Komplexe Weichenstellungen

Der Containerumschlag über die bremischen Häfen zieht wieder an. Das zeigt die Bilanz der ersten fünf Monate 2016. Mit Investitionen in die Schieneninfrastruktur und einem neuen Hafentunnel rüstet man sich für künftiges Wachstum.

2015 war ein schwieriges Jahr für zahlreiche Häfen in aller Welt. Auch an der Weser spürte man die Folgen der schlechten Wirtschaftsentwicklung in vielen Industrie- und Schwellenländern: Im Hauptgeschäft, der Containerlogistik, gab es ein Minus von 4,3 Prozent. Zuletzt ist der Boxenumschlag in Bremerhaven aber wieder gewachsen.

Wie aus der jüngsten Statistik des Bremer Hafensenators hervorgeht, stieg der Containerumschlag in den ersten fünf Monaten dieses Jahres auf 2,4 Millionen TEU. Das waren 4,6 Prozent mehr als im Zeitraum Januar bis Mai 2015 (rund 2,3 Millionen TEU).

Ein Vergleich der Umschlagentwicklung in Bremen und Bremerhaven unterstreicht die besondere Bedeutung des Containergeschäfts. Während in der Hansestadt von Januar bis Mai 2016 mit 5,0 Millionen Tonnen ein Minus von 1,6 Prozent verbucht wurde, legte der Hafen an der Wesermündung auf 26,2 Millionen Tonnen zu (plus 3,8 Prozent). In Bremerhaven werden mehr als 99,5 Prozent aller Container im Land Bremen umgeschlagen.

Weil die Hafenplaner mittelfristig von weiter wachsenden Container- und Fahrzeugtransporten ausgehen, bereiten sie den Standort Bremerhaven auf eine steigende Zahl von Güterzügen vor. Den Anfang machte ein Projekt am Kaiserhafen: Elf Monate nach dem offiziellen Baubeginn konnten die neuen Anlagen Mitte 2015 eingeweiht werden. Zwölf der insgesamt 16 Gleise waren zuvor auf bis zu 750 Meter Länge gestreckt und elek trifiziert worden. Dabei wurden etwa 4,3 Kilometer neue Gleise verlegt.

Die erweiterten Gleisanlagen des Hafenbahnhofs Kaiserhafen sind Teil eines umfangreichen Schienen-Investitionspakets, für das in diesem Jahrzehnt etwa 40 Millionen Euro bereitstehen. Deutlich umfangreicher als das Kaiserhafen-Projekt ist ein Vorhaben, das jetzt an der Senator-Borttscheller-Straße Gestalt annimmt. Dort, direkt neben dem Container-Terminal, liegt der Hafenbahnhof Imsumer Deich. Auch diese Vorstellgruppe bietet nicht genug Kapazität für den Güterbahnverkehr der Zukunft. Bisher standen den Bahn logistikern in diesem Bereich acht parallele Gleise zur Verfügung. Acht weitere kommen bis Herbst 2017 hinzu. Damit strecken die Planer das etwa 230 Kilometer lange Schienennetz der bremischen Hafeneisenbahn um weitere 7,5 Kilometer; 19 beheizbare Weichen und rund zwei Dutzend Signale runden die Investition ab. In der momentanen Ausbauphase wird das Bild auf der Großbaustelle Imsumer Deich noch von gewaltigen Sandbergen beherrscht. Sie rücken aus Nord- und Südrichtung vor, um eine Lücke zu schließen. Dort stand ein Gebäude, in dem eine Transporteinheit der amerikanischen Streitkräfte stationiert war. Nach dem Umzug der US-Militärlogistiker in einen Neubau am Hafenrand konnte das Haus abgerissen werden. Der Sand, der im Bereich der künftigen Gleise aufgeschüttet worden ist, drückt mit seinem Gewicht die Feuchtigkeit aus dem Erdreich. Damit wird sichergestellt, dass es später keine Probleme mit Setzungen gibt.

Einige Kilometer landeinwärts liegt eine andere Großbaustelle. Der neue Hafentunnel soll Bremerhavens Terminals in wenigen Jahren besser an das Autobahnnetz anbinden. Im Norden des Stadtgebiets kam es an Kreuzungen immer wieder zu Verkehrsbehinderungen. „Wenn der Tunnel fertig ist, werden sich Hafen- und Individualverkehr nicht mehr in die Quere kommen“, sagt bremenports-Sprecher Rüdiger Staats. Das 200-Millionen-Euro-Projekt soll bis Ende 2018 verwirklicht werden. Der Bund beteiligt sich mit einem Finanzierungsanteil von 120 Millionen Euro. aw

Teilen
Drucken

Kundenservice

Sie haben Fragen? Kontaktieren Sie uns gerne.

Kundenservice

Sie haben Fragen? Kontaktieren Sie uns gerne.

Nach oben