LNG-Bunker-Premiere im Hafen Rotterdam

Bestandteil einer bis 2017 entstehenden Viererserie: Produktentanker „Ternsund“, hier in China, Foto: Terntank

Blick aufs Vorschiff der „Ternsund“: Die LNG-Übernahme wurde gründlich vorbereitet , Foto: Port of Rotterdam
Rotterdam strebt für Europa eine Drehscheibenfunktion beim Flüssigerdgas an.
Diesen Anspruch bekräftigte der Hafenbetrieb Rotterdam (HbR) am Montag anlässlich der ersten Versorgung des neuen, unter dänischer Flagge fahrenden Produktentankers „Ternsund“ der Reederei Terntank. Die in China gebaute „Ternsund“ (IMO 9722390) befindet sich auf ihrer Jungfernreise. Sie wird jetzt in Göteborg erwartet.
Für den Hafen Rotterdam stellt dieser Schiffsanlauf etwas Besonderes dar. Denn der 147 Meter lange, 22 Meter breite und 15.000 Tonnen tragende Tanker ist das erste Schiff, das im Maashafen mit Flüssigerdgas betankt wurde. Bedeutsam für die Reederei: Sie kam für ihren Frachter-Neubau gleich in den Genuss eines zehnprozentigen Umwelt-Rabatts auf das Hafengeld. Die Bebunkerung des Tankers war sehr sorgfältig vorbereitet worden. Nachdem die „Ternsund“ nach ihrer Ankunft am Sonntag direkt den Vopak-Terminal im Hafenteil Botlek zum Löschen von Rohbenzin und Gasöl angesteuert hatte, verholte sie am Montagvormittag in den stadtnahen „Prinz Willem Alexander Haven“. Hier befand sich bis Herbst 2015 der ehemalige Home-Terminal des Rotterdamer Containerterminal-Dienstleisters ECT.
Die Bebunkerung selbst fand im Beisein von Spitzenvertretern des Hafens, aber auch des Europäischen Parlaments, der EU-Kommission und verschiedener Fachbehörden statt.
Zunächst wurde die Temperatur des LNG-Kraftstofftanks „eingekühlt“, das heißt von der Umgebungstemperatur auf Betriebstempe ratur reduziert. Mithilfe von Stickstoff wurde in 18 Stunden die Temperatur von plus 20 Grad Celsius auf minus 162 Grad Celsius gesenkt. Danach begann das eigentliche Bunkern. Geliefert wurde das Flüssigerdgas dabei von Shell. Tanklastwagen pendelten dafür zwischen dem Hafenteil Eemhaven und dem Gate Terminal auf der Maasvlakte. Diese Anlage wurde im Herbst 2011 ihrer Bestimmung übergeben. An „Gate“ sind die Konzerne Vopak und Gasunie beteiligt. Der Terminal erfüllt in erster Linie eine Funktion als LNG-Import-Terminal, soll aber künftig im Rahmen der Rotterdamer LNG-Hub-Strategie weitere Aufgaben übernehmen.
Die Bebunkerung sollte bis Mittwochorgen abgeschlossen werden, so dass der Frachter dann weiter Kurs auf Südwestschweden nehmen kann. Zunächst sollte die „Ternsund“ in Göteborg noch im Rahmen einer kleinen Feier empfangen werden, doch erfolgt dies nach Angaben eines Reedereisprechers nun nicht mehr, „da die Charter bereits läuft“.
Der HbR rechnet mit einem entscheidenden Entwicklungssprung als LNG-Hub, wenn 2017 die neue Bunkerstation von Shell fertig sein wird. Sie entsteht in direkter Nachbarschaft zum Gate-Terminal. Shell wiederum hat inzwischen verschiedene Lieferkontrakte für LNG schließen können, so auch mit der Reederei AIDA Cruises. Der Produktentanker „Ternsund“ ist Bestandteil einer in China bei der Werft Avic Dingheng Shipbuilding Co. Ltd. gebauten Viererserie. Die Ablieferung der letzten Einheit ist dabei für Anfang 2017 vorgesehen. Das mit 11.374 BRZ vermessene, BV-klassifizierte Schiff ist für einen Dual-Fuel-Betrieb ausgelegt. Der LNG-Tankinhalt beträgt dabei 630 Kubikmeter, der für Marine-Gasöl 610 Kubikmeter.
Die ursprünglich schwedische Reederei Tärntank ist seit 1958 am Markt, jedoch reichen die unternehmerischen Anfänge bis ins Jahr 1904 zurück. Im schwedischen Donsö begann alles mit einem einfachen Mischbetrieb aus Einkaufsladen und Minitreibstofflager. Bis ins Jahr 1929 lässt sich der erste Küstenmotortanker zurückverfolgen. 2008 erfolgte dann die große Zäsur, als nicht nur die Flotte eine Rundum-Erneuerung erfuhr, sondern zugleich auch ein Standortwechsel vollzogen wurde: von Schweden nach Dänemark. In Sakgen befindet sich die Terntank Rederi A/S sowie die Tern Skagen Managment A/S, während im schwedischen Donsö die Tärntank Ship Management AB beheimatet ist.
Zur aktuellen Flotte gehören heute Produktentanker mit einer Zuladefähigkeit zwischen 8000 und 15.000 tdw. Die Reederei hat in den zurückliegenden Jahren bereits mehrere Neubauten in China fertigen lassen. Das Unternehmen verfolgt seit Jahrzehnten eine klare Umweltschutzstrategie. 1974 wurde bereits der erste Doppelhüllentanker in Dienst gestellt. EHA