Mega-Hafen soll Asien-Handel ankurbeln

Noch dümpeln Fischerboote vor der Küste von Dawei in Myanmar. Doch bald wird dort ein gigantisches Hafenprojekt entstehen. Bis Ende April sollen die Verträge für die erste Bauphase unterschrieben werden, sagt Thailands größte Baufirma Italian-Thai.
Dawei vermarktet sich geschickt als „neues Tor nach Indochina“. Die Germany Trade and Invest – Gesellschaft für Außenwirtschaft nennt das Bauvorhaben, das vermeintlich ehrgeizigste Industriezonenprojekt Südostasiens. „Dawei wird der größte Logistik-Hub dieser Art in der Region“, so Pravee Kamolkanchana, Marketing-Manager von Italian-Thai. Nach seinen Angaben soll das Mega-Projekt seiner Firma rund 50 Milliarden Dollar kosten und 100.000 Arbeitsplätze schaffen.
In der noch beschaulichen Hafenstadt will man einen modernen Tiefwasserhafen mit einer 200 Quadratkilometer großen Industriezone entstehen lassen. Die Planungen gehen davon aus, das dort pro Jahr einmal 250 Millionen Tonnen Fracht umgeschlagen werden. Damit würde Dawei fast 80 Prozent mehr Umschlag abwickeln als der Hamburger Hafen im Jahr 2013. In der Industriezone sind auch eine Ölraffinerie, ein Stahlwerk und ein Kraftwerk geplant.
Die Befürworter des Projekts betonen die Attraktivität der Standortes: Dieser liegt in der Andamanensee zwischen Indien und China, 300 Kilometer von der Acht-Millionen-Metropole Bangkok entfernt. „Heute müssen große Containerschiffe mit Ware für Südostasien bis zum Tiefwasserhafen nach Singapur fahren oder zu den Häfen im Chinesischen Meer. Dawei wird die Transportzeiten und Kosten dramatisch senken“, sagt Chayut Setboonsarng, Analyst eines Südostasien-Instituts in Bangkok.
Düstere Aussichten
Es gibt aber auch zahlreiche Skeptiker. Das Projekt hat sich verzögert, weil Interessenten für die Industriezone ausblieben. Firmen wollten Investitionen in die Infrastruktur sehen, bevor sie sich engagierten, stellte die Asiatische Entwicklungsbank (ADB) fest. „Daweis wirtschaftliche Aussichten sind düster“, lautet sogar das vernichtende Urteil des Experten für Sonderwirtschaftszonen in Myanmar, Josh Wood, von der Australian National University. Der Standort habe keine Infrastruktur wie Banken, Internet, Straßen, nicht genügend Arbeiter und liege fernab etablierter Handelsrouten.
Was ebenfalls stark kritisiert wird: Rund 43 000 Menschen leben in der Region und sollen nach Angaben des Dawei-Entwicklungsvereins teilweise umgesiedelt werden. Der Verein will helfen, dass sie nicht über den Tisch gezogen werden. „Der Kompensationsprozess ist völlig unzureichend“, bemängelt die Vereinigung in einem 80-seitigen Report. „Das Geld reicht nicht, um die Zukunft der Familien zu sichern.“
Myanmar ist nach Angaben der Weltbank eines der ärmsten Länder der Region. 37 Prozent der 55 Millionen Einwohner leben unterhalb der Armutsgrenze. bre/dpa