„Kurzschluss“ für kühne Landstrompläne
Das Thema Landstrom beschäftigt nicht nur die großen Universalhäfen in Deutschland und in Europa. Auch kleinere Hafenstandorte im Binnenland und an der Küste haben den Sachverhalt auf die Tagesordnung gesetzt.
Der schleswig-holsteinische Unterelbehafen Glückstadt beispielsweise will Landstrom, geht es nach seiner Bürgermeisterin Manja Biel und dem Rat der Stadt. Einen wichtigen Anstoß dazu hatte im Bauausschuss der Stadt die lokal agierende Partei „Bürger für Glückstadt“ (BGF) unlängst gegeben. Angestrebt wurde dabei, „dass alle Wasserfahrzeuge, die im Glückstädter Außenhafen länger als zwei Stunden festmachen, verpflichtet werden, ihre Schiffs- beziehungsweise Hilfsmotoren abzuschalten und falls erforderlich Landstrom zu nehmen“. Diesen im Bauausschuss des Stadtrates einstimmig beschlossenen Antrag hatte dann die Verwaltungschefin zum Anlass genommen, damit bei der CDU-FDP-Grünen-Landesregierung in Kiel dazu ebenfalls entsprechende Weichenstellungen vorgenommen werden könnten. Konkret betraf es das FDP-geführte Wirtschaftsministerium. Die sogenannte Jamaika-Koalition hatte in ihren im Frühsommer 2017 auf den Weg gebrachten Koalitionsvertrag unter anderem aufgenommen, den Ausbau der Landstromversorgungsmöglichkeiten in den Häfen des Landes voranzutreiben. Ermutigt zu ihrem Schritt sahen sich die Glückstädter Ratsmitglieder sowie die Bürgermeisterin zudem durch den Koalitionsvertrag der CDU-/CSU-SPD-Bundesregierung. Auch im Vertragswerk der GroKo finden sich klare Aussagen pro Landstrom beziehungsweise alternative Energieversorgung von Schiffen.
Um so größer war jetzt die Enttäuschung in Glückstadt darüber, dass man im Kieler Wirtschaftsministerium den Vorstoß an der Unterelbe nicht aktiv mittragen will. In einem auch dem THB vorliegenden Schreiben weist das Ministerium darauf hin, dass es ‚„für die Anordnung einer verpflichtenden Nutzung von Landstrom keine Rechtsgrundlage für das Land gibt“. Zudem sei eine Landstromversorgung für die gewerbliche Schifffahrt „noch relativ neu“ und zudem bei den Schiffseinheiten, die den Hafen Glückstadt anlaufen, auch nicht vorhanden.
Für die Befürworter einer solchen Maßnahme in Glückstadt ist die Antwort aus Kiel ein Aufreger „und völlig unverständlich“. EHA