Hilfspolizisten als Schwergut-Begleiter

Großraum- und Schwer transporte auf der Straße zu und von den Seehäfen stellen an alle in der Logistikkette Mitwirkenden hohe Anforderungen im Hinblick auf die Planung und die Durchführung dieser Transporte – nicht zuletzt deshalb, weil es zahlreiche Engpässe gibt.
Und das sind die wesentlichen Hürden: zum einen die rechtzeitige Erteilung der erforderlichen Transport-Ausnahmegenehmigungen, gerade wenn es um bundesländerübergreifende Abläufe geht – zum anderen die Routenplanung. Aufgrund des schlechten Bau- und Erhaltungszustands von Straßenbrücken, insbesondere auch bei den Bundesfernstraßen, sind die Disponenten in den Fachspeditionen gezwungen, zeit- und kostenträchtige Umwegrouten auszuarbeiten. Sogenannte „abgelastete Brücken“ können in der Summe dann schnell zu mehreren hundert „Umweltkilometern“ führen. Und auch das stellt eine Herausforderung dar: Viele Groß- und Schwertransporte (GST) erfordern eine Begleitung durch die Polizei. Aufgrund ihrer hohen Beanspruchung durch andere Aufgabengebiete kommt es dabei immer wieder zu Personalengpässen. Auch mit der Folge, dass gerade bei länderübergreifenden Transporten das erforderliche hoheitliche Begleitpersonal für den Weiterlauf nicht rechtzeitig zur Verfügung steht. Auch dieses Nadelöhr zerrt an den Nerven der Beteiligten: GST-Transporte benötigen viel Platz, wenn sie zum Beispiel auf Autobahnparkplätzen einen Zwischenstopp einlegen müssen, um beispielsweise die digital überwachten Ruhe- und Lenkzeiten des Fahrpersonals einzuhalten, oder um auf die besagte Begleitung durch Polizeibeamte zu warten.
Das Thema „Herausforderungen bei GST“ spielte jedenfalls auf der Auftaktveranstaltung „Projekt-Logistik“ von Via Bremen im Januar 2015 eine zentrale Rolle (THB 14. Januar 2015). Damals hatte Polizeihauptkommissar Dirk Wegner, Fachdozent für Ladungssicherung und Groß- und Schwertransporte (GST) bei der Bremer Polizei, über die Besonderheiten dieser Abläufe auf dem vergleichsweise überschaubaren Gebiet des Stadtstaates Bremen berichtet. Allein für das kleine Bundesland fallen demnach um die 3500 Einsatz-Stunden für die Polizei nur für die GST- Begleitung an.
Fest steht auch: Es wurde seit 2015 bundesweit sehr viel getan, um die Rahmenbedingungen für Schwergut- und Projektladungsabläufe auf der Straße zu verbessern.
Eine Initiative verdient dabei eine besondere Würdigung: das Modell „Hilfspolizist“ als Ersatz-Fachkraft bei der hoheitlichen Begleitung von Schwer-Lkw. Federführend ist hier das Niedersächsische Ministerium für Inneres und Sport. Es startete im März 2016 ein deutschlandweites Pilotprojekt, in dessen Rahmen 67 Hilfspolizisten aus 13 Privatfirmen die Polizei bei diesen Transporten unterstützen. Die primären Ziele dieses auf zwei Jahre ausgelegten Projektes sind: eine Entlastung der Gesetzeshüter und die Erarbeitung eines größtmöglichen Erfahrungsschatzes während der Forschungsphase.
Die Polizei berichtet bisher von einer guten Zusammenarbeit. Bernhard Witthaut, Präsident der Polizeidirektion Osnabrück, resümierte jedenfalls zum Jahresende 2016: „Die Hilfspolizeibeamten sind ein Gewinn für beide Seiten, sowohl für die Firmen, die aufgrund ihrer Transportmaße Begleitung benötigen, als auch für meine Kollegen. Durch den Einsatz der Privatfirmen werden wir deutlich in unserer täglichen Arbeit entlastet und können wieder dort eingesetzt werden, wo die Bürger unsere Hilfe fordern und dringend benötigen.“
Nach Angaben der Polizeidirektion Osnabrück begleiteten die Mitarbeiter privater Firmen seit dem Start des Projektes im März 2016 (von der Küste bis zum Teutoburger Wald) 2956 der insgesamt 4161 abgesicherten Transporte. Das entspricht einer Entlastung der Polizei um rund 71 Prozent oder 4450 Einsatzstunden. EHA/bre