Mehr Ladung für Hamburg
Rotterdam und Antwerpen: plus 27 Prozent. Bremerhaven: plus 13 Prozent. Hamburg: minus 10 Prozent. Seit 2009 hat Deutschlands größter Hafenakteur beim Containerumschlag reichlich Federn gelassen.
„Durch die fehlende Fahrrinnenanpassung sind 1 bis 1,5 Millionen TEU Umschlagvolumen pro Jahr verloren gegangen“, sagte Gunther Bonz, Generalbevollmächtigter von Eurogate und Präsident des Unternehmensverbands Hafen Hamburg (UVHH), am Mittwoch in der Handelskammer der Hansestadt. „Ware wiederzuholen, die weg ist, ist schwierig“, so Bonz mit Blick auf die Ladungsverluste. Den Rückstand wieder aufzuholen dauere mindestens genauso lang wie das Planungs- und Genehmigungsverfahren der Elbvertiefung – also bestenfalls 16 Jahre. Früher dazu beitragen, nämlich unmittelbar nach dem für das Jahre 2021 avisierten baulichen Abschluss der Vertiefungs- und Verbreiterungsmaßnahmen auf der Elbe, will das japanische Reederei-Joint-Venture One: „Bei einigen Diensten werden wir Hamburg zum ersten Lösch- und letzten Ladehafen machen“, kündigte Deutschlandchef Jan Holst an. Aufgrund des dann höheren Tiefgangs könnte jedes Schiff rund 18.000 Tonnen mehr Ladung transportieren.
Wichtige Infrastrukturvorhaben wie die Fahrrinnenanpassung von Unter- und Außenelbe müssen in Deutschland schneller umgesetzt werden – und zwar möglichst schon in sechs und nicht erst in 16 Jahren. Das forderte Dr. Johann Killinger, Mitglied des Plenums der Handelskammer, in seiner Begrüßungsansprache vor circa 100 Teilnehmern. „Unsere Verkehrswege sind die Lebensadern der Wirtschaft“, betonte er und lobte das Gesetz zur Planungsbeschleunigung als richtigen ersten Schritt. Weitere müssten aber folgen. Die kommerzielle Komponente verdeutlichte in diesem Zusammenhang Willem van der Schalk in seiner Funktion als Geschäftsführer der Hamburger Frachtspedition A. Hartrodt an einem anschaulichen Beispiel: „Wenn uns der Hamburger Hafen nicht das bieten kann, was wir brauchen, gehen wir eben nach Rotterdam oder Antwerpen.“
Doch an der Elbe geht es inzwischen planmäßig voran. So ist am Mittwoch der dritte und letzte Auftrag für die Errichtung einer Unterwasser-Ablagerungsfläche (UWA) vergeben worden, wie die Generaldirektion Wasserstraßen und Schifffahrt (WSV) mitteilte. Zusätzlich zu den beiden Unterwasser-Ablagerungsflächen in der Medemrinne und in Brokdorf (thb.info 31. Januar 2019) wird ab kommender Woche westlich von Brunsbüttel die UWA Neufelder Sand gebaut. Die Kosten betragen rund 25 Millionen Euro. Auf der Fläche werden künftig rund 9,5 Millionen der insgesamt 30 Millionen Kubikmeter der aus der Verbreiterung und Vertiefung der Elbe anfallenden Baggermengen gelagert. Mit den Nassbaggerarbeiten soll dann im April begonnen werden, kündigte Katrin Graeser vom Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt Hamburg an.
Mit einer „echten Hamburgensie“, wie er es nannte, hatte Kapitän Ben Lodemann zum Abschluss die Lacher auf seiner Seite: „Der Hamburger Hafen ist 5G-Testfeld, und wir Lotsen draußen können nicht mal telefonieren“, sagte der Ältermann der Lotsenbrüderschaft Elbe. Die Kommunikationsstruktur sei noch auf dem Stand der 50er-Jahre. „Wir brauchen dringend mobile Datenabdeckung über das gesamte Elbrevier“, sagte Lodemann. bek