Jeder dritte Container über Rotterdam (Update)

Jeder dritte Container, der innerhalb der Nordwest-Range umgeschlagen wird, läuft über den Hafen Rotterdam.

Darauf wies Allard Castelein, CEO des Hafenbetriebs Rotterdam (HbR), am Donnerstag bei der Vorlage der Umschlagzahlen für 2017 hin. Sie bescheren dem mit Abstand größten europäischen Seehafen einen historischen Spitzenwert beim Gesamtumschlag: 467 Millionen Tonnen gingen im Berichtszeitraum über die Kaikanten – nach 461 Millionen Tonnen im Vorjahr. Das bedeutet ein Plus von 1,3 Prozent. „Das Wachstum wird sich auch im laufenden Jahr weiter fortsetzen“, so Castelein. Wichtige Impulse gingen 2017 vom Containersektor aus. Castelein selbst spricht von einem „spektakulären Wachstum“ von rund 10,9 Prozent auf 13,7 Millionen TEU. Auf Grundlage der containerisierten Ladungesmenge beträgt der Zuwachs sogar 12,3 Prozent auf gut 142,6 Millionen Tonnen.

Im zweiten Halbjahr legte der Boxen-Umschlag besonders stark zu, und zwar um 12,4 Prozent auf TEU-Basis beziehungsweise um 14,1 Prozent bezogen auf die Ladungsmenge. In diesem Zusammenhang wies Castelein auch darauf hin, dass die neu entstandenen Containerterminals auf der Maasvlakte 2 (MV 2) einen wichtigen Beitrag zur Bewältigung des Mengenwachstums leis teten. Der Hafenmanager: „Praktisch alle Terminals weisen Zuwächse auf.“

Hinsichtlich der regionalen Zuordnung des Container aufkommens zeigt sich dieses Bild: Die Boxen-Verkehre zwischen Europa und Asien sowie Südamerika legten im Berichtsjahr besonders kräftig zu. Ebenso wuchsen die einkommenden Containerverkehre aus Nordamerika 2017 kräftig.

Einen bedeutenden Wachstumsimpuls erfuhr der Maashafen auch im Feeder-Segment. Das Plus liegt bei 21 Prozent – eine Entwicklung, die man in Hamburg mit einigem Unbehagen und auch Argwohn beobachtet. Rotterdam ist „äußerst preisaggressiv“ im Markt unterwegs“, hatte Ingo Egloff, Vorstand von Hafen Hamburg Marketing, tags zuvor bei der Bilanzvorlage für die Elbmetropole ausgeführt (thb.info 14. Februar 2018).

Vor allem die Feeder-Verkehre zwischen Rotterdam und dem Ostseeraum verbesserten sich 2017, und damit ein Marktgebiet, das der Hamburger Hafen über viele Jahre hinweg als seine natürliche „Catchment“-Area betrachtet hatte.

Das im Kurzstreckenseeverkehr anfallende Container aufkommen in Rotterdam legte 2017 um 10,2 Prozent zu, wobei sich die Mittelmeerverkehre als besonders wachstumsstark erwiesen.

Mit einem rückläufigen Umschlagergebnis sieht sich die Sparte Flüssigladung konfrontiert. 214,3 Millionen Tonnen bedeuten ein Rückgang von 4,1 Prozent gegenüber 2016. Innerhalb dieses Segments legten nur der Rohölumschlag um 2,3 Prozent auf 104,2 Millionen Tonnen und das Handling von Flüssigerdgas zu.

Mit knapp zwei Millionen Tonnen wurde im Berichtsjahr 16,5 Prozent mehr LNG umgeschlagen als 2016. Beim Flüssiggas wirken sich für Rotterdam inzwischen die verstärkten LNG-Bunkeraktivitäten positiv aus. Sie sind operativ und auch räumlich direkt an den seit 2011 vorhandenen GATE-Terminal gekoppelt. Inzwischen erfolgen von Rotterdam aus regelmäßig LNG-Lieferungen an Abnehmer in anderen Ländern beziehungsweise Häfen, darunter auch in Deutschland. Als Verkehrsträger kommt dabei vor allem der Lkw bevorzugt zum Tragen. Zum Gesellschafterkreis des GATE-Terminals gehören je zur Hälfte die beiden niederländischen Unternehmen Gasunie und Vopak – zwei Unternehmen, die in Deutschland, konkret in Brunsbüttel, gemeinsam mit dem deutschen Unternehmen Oiltanking ein LNG-Terminal im schleswig-holsteinischen Unterelbehafen realisieren wollen.

Beim trockenen Massengut schneidet Rotterdam ebenfalls mit einem Minus ab: Den 80,2 Millionen Tonnen 2017 stehen 82,3 Millionen Tonnen aus dem Vorjahr gegenüber, ein Rückgang um 2,6 Prozent. Während bedeutende Einzelgütergruppen wie Erz und Schrott oder auch Kohle im Berichtszeitraum rückläufig waren, legte der Umschlag von Agribulk zu, letztgenannte Güterart um 6,6 Prozent auf 11,1 Millionen Tonnen. Im Hafen Rotterdam verfolgt man sehr aufmerksam die politische Diskussion um die Weiternutzung der Kohle als Energieträger in Deutschland. So hatte kürzlich der Verein der Kohlenimporteure (VDKi), zu dessen Mitgliederkreis auch Hafendienstleister in Rotterdam gehören, darauf hingewiesen, dass der in Berlin angestrebte Kohleausstieg sehr wohl seine Spuren auch in den Umschlagbilanzen der Westhäfen hinterlassen werde. Sie hatten noch vor gut zehn Jahren erwartet, dass der Verzicht auf eine nationale, deutsche Kohleförderung dazu führen werde, dass dafür vermehrt Importkohle aus Übersee eingeführt werde. Ein gänzliches Kohle-Aus durchkreuzt diese Erwartungen jedoch.

Unter einem positiven Vorzeichen stand 2017 der Breakbulk-Bereich, darin dominierend der RoRo- Umschlag und sonstiges Stückgut. Mit 30,6 Millionen Tonnen weist der HbR hier ein Plus von sieben Prozent gegenüber 2016 aus. Beim wertschöpfungsintensiven sonstigen Stückgut wirkten sich die vermehrte Verladung von Bauteilen für Offshore-Windkraftanlagen, etwa Monopiles, sowie deutlich gestiegene Importe von Stahl und Aluminium aus. Der HbR treibt auf der MV 2 den Ausbau eines Zentrums für die Offshore-Industrie voran. EHA

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