Neue Kattwykbrücke nimmt Formen an

Maritimes Puzzlespiel: Die Vorlandbrücken kamen per Schleppzug, Foto: Hasenousch

Schwimmendes Powerpack: „Matador 3“ hebt eine Vorlandbrücke ein, Foto: Hasenpusch
Freie und Brückenstadt Hamburg: Eines der technisch aufwendigsten und zugleich auch kostspieligsten Projekte für den Hafen, aber auch für den Wirtschaftsverkehr als Ganzes wird seit 2014 im Bereich des Elbe-Nebenarms Köhlbrand realisiert.
Es geht um den Neubau der zweiten Kattwyk-Hubbrücke, oder „Neue Bahnbrücke Kattwyk“, so die offizielle Bezeichnung. Sie entsteht parallel zur 1973 fertiggestellten, kombinierten Straßen- und Eisenbahnbrücke. Zum Zeitpunkt ihrer Entstehung galt sie übrigens als größte Hubbrücke der Welt.
Dieses Bauwerk hatte auch zunächst fast drei Jahrzehnte lang den Verkehrsanforderungen genügt. Doch ab Mitte der 2000er Jahre stellten sich an diesem markanten Bauwerk aufgrund wachsenden Verkehrsaufkommens immer größere Schäden ein, die wiederholt zum Totalausfall der Brücke führten. Das wiederum hatte zum Teil schwerwiegende Auswirkungen auf die Verkehrsabläufe am Südrand des Hamburger Hafens. Und auch das machte sich zunehmend störend bemerkbar: die Nutzungsmöglichkeit sowohl für den Bahn- als auch für den Straßenverkehr.
Heißt: Fahren Züge, dann ruht für die Zeit der Straßenverkehr. Zum Verständnis: Die Bestandsbrücke passieren täglich rund 50 Güterzüge, darunter die schwersten Güterzüge in Deutschland, die als Ziel- und Quellort den Massengutterminal Hansaport haben.
Das alles zusammengenommen führte im Besonderen bei der Hamburg Port Authority (HPA) dazu, dass über ein neues Brückenkonzept in dem Bereich nachgedacht wurde. Die Lösung heißt: Bau einer weiteren Hubbrücke parallel zum Bestandsbauwerk.
Das Ganze mit dem Ziel, dass nach der Fertigstellung die neue Brücke ausschließlich für den Eisenbahnverkehr zur Verfügung steht, während die „alte“, aber technisch dann renovierte Brücke nur dem Straßenverkehr vorbehalten ist. Auf diese Weise wird auch erreicht, was die HPA für den gesamten Hambuger Hafen anstrebt: die Entflechtung der Verkehrsströme und damit einen deutlich verbesserten Verkehrsfluss in diesem hoch verdichteten, verkehrsreichen maritimen Gewerbegebiet.
2020 soll die neue Hubbrücke, die unter dem laufenden Rad hochgezogen wird, dann ihrer Bestimmung übergeben werden. Die aufwendige Techniklösung, deren erste Vorarbeiten 2008 begannen, wobei die physische Bauausführung tatsächlich seit 2014 läuft, hat natürlich ihren Preis: Die Baukosten sind aktuell mit rund 250 Millionen Euro veranschlagt.
Die Arbeiten an der Neuen Bahnbrücke Kattwyk kommen indes gut voran. Dieser Tage wurden die in Cuxhaven vorproduzierten Vorlandbrücken mittels Schleppzug nach Hamburg verbracht. Hier erfolgte dann der Einbau dieser Stahlkonstruktionen mittels des 2002 gebauten niederländischen Schwimmkrans „Matador 3“ (IMO 9272137). Jede Vorlandbrücke kommt dabei auf ein Gesamtgewicht von rund 1200 Tonnen und ist gut 80 Meter lang. Zur Einordnung: Der Schwimmkran kann bis zu 1800 Tonnen heben.
Zu den weiteren, im Wortsinne herausragenden Arbeitsschritten gehört dann auch, dass am Dezember des Jahres das bewegliche Brücken-Mittelteil angeliefert und anschließend installiert wird. Und darauf wartet man bei der HPA schon mit großer Spannung. EHA