Marktanteile klar verteilt

Die Hinterlandmärkte der wichtigsten europäischen Hafenranges im Containerverkehr zeigen wenig Überschneidungen. Während sich benachbarte Hafenstandorte aufgrund sich weitgehend überlappender Einzugsgebiete oft einen scharfen Wettbewerb liefern, ist die Konkurrenz zwischen den Ranges vergleichsweise gering.

Untersucht wurden 14 europäische Häfen mit einem Boxenumschlag von 51,2 Millionen TEU und einem Hinterlandvolumen von 34,8 Millionen TEU im Jahr 2017. Rund 90 Prozent davon entfallen auf Regionen, in denen eine der Hafenranges einen Marktanteil von mindestens 80 Prozent hatte. Dies bedeutet, dass nur etwa ein Zehntel der Verkehre dem Wettbewerb der Hafenranges ausgesetzt ist.

Für die deutschen Häfen scheint aktuell die deutsch-niederländische Grenze den Markt zu begrenzen. Langfristig könnte hier Wilhelmshaven aufgrund des Distanzvorteils gegenüber Rotterdam in den nördlichen Niederlanden Marktanteile gewinnen.

Weiter südlich im Einzugsgebiet des Rheins haben Rotterdam und Antwerpen dagegen einen klaren Vorteil gegenüber ihren deutschen Konkurrenten. Westlich des Rheins liegt ihr Marktanteil oberhalb von 90 Prozent.

Die Bedeutung der deutschen Häfen für den polnischen Markt hat sich durch die Direktanläufe mehrerer Allianzen am Deepwater Container Terminal in Danzig verringert. Das Transportangebot über Danzig wird durch die polnischen Verlader gut angenommen, wobei auch Intermodalverkehre von Hamburg nach Polen weiter eine wichtige Rolle spielen.

Deutlich weniger klar abgegrenzt sind die Märkte weiter südlich. Die deutschen Häfen sind zwar auch in weiten Teilen Österreichs Marktführer, allerdings halten die Adriahäfen Koper und Triest einen Marktanteil von mehr als 80 Prozent in Kärnten und der Steiermark.

In Tschechien, der Slowakei und Ungarn lassen sich die Marktanteile und auch die Verschiebungen direkt an den Fahrplänen der Bahnoperateure ablesen. Marktführer Metrans hat sein Hub-Terminal in Ceska Trebova und die Prag-Verkehre auf die Nordseehäfen ausgerichtet, während Budapest und das slowakische Hub-Terminal Dunajska Streda vor allem über die Adriahäfen bedient werden.

In Norditalien gibt es die Besonderheit, dass sich dort zwei unterschiedliche Arten von Verkehren überschneiden. Die Übersee-Containerverkehre laufen zum überwiegenden Teil direkt über die italienischen Seehäfen. Die vielen Containerzüge, die täglich zwischen den Westhäfen und Norditalien verkehren, speisen sich dagegen vor allem aus Shortsea-Verkehren mit den britischen Inseln. Der Hafen Zeebrügge, der im Überseeverkehr in den vergangenen Jahren Marktanteile einbüßte, ist für die Verbindung zwischen Großbritannien und Südeuropa einer der führenden Häfen.

Die Analysen der vergangenen Jahre zeigen, dass Marktanteilsverschiebungen zwischen den Hafenranges – aber auch zwischen Häfen einer Range – oft vor allem auf Verlagerungen von Transhipment-Verkehren zurückzuführen sind. Bei den Hinterlandverkehren gibt es hingegen wenig Bewegung. Marktanteile verschieben sich nur dort, wo sich Kostenstrukturen oder seeseitige Transportangebote mittel- bis langfristig ändern. sr/fab

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