Kiel sieht sich als Landstrom-Pionier

Standen den Journalisten bei Kiels Hafenbilanz 2019 ausführlich Rede und Antwort (v. l.) : Alexej Slipenciuk (DFDS), Dirk Claus (Hafen Kiel) , Ron Gerlach (Stena Line) und Dirk Hundertmark (Color Line), Foto: Arndt
Der Hafen Kiel will die Versorgung von Seeschiffen mit Landstrom weiter vorantreiben. Läuft alles nach Plan, dann soll im Ostuferhafen ab 2022 ebenfalls eine Landstrom anlage verfügbar sein. Das kündigte Dr. Dirk Claus, Geschäftsführer der Seehafen Kiel GmbH, am Donnerstag in der Fördestadt an.
Potenzieller Nutzer der künftigen Einrichtung könnte dann neben der vom Ostuferhafen aus operierenden Reederei DFDS auch die Kreuzfahrtreederei MSC sein, so Claus weiter.
In diesem Sommer wird Kiel die in dieser Auslegung und Leistungsstärke weltweit einzigartige Kombi-Landstrom-Anlage am Ostsee- und angrenzenden Schwedenkai in Betrieb nehmen. Konkrete Nutzer werden neben der Stena-Reederei auch verschiedene Kreuzfahrt-Reedereien sein.
Bei der Anlage im Wert von rund 13 Millionen Euro handelt es sich Claus zufolge „um die größte Einzelinvestition“ der von ihm geführten Hafengesellschaft. Die Arbeiten an dieser Einrichtung wurden im Herbst 2019 aufgenommen und umfassen derzeit den Tief- und Hochbau. Hieran schließt sich dann die technische Ausrüstung an. Er geht davon aus, dass der „Testbetrieb noch in dieser Saison aufgenommen werden kann“. Diese Testphase sei für alle Projektbeteiligten sehr wichtig, weil eine Landstrom anlage technisch besonders anspruchsvoll sei. Claus sieht im Ostseehafen eine Art Trendsetter und damit auch Vorbild für die Hafenwirtschaft im In- und Ausland. Er kündigte zudem an, dass „es unser Ziel ist, bereits im ersten vollen Betriebsjahr zwischen 60 und 70 Kreuzfahrtanläufe mit Landstrom zu versorgen“. Mittel- und längerfristig sollten dann um die 60 Prozent des Energiebedarfs der den Hafen Kiel anlaufenden Schiffe mit Landstrom aus regenerativen Quellen gedeckt werden“.
Seit Frühjahr 2019 betreibt Kiel am Norwegenkai seine erste Landstrom-Einrichtung für den wichtigen Kunden Color Line. Wichtig ist für ihn auch, dass ein großes, rein nationales Hemmnis auf dem Weg zur beschleunigten Installation und Inbetriebnahme von Landstromeinrichtungen zwar die EEG-Umlage ist, doch auch hier seien jetzt die Weichen dafür gestellt worden, dass diese Umlage bei Landstrom-Nutzung deutlich gesenkt wird, so dass die Reedereien wirksam entlastet werden.
Der Hafen Kiel hat beim Umschlag eine durchaus gemischte Bilanz vorzuweisen: Während beim Seegüterumschlag auf den vom Seehafen bewirtschafteten Terminalanlagen im Berichtsjahr ein Mengenplus von 1,9 Prozent auf dann 6,8 Millionen Tonnen erzielt wurde, verzeichnet der Gesamthafen mit etwas über 7 Millionen Tonnen einen Rückgang von 1,9 Prozent.
Sehr erfolgreich entwickelte sich im Berichtsjahr der Passagierbereich. Mit gut 2,4 Millionen Seereisenden liegt das Wachstum bei 8,4 Prozent. Einen entscheidenden Anteil daran hatte das Kreuzfahrt-Segment mit rund 803.000 Passagieren bei 175 Anläufen. EHA