Minister sammelt Module für Hafenkonzept

Drei Häfen innerhalb von knapp einer Woche: Schleswig-Holsteins Wirtschafts- und Verkehrsminister Dr. Bernd Buchholz (FDP) hat sich mit den Besuchen in Lübeck, Brunsbüttel und am Dienstag in Kiel einen Überblick verschafft.
Die jeweils mehrstündigen Aufenthalte in den beiden Ostsee- und dem Nordseehafen wertete Buchholz als besonders hilfreich für seine weitere Arbeit, zumal die neue Jamaika-Koalition die maritime Wirtschaft zu einem Kernbestandteil auch des Koalitionsvertrags gemacht hat. Darin finden sich Aussagen etwa zur nautischen Erreichbarkeit, zu Hinterlandanbindungen, zum Ausbau der Landstrom-Versorgung in den Häfen und zum Nord-Ostsee-Kanal. Außerdem soll es ein neues Hafenkonzept für Schleswig-Holstein geben, dessen Häfen auf Jahresbasis mehr als 50 Millionen Tonnen umschlagen und die für die regionale Wirtschaftsentwicklung im Land zwischen den Meeren unverzichtbar sind.
Den Auftakt der Häfentour machte Lübeck, dessen Hafen seit Jahren eine eher gemischte Entwicklung durchläuft: Die eine Entwicklungslinie wird durch das Geschehen bei der Lübecker Hafengesellschaft (LHG) bestimmt, die sich weiterhin im mehrheitlichen Eigentum der Hansestadt befindet. Die zweite Entwicklungslinie wird im Besonderen durch Firmen wie die Hafen- und Schifffahrtsgruppe Lehmann geprägt. Sie verspürt an ihren Anlagen trotz eines anspruchsvollen Marktumfeldes weiter Rückenwind.
Buchholz ließ sich bei seinem Besuch bei der LHG zum einen durch Vorstandschef Prof. Dr. Sebastian Jürgens und durch Lübecks Bürgermeister Bernd Saxe unterrichten. So verlor das Unternehmen in den zurückliegenden Jahren kontinuierlich Mengen und Marktanteile, und zwar aus unterschiedlichen Gründen. So hinterließ ein inzwischen zur Ruhe gekommener Dauerstreit mit der Gewerkschaft ver.di Spuren. Wiederholte Streiks sorgten für Negativschlagzeilen in der Vergangenheit. Dann der Strukturwandel in der Forstproduktenindustrie, die in Lübeck über Jahrzehnte markt- und mengenbestimmend war. Die LHG büßte wertvolle Tonnen und zugleich auch Wertschöpfung ein. Mit Folgen: Großanlagen wie der immer wieder modernisierte Nordlandkai leiden unter einer fehlenden Auslastung. Jürgens legte diese Zahlen vor: 2016 wurden bei LHG an den vier Terminals in Lübeck und Travemünde 21 Millionen Tonnen umgeschlagen, doch 2008 waren es noch 31,5 Millionen Tonnen.
Wie geht es in Lübeck weiter? Minister Bernd Buchholz ließ sich aus berufenem Munde unterrichten. Der erfahrene Wirtschaftskapitän Bernd Buchholz, in dessen Vita auch eine mehrjährige Vorstandstätigkeit bei Gruner + Jahr fiel, bekam vor Ort wichtige Anregungen mit auf den Weg. Den Rückweg nach Kiel trat er mit diesem Versprechen an: „Unterstützung wird durch das Land in Aussicht gestellt.“ Die Bedingung: Die LHG muss ein Zukunftskonzept vorlegen und neue Geschäftsfelder entwickeln.
Den Blick auf die Nordsee gab der am Folgetag angesetzte Besuch in Brunsbüttel frei. Hier empfing unter anderem Frank Schnabel, Geschäftsführer der Brunsbüttel Ports GmbH und mittelständischen Schramm Group, den neuen Kieler Ressortchef. „Der Dialog mit politischen Vertretern, insbesondere mit der neuen Landesregierung, ist von großer Bedeutung. Nur wenn Politik und Wirtschaft an einem Strang ziehen, können Chancen und Potenziale in unserer Wirtschaftsregion verfolgt sowie gemeinsam umgesetzt werden.“ Die zentralen Themen in Brunsbüttel führten unter anderem diese Überschriften: Die Chancen für einen deutschen LNG-Importterminal am Standort Brunsbüttel oder der dringend notwendige Ausbau der Schienenanbindung des Industrie- und Hafenstandorts.
Am Dienstag dann die Visite in Kiel, ein Heimspiel. Dr. Dirk Claus und Kiels Oberbürgermeister Ulf Kämpfer standen bei dieser Chefsache zu Wort. Der Hafen der Landeshauptstadt liege auf der Erfolgsspur: Ob Kreuzfahrten, Logistik oder auch Fährverkehre. Alles stehe unter einem positiven Vorzeichen. Eine Zusage macht Buchholz: Er will sich dafür einsetzen, dass dem wichtigen Thema Landstrom auf Bundesebene endlich zum Durchbruch verholfen wird. Eine wichtige Stellschraube dazu lautet: Deutliche Reduzierung der EEG-Umlage, die auch auf Landstrom fällig wird. Schließlich ist dieser Punkt ein zentraler Bestandteil des Koalitionsvertrags. EHA