Mehr Container, mehr LNG, mehr Umschlag

Der Rotterdamer Hafen hat beim Umschlag weiterhin kräftigen Rückenwind: Für das erste Halbjahr 2019 weist Europas Nummer 1 mit einem Gesamtumschlag von rund 240,7 Millionen Tonnen ein Mengenplus von 3,4 Prozent aus.

Diese und weitere Zahlen stellte Allard Castelein, Generaldirektor beim Hafenbetrieb Rotterdam (HbR), am Donnerstag in der Maas-Stadt bei der Präsentation der Halbjahreszahlen vor. Zugleich gab Castelein einen Ausblick auf die weiteren Aktionsschwerpunkte des Universalhafens. Dabei stellte er auch klar: Das Hin und Her um den Brexit, aber auch die verschiedenen Handelskonflikte sowie Anzeichen in verschiedenen größeren Volkswirtschaften deuten darauf hin, dass sich das starke Wachstum im ersten Semester so in der zweiten Jahreshälfte nicht fortsetzen dürfte.

Trotzdem sieht Castelein keine Veranlassung für Pessimismus. Das jetzt durch die Hafenunternehmen und den Hafenbetrieb zustande gebrachte Umschlagergebnis stelle immerhin einen neuen Rekord bei den Halbjahresentwicklungen dar, betonte Castelein. „Speerspitze“ dieses Wachstums sei einmal mehr der Containerumschlag. Gerade in dieses Segment hatten HbR und auch die Hafenwirtschaft in den zurückliegenden zehn Jahren massiv investiert. Ein sichtbares Ergebnis dieser ausgeprägten Investitionstätigkeit sei die Maasvlakte 2 mit den verschiedenen Hochleistungs-Containerterminals unterschiedlicher Anbieter. Und auch in anderen Bereichen des vom Stadtkern bis hin an die Nordsee rund 40 Kilometer langen Hafens wurde ja kräftig in Ausbau und Erneuerung der Anlagen investiert. Der Containerumschlag pendelte sich bis Ende Juni auf 77,2 Millionen Tonnen containerisierte Ladung (plus 4,8 Prozent) ein. Auf TEU-Basis liegt der Zuwachs sogar bei 7,3 Prozent auf gut 3,7 Millionen TEU.

Einen Mengensprung verzeichnet der Hafen auch beim Flüssigladungs-Segment im Allgemeinen. Mit 110 Millionen Tonnen liegt das Plus bei 2,8 Prozent. Zu den herausragenden Einzelergebnissen steuert der Umschlag von LNG bei. Mit 3,8 Millionen Tonnen liegt das Plus bei 93,9 Prozent. Der Hafenchef führt das unter anderem auf die an Fahrt gewinnende Nachfrage nach Flüssigerdgas aus der Schifffahrt zurück. Denn Rotterdam hat nicht nur einen der modernsten LNG-Großterminals. Dieser ist zugleich so etwas wie ein Impulsgeber für die Ansiedlung von LNG-Bunkeraktivitäten. Von Rotterdam wird beispielsweise ein großer Teil des in deutschen Häfen anfallenden LNG-Bedarfs, also durch Schiffe, gedeckt, weil die Bundesrepublik noch keinen eigenen zentralen LNG-Terminal hat. Bemerkenswert: Ein wachsender Teil des Flüssigerdgases kommt jetzt auch aus den USA. Dort wird es über das etwa in Deutschland hoch umstrittene Fracking-Verfahren gewonnen. Neben dem LNG gelangt über dieses Ausbeutungsverfahren gewonnenes Öl ebenfalls nach Rotterdam. Weitere Gasmengen stammen etwa aus den neuen Gasfeldern in Sibirien. Anfang September will der HbR im Rahmen einer großen Medienveranstaltung über seine umfangreichen, bereits laufenden und die künftigen LNG-Aktivitäten berichten.

An trockenem Massengut wurden in den ersten sechs Monaten gut 38,1 Millionen Tonnen umgeschlagen, ein Zuwachs von 2,9 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Einen Mengeneinbruch gab es in diesem Segment bei Agri-Bulk, das auf 4,9 Millionen Tonnen kam und damit um 7,2 Prozent unter dem Vorjahresergebnis liegt. Das wertschöpfungsintensive Breakbulk kam im aktuellen Berichtszeitraum auf 15,4 Millionen Tonnen, ein Plus von 2,1 Prozent.

Nicht nur mit der reinen „Umschlagtonnen-Entwicklung“ ist der Hafen zufrieden. Auch auf der finanziellen Seite sieht es nach Überzeugung von Castelain gut aus. Die Einnahmen aus schiffsbezogenen Hafenabgaben sowie bei den Mieten und Pachten für Terminalareale verbesserten sich um vier Prozent auf gut 357,8 Millionen Euro. Castelein verweist auf den besonders positiven, monetären Effekt aus dem Segment Flüssigmassengut hin. Heißt: Weil die Hafenentgelte auf der Vermessung der Schiffe beruhen, im Flüssigladungsbereich vor allem Großschiffe zum Einsatz kommen, kann sich dieser Effekt entfalten.

Als „Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit“ weist der HbR für das erste Halbjahr 134,8 Millionen Euro aus, ein Plus von sieben Prozent gegenüber dem Vorjahr. Castelein: „Die Finanzergebnisse des Hafens sind gut.“ Damit werde der Hafen in die Lage versetzt, weiter in den Ausbau und die Modernisierung sowie Umstrukturierung zu investieren. Im ersten Halbjahr gab der Hafen rund 177,1 Millionen Euro aus. Damit konnten verschiedene wichtige Projekte angestoßen werden, so etwa die neue Container Exchange Route auf der Maasebene 2.

Zu den wichtigen Zukunftsvorhaben zählte Castelein die Umsetzung der CO2-Einlagerung in ehemalige niederländische Gasfelder, das Projekt „Porthos“, die industriemäßige, umweltfreundliche Herstellung von Wasserstoff sowie die Digitalisierung. EHA

Teilen
Drucken

Kundenservice

Sie haben Fragen? Kontaktieren Sie uns gerne.

Kundenservice

Sie haben Fragen? Kontaktieren Sie uns gerne.

Nach oben