch im Containerumschlag das Unternehmen vor schwierige Herausforderungen. Insbesondere der hohe Mengenverlust im Vergleich zu Wettbewerber Eurogate müsse aufgearbeitet werden. Außerdem müsse der Senat bei der anstehenden Nachbesetzung des Vorstandsvorsitzes einen erfahrenen Kandidaten identifizieren, der die Probleme beim Containerumschlag löst, so Michael Kruse, parlamentarischer Geschäftsführer und wirtschaftspolitische Sprecher der FDP-Fraktion in der Hamburgischen Bürgerschaft. FBi

Teilen
Drucken

Kundenservice

Sie haben Fragen? Kontaktieren Sie uns gerne.

Kundenservice

Sie haben Fragen? Kontaktieren Sie uns gerne.

Nach oben