Nabu bläst zum Angriff auf „Hafenpassage“

Illustration: BWVI
Das bereits in den neuen Bundesverkehrswegeplan 2030 (BVWP 2030) in den vordringlichen Bedarf aufgenommene Hamburger Großprojekt „Hafenpassage“ oder auch „Autobahn A26-Ost“ wird durch die Umweltverbände zu einem neuen Infrastruktur-Feindbild erhoben.
Natur- und Umweltschützer haben am Dienstag in der Hansestadt gegen die am Südrand des Stadtstaates geplante Querverbindung zwischen den Nord-Süd-Achsen A7 (Elbtunnel) und A1 (Lübeck/Vogelfluglinie) protestiert. Sie waren dazu zum Veranstaltungsort in der Innenstadt gekommen, wo die Hamburger Wirtschafts- und Verkehrsbehörde ihre Erörterungen der Einwände gegen den ersten Bauabschnitt des Projekts startete. Wegen der mehr als 1000 Stellungnahmen sind hierzu vorsorglich mehrere Tage vorgesehen. Auf Plakaten forderten die Demonstranten unter anderem einen „Zukunftsplan statt Autobahn“ und damit den Verzicht auf den Bau der A26-Ost. Die Strecke soll einmal knapp neun Kilometer lang werden. In ersten Überlegungen waren Planer von einer Fertigstellung dieser wichtigen V erkehrsachse, die damit auch Transitverkehr aus der Innenstadt ziehen würde, bis Mitte der kommenden Dekade ausgegangen.
Die nunmehr „Hafenpassage“ genannte Strecke steht als Begriff anstelle der alten „Hafenquerspange“, die als Projekt seit Mitte der 1970er Jahre auf der Wunschliste der Hamburger Hafen- und Logistikwirtschaft steht. Lange Zeit sollte diese „Querspange“ dabei auch unter Einbeziehung der über 40 Jahre alten Köhl brandbrücke und eine Weiterführung in Richtung Osten durch den Hafen und der Anbindung an die Autobahn A1 bei Veddel realisiert werden. Auch gegen diese Variante gab es seinerzeit bereits massiven Protest seitens der Umweltverbände, wobei dabei vor allem die zu erwartende erhöhte Lärmbelastung kritisiert wurde, die die Bewohner im hafen- und industrienahen Stadtteil Veddel betreffen sollte. Es war im Wesentlichen diese massive Kritik, die dann die Planer dazu veranlasste, Ausschau nach einer weniger belastenden Trasse zu halten. Der Verlauf am Südrand des Stadtstaates mit der Nahtstelle zu Niedersachsen erschien den Planern dabei als eher konfliktarm.
Der Nabu will nach eigenen Bekunden vor allem gegen Eingriffe in die Natur und Auswirkungen des Projekts auf das Klima vorgehen. Eine neue Stadtautobahn sei ökologisch von Vorgestern und finanziell nicht vertretbar, meinte etwa Hamburgs Nabu-Chef Alexander Porschke. Der Nabu favorisiert den Ausbau der „Hauptschlagader des Hafens“, des Veddeler Damms.
Der Präsident des norddeutschen AGA-Unternehmensverbandes, Hans Fabian Kruse, forderte angesichts der Nabu-Klageankündigung mehr Mut von der Politik. „Wenn bei solch wichtigen Projekten die Klagewut der Naturschützer mal wieder überhandnimmt, muss es erlaubt sein, einmal mehr über das Verbandsklagerecht nachzudenken“, stellte Kruse klar.
Er verwies in dem Zusammenhang darauf, dass durch die A26-Ost der Schwerlastverkehr schnell in und aus dem Hafen geleitet werde, „was Schadstoffemissionen senkt und Sprit einspart“. Ein funktionierender Hafenhinterlandverkehr sei ein Wettbewerbsvorteil gegenüber anderen Häfen.
Die Hamburger Wirtschaftsbehörde rechnet indes damit, dass der erste Abschnitt der „Hafenpassage“ frühestens im nächsten Jahr in Angriff genommen werden kann. Allerdings hat der Naturschutzbund Deutschland (Nabu) angekündigt, gegen den Planfeststellungsbeschluss klagen zu wollen, wenn seine Argumente gegen das Projekt nicht anerkannt werden.
Erst Ende April hatte Hamburgs Wirtschaftssenator Michael Westhagemann (parteilos) bekannt geben können, dass dem Bau der A26-West zwischen dem niedersächsischen Buxtehude und der Landesgrenze zu Hamburg bei Neu Wumlstorf rechtlich nichts mehr im Wege stehe. Mit dem Bau könne begonnen werden, sobald die Baufreigabe des Bundes vorliege,so Westhagemann damals. Zwei noch anhängige Klagen konnten außergerichtlich beigelegt worden. Damit sei der Ende 2018 erlassene Planfeststellungsbeschluss rechtskräftig. Die A26-West auf Hamburger Gebiet ist 8,6 Kilometer lang.
Die als Projekt bereits seit den frühen 1980er Jahren auf dem Tisch liegende A26 soll die heute durch den Pendler - und Schwerlastverkehr völlig überlastete Bundesstraße 73 entlasten.
Mit Naturschützern, Obstbauern und Anliegern sei gemeinsam ein Weg gefunden worden, „der es erlaubt, die Autobahn am Rande der Großstadt, im Vogelschutzgebiet und größten Erwerbsobstbaugebiet des Nordens so verträglich wie möglich zu bauen“, hatte Westhagemann damals noch geschwärmt und gefordert: „Jetzt kommt es darauf an, dass wir zügig in die Umsetzung gehen können.“ Das Planfeststellungsverfahren zur A26-Ost wurde Anfang April 2017 eingeleitet. EHA/dpa