Landstrom als leuchtendes Vorbild

Der Strom „fließt“: Die neue Landstromanlage am Ostseekai zeigt auch optisch, was sie alles kann, Foto: Seehafen Kiel
Der Seehafen Kiel kann jetzt die internationale Kreuz- und die Fährschifffahrt an einem weiteren Terminal mit „Strom aus der Steckdose“ während der Hafenliegezeiten versorgen.
Am späten Mittwochnachmittag wurde die neue Landstromanlage im Bereich des Terminal-Komplexes Ostseekai mit einer Corona-gerechten Präsentation vorgestellt. Die offizielle Inbetriebnahme der rund 13,5 Millionen teuren Einrichtung soll dann im ersten Halbjahr 2021 erfolgen, und zwar mit der Anwesenheit eines Kreuzfahrtschiffes. Der genaue Zeitpunkt wird dabei nach THB-Informationen durch den weiteren Verlauf der Covid-19-Pandemie entscheidend mit geprägt.
Bei der hinsichtlich des personellen Umfangs streng limitierten Veranstaltung waren unter anderem Dr. Dirk Claus, Chef der Seehafen Kiel GmbH, der Oberbürgermeister (OB) der Förde-Stadt, Dr. Ulf Kämpfer (SPD), und Stadträtin Doris Grondke (SSW) sowie Vertreter des Architektenbüros anwesend. Dass der Hafen Kiel mit dieser Anlage in neue Leistungsdimension vorstößt, wurde mit der Inbetriebnahme einer neuen LED-Fassade an der Landstromanlage optische in Szene gesetzt. Die erhoffte Darstellungswirkung wurde dabei nicht verfehlt. Die LED-Wand verleihe den physikalischen Prozessen einen visuellen Ausdruck, meinte etwa Hafenchef Claus.
Auch das wurde am Mittwoch vor Ort bekannt gegeben: Die Fährreederei Stena Line wird zu den ersten Dauerkunden dieser Übergabestation gehören, die zertifizierten Ökostrom in das Bordnetz einspeist. Ihre RoPax-Fähren werden am direkt angrenzenden Schwedenkai physisch abgefertigt, der ebenfalls über die Landstrom-Anlage versorgt wird. Die schwedische Reederei ist für Kiel nach der Color Line das zweite Unternehmen im Fährschiff-Linienverkehr, das Landstrom bezieht. Die Anlage am Norwegenkai ging im Frühjahr 2019 in Betrieb.
Mit der Inbetriebnahme der Landstrom-Station setzt die Seehafen Kiel GmbH auch im bundesweiten Vergleich einen technischen Meilenstein. Denn die von Siemens als Generalauftragnehmer gelieferte Einrichtung erlaubt die zeitgleiche Versorgung von einem Fähr- und einem Kreuzfahrtschiff mit elektrischer Energie. Das stellt ein technisches Novum dar. Von dieser Möglichkeit wird ab 2021 durch die Hafenkunden auch Gebrauch gemacht werden können. Bis dahin sind verschiedene Funktionstests vonnöten, wie das auch bei anderen, normalen Landstromanlagen der Fall ist.
Hafenchef Claus stellte in seiner kurzen Rede unter anderem fest: „Ab Januar decken wir 44 Prozent des Energiebedarfs der im Kieler Hafen liegenden Schiffe emissionsfrei und klimaneutral. In zwei Jahren sollen es bereits 60 bis 70 Prozent sein.“ OB Kämpfer fügte hinzu: „Der Klimaschutz zählt zu unseren vordringlichen Zielen. Und ich freue mich, dass wir mit der neuen Landstromanlage einen weiteren wichtigen Schritt gehen.“ EHA