Neue Lokservicestelle stärkt Hamburg

Deutschlands größter Universalhafen verfügt jetzt über eine Einrichtung, die in Europa in dieser Form und Größe durchaus als einmalig bezeichnet werden kann. Ihr etwas sperriger Name: Lokservicestelle Hafen West.

Die knapp 19 Millionen Euro teure Anlage ist damit ein weiterer Meilenstein in der Geschichte des Eisenbahnwesens im Hamburger Hafen. Im Sommer 2016 fiel offiziell die Entscheidung für den Bau dieser Einrichtung, deren positive Wirkung sich in den kommenden Jahren weit über die Grenzen des Stadtstaates hinaus bemerkbar machen dürfte. Die Grundstückssuche war zuvor mit großem Aufwand betrieben worden. Zudem kostete die Kampfmittelsondierung des Gebietes, das während des 2. Weltkrieges stark bombardiert wurde, nicht nur viel Geld, sondern auch reichlich Zeit.

Die im Rund-um-die-Uhr-Betrieb geführte Lokservicestelle befindet sich in direkter Nachbarschaft zum großen Hafenbahnhof Alte Süderelbe und einer größeren Anzahl von Lokabstellplätzen der Hamburg Port Authority (HPA).

Die Anlage erlaubt die Durchführung vieler verschiedener Servicearbeiten an Lokomotiven auf höchstem technischen Niveau. Die neue Lokservicestelle erweitert ein im Herbst 2014 von der HPA eingeführtes Angebot für den seit Jahren stark wachsenden Schienengüterverkehr mit Ziel- und Quellpunkt Hamburger Hafen. Es handelt sich dabei um die Güterwageninstandhaltung. Sie befindet sich im mittleren Bereich des Hamburger Hafens auf der Spreehalbinsel. Hier stehen Serviceleistungen rund um Güterwagen im Fokus.

Erste Überlegungen für den Bau der neuen Lokservicestelle erfolgten bei der HPA Anfang 2011. Das Ziel: an zentraler Stelle im Hamburger Hafen Lokomotiven der wachsenden Zahl neuer Eisenbahnverkehrsunternehmen (EVU) technisch auf hohem Niveau betreuen. Derzeit erlaubt Hamburg 136 EVUs den Zugang zum HPA-eigenen Hafenbahnnetz. Auch das ist ein europäischer Spitzenwert.

Zu den in der Vergangenheit im Hafenareal gängigen, in ihrer Bandbreite sehr begrenzten Servicebasisleistungen an den Loks gehörten vor allem die Treibstoffversorgung von Dieselloks oder kleinere technische Arbeiten an Motoren oder Elektrik. Bei vielen Loks konnten Serviceleistungen aber nur im großen Rangierbahnhof-Komplex von Maschen ausgeführt werden, das sich in knapp 30 Schienenkilometern im Bereich des südlichen Hamburger Speckgürtels befindet. Jede Lok-Einzelfahrt nach oder von Maschen bedeutet eine „Trasse“ auf der wichtigen Bahnverkehrsachse Hamburg-Hannover/Bremen, die dann nicht für einen 700 Meter langen Güterzug vergeben werden kann. Zur Trassenbeanspruchung gehört auch, dass jede Fahrt nach Maschen eine „Leerfahrt“ ist.

Das wird sich jetzt ändern. Von vornherein stand bei der HPA auch fest: Als „Landlord“ im Hafen würde sie die Einrichtung in Eigenregie bauen, deren Nutzung allerdings an einen Dienstleister übertragen. Die Ausschreibung entschied das Unternehmen Ajax Loktechnik für sich. Ajax-Geschäftsführerin Maja Halve: „Die Einrichtung stärkt nicht nur den Eisenbahnhafen Hamburg. Damit erhöhen wir auch die Verfügbarkeit des Lok-Fuhrparks der verschiedenen EVU.“ Mit Tim Müller wird es vor Ort in wenigen Wochen einen direkt für diese Anlage verantwortlichen Geschäftsführer geben.

Mit gut 30 Mitarbeitern geht man in der Anlage an den Start. Halver: „Ich gehe davon aus, dass wir bis Ende 2019 auf 45 Beschäftigte gewachsen sein werden.“ Derzeit werde nach weiteren Fachkräften aus dem Bereich Technik gesucht, aber auch Verwaltung. Für sie und auch für das Lok-Begleitpersonal wird es einen eigenen Büro- und Verwaltungsbereich geben, mit dessen Bau in Kürze begonnen werden soll.

Einige Kernbestandteile der Gesamtanlage: Für rund 35 Loks, die zur Wartung anstehen, werden entsprechende Abstellplätze auf dem Firmengelände vorgehalten. In der markanten Werkshalle befinden sich unter anderem zwei nebeneinander liegende Arbeitsstände mit Gruben, in denen die Fachkräfte die Loks bearbeiten können. Halver: „Ergonomie spielte bei allen Einrichtungen eine große Rolle.“ Ein 10-Tonnen-Kran der Firma Demag überspannt die beiden Gleisstränge. Im Außenbereich steht unter anderem ein großer Dieseltank mit einem Fassungsvermögen von rund 100.000 Litern. Ein Sandsilo ragt wie eine Raketenabschussrampe in den Himmel, darin befindet sich Bremssand, den jede Lok in besonderen Tanks mitführt und abstreut, damit die Räder bei schwierigen Außenbedingungen entsprechend greifen können und nicht durchdrehen. „Mit dieser Anlage kann sich der Eisenbahnstandort Hamburg wirklich sehen lassen“, ist Halver überzeugt. EHA

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