„Jamaika“ will starke Häfen im Land

Starker Wirtschaftsmotor für das Land zwischen den Meeren bleiben die Seehäfen, so auch Kiel, Foto: Hafen Kiel

„EEG-Umlage auf Landstrom beseitigen“Dr. Dirk ClausSeehafen Kiel, Foto: Arndt
Für die schleswig-holsteinische Landesregierung stellen die Häfen des nördlichsten Bundeslandes einen bedeutenden Motor für die Wirtschaft, aber auch einen bedeutenden Impulsgeber für den Arbeitsmarkt als Ganzes dar.
Das bekräftigte Dr. Thilo Rohlfs, Staatssekretär im Kieler Wirtschaftsministerium, im Rahmen seiner Sommerreise, die ihn auch an verschiedene Hafenstandorte führte. So besuchte er am Mittwoch den Kieler Hafen, um sich von dessen Chef, Dr. Dirk Claus, über die aktuelle Wettbewerbsposition und die geplanten Bau- und Ausbauvorhaben informieren zu lassen. Tags zuvor war Rohlfs, der von Abgeordneten des Kieler Landtags begleitet wurde, in Brunsbüttel.
Im Unterelbehafen empfing ihn Frank Schnabel, Mitglied der Geschäftsführung der Schifffahrts-, Häfen- und Logistik-Gruppe Schramm Group. Mit Rohlfs nutzten auch der Landtagsabgeordnete und Mitglied der Brunsbütteler Ratsversammlung, OIiver Kumbartzky, sowie Stefan Mohrdieck, Landrat des Kreises Dithmarschen, Veronika Kolb, Vorsitzende des Wirtschaftsausschusses des Kreises Dithmarschen, und Peter Hollmann, amtierender Bürgermeister der Stadt Brunsbüttel, die Visite zu einem Erfahrungs- und Meinungsaustausch.
Der Themenzettel war reichlich gefüllt. Dabei stand für Hafenchef Schnabel das für die gesamte Westküste Schleswig-Holsteins wichtige Projekt eines LNG-Import-Terminals ganz oben auf der Agenda. Die ersten Überlegungen dazu sind inzwischen sieben Jahre alt. In der Zwischenzeit wurden wichtige Teilschritte auf dem Weg zu diesem Projekt vollzogen. Schnabel wies darauf hin, dass der wichtige Projektpartner, die Firma German LNG Terminal GmbH, weiterhin die Unterstützung seitens der Politik erhalten müsse. Die Firma tritt als potenzieller Investor in Erscheinung und prüft derzeit die finanzielle Machbarkeit. Am Ende könnte der Bau eines ersten deutschen LNG-Import- und Small-Scale-Terminals auf deutschem Boden in Brunsbüttel stehen. Schnabel vor Ort: „Um die großen Potenziale, die LNG für die Region bietet, in Chancen umwandeln und nutzen zu können, ist politische Unterstützung zwingend erforderlich.“
Doch es gibt noch weitere Vorhaben, die perspektivisch dazu beitragen sollen, den Standort Brunsbüttel und den angrenzenden ChemCoast Park im nationalen wie internationalen Marktumfeld zu stärken. Dazu gehören für Schnabel der zweigleisige Ausbau und die Elektrifizierung der Bahnstrecke zwischen Brunsbüttel und Wilster/Itzehoe. Als Elbehafen sei Brunsbüttel zudem intensiv bestrebt, das heute schon engmaschige Beziehungsgeflecht zu Hamburg weiter zu stärken.
Er sei froh, dass auch die Kieler Landesregierung den engen Schulterschluss mit dem Stadtstaat suche, und zwar über wirtschaftliche Aspekte hinausgehend.
In der Landeshauptstadt versprach Rohlfs Hafenchef Claus, den erfolgreichen Kurs des Vielzweckhafens auch in Zukunft zu begleiten und tatkräftig zu unterstützen. An konkreten Ansätzen dafür mangelt es Kiel jedenfalls nicht. So bekräftigte Port-Chef Claus erneut, wie wichtig es auch vor dem Hintergrund der landesweit geführten Diskussion um die allgemeine Luftschadstoffbelastung sei, zum Beispiel beim Thema Landstromversorgung der Seeschiffe in den Häfen voranzukommen. Untrennbar damit verbunden ist für Claus, dass eine Befreiung von der EEG-Umlage so schnell wie möglich auf den Weg gebracht werde, so, wie es im Koalitionsvertrag der „GroKo“ in Berlin ja auch bereits als Ziel hinterlegt sei. Durch die Befreiung werde für die Reedereien ein wirtschaftlicher Anreiz geschaffen, „um Emissionen während der Hafenliegezeiten weiter zu reduzieren“. Ungeachtet der EEG-Thematik arbeite der Hafen Kiel jedoch mit Hochdruck daran, eine erste eigene Landstromversorgungsstation zu installieren. Voraussichtliche Investition: rund eine Million Euro. Eine begleitende öffentliche Förderung des Vorhabens laufe. Realisiert werden soll der Anschluss am Norwegenkai, wo die beiden RoPax-Fähren der norwegischen Color Line abgefertigt werden. Sie beziehen bereits seit 2011 im Hafen Oslo „grünen“ Strom unmittelbar nach dem Anlegen. Und auch das konnte Claus seinem Gast berichten: Nach dem Norwegenkai sollen in den Folgejahren entsprechende Anlagen auch am Ostseekai sowie am Schwedenkai entstehen.
Das aktuelle Großbauvorhaben findet indes im Bereich des Ostuferhafens statt. Hier sollen die Lkw-Vorstauflächen deutlich erhöht werden. Dazu werden zwei in die Jahre gekommene Großhallen der früheren Getreide AG abgerissen. Noch in diesem Sommer geht’s los. Die Fertigstellung ist für das Frühjahr 2019 geplant. EHA