Kiel plant weiteres Kreuzfahrtterminal

Wichtiger Cruise-Knoten in Kiel: der Ostseekai. Die Kapazitäten sollen erweitert werden, Foto: Arndt
Der Ostseehafen Kiel will beim Thema Abfertigungskapazitäten von Kreuzfahrtschiff einen weiteren Meilenstein setzen.
Aktuell verfügt der Förde-Hafen über vier Liegeplätze für Passagierschiffe, und zwar in der Bandbreite von 140 bis 350 Metern. Als letzte größere Terminalinvestition für das auch in Kiel weiter wachsende Segment wurde eine ursprünglich primär für den Güterverkehr genutzte Bestandsliegenschaft im Ostuferhafen auch für die Abfertigung von Luxusliner nachgerüstet.
Seit dem Besuch von Schleswig-Holsteins neuem Wirtschafts- und Verkehrsminister Dr. Bernd Buchholz (FDP) am Dienstag (THB 2. August 2017) ergänzt ein neues Vorhaben die bereits ambitionierte Ausbauliste der Seehafen Kiel GmbH: Am citynahen Ostseekai soll in den kommenden Jahren ein zweites Terminal für Kreuzfahrtpassagiere entstehen. Hafenchef Dr. Dirk Claus kalkuliert dabei mit Baukosten in der Größenordnung von etwa 5,5 Millionen Euro. Wenn alles rund läuft, dann könnte die Einrichtung bereits 2019 verfügbar sein. Weitere 4000 Quadratmeter überdachte Nutzfläche stünden in dem neuen, sich über zwei Ebenen erstreckenden Terminalgebäude zur Verfügung.
Die neue Liegenschaft soll neben dem bereits existierenden Gebäude errichtet werden und soll eine Abfertigungs-Übergangslösung ersetzen, die aus zwei Leichtbauhallen besteht. Ein wichtiger Grund diese Investitionsnotwendigkeit ist der auch in der Kreuzfahrt erkennbare Trend zu immer größeren Schiffen, das heißt zum einen mit Gesamtlängen von über 300 Meter sowie mit einer Passagieranzahl von 3500 Paxen und mehr. Solche Schiffe werden nach Einschätzung von Claus in den kommenden Jahren regelmäßiger Kiel anlaufen, zumal die für Kiel relevanten Reedereien solche Schiffe vermehrt in Dienst stellen. Für den Förde-Hafen bedeutet das auch, dass zwar unterm Strich die Passagieranzahl zunimmt, zugleich aber auch die Anzahl der Schiffsanläufe nicht proportional mitwächst. Mehr Passagiere heißt auch, dass die logistischen Abläufe bei den zeitlich sehr eng getakten Liegezeiten, beispielsweise das Handling der vielen tausend Gepäckstücke, komplexer wird.
Zudem nimmt die Anzahl von Bus-Bewegungen zu, die neue Passagiere bringen beziehungsweise die eintreffenden Fahrgäste abholen, ebenfalls zu. Heißt: Man braucht mehr Aufstellflächen für Busse. Bereits für das laufende Jahr rechnet Claus mit einer weiteren Zunahme des Passagieraufkommens auf rund 500.000 Reisende (2016: 485.000) bei 142 Anläufen (2016: 147). Auch das will Kiel: eine Landstromanlage im Bereich Schwedenkai. Doch deren Bau knüpft der Hafenchef an eine wichtige Bedingung: „Um einen wirtschaftlichen Betrieb von Landstromanlagen zu ermöglichen, ist eine Befreiung des Landstroms von der EEG-Umlage unverzichtbar. “
Claus hat aber die Weiterentwicklung des Universalhafens auch das Brot- und Buttergeschäft Seegüterumschlag im Blick. Hier bietet sich für den Hafen die „historische Chance“, dass das direkt an den Ostuferhafen-Terminal angrenzende Kohlekraftwerk mit dem Erreichen der technischen Lebenszeit 2018 abgerissen und durch ein platzsparenderes Gaskraftwerk ersetzt werden soll. Es befindet sich bereits im Bau. Claus dazu: „Wir prüfen, ob eine Erschließung des heutigen Kraftwerkgeländes möglich ist, um den Ostuferhafen langfristig zu erweitern.“ Die Gesamtfläche, rund 13 Hektar, gehört aktuell noch der Stadtwerke Kiel GmbH sowie dem Energieunternehmen Uniper. Das Firmenduo betreibt das Kraftwerk, das neben Strom auch Fernwärme für 60.000 Haushalte erzeugt. Ob es zu dem Abriss aber kommt, hängt von vielen Faktoren ab. Kiels Oberbürgermeister Dr. Ulf Kämpfer, der auch diese „strategische Erweiterungsfläche“ im Blick hat, weist jedoch darauf hin, dass es „eine Verpflichtung zum Abriss des Kraftwerks nach dessen Betriebsende nicht gibt“. Das Problelm bei diesem Grundstück: Es ist mit hoher Wahrscheinlichkeit mit Altmunitionsrückständen aus dem 2. Weltkrieg durchseucht ist. Der Hafen Kiel hat dazu leidvolle Erfahrungen im Zusammenhang mit dem Bau des benachbarten großen Logistikzentrums für den Neukunden SCA auf dem Nachbargrundstück sammeln können. Kämpfer: „Man muss von extrem hohen Sanierungskosten ausgehen.“ Ohne Landeshilfe sei das aber „nicht machbar“. Das Signal ist bei Minister Buchholz angekommen: „Das Land wird sich sicherlich beteiligen und den Ausbau fördern, wenn es hier wirtschaftlich darstellbare Möglichkeiten gibt, den Hafen richtig zu erweitern.“ EHA