Neuer Hafen für Kreuzfahrt und Container

Noch gibt es viel zu tun, aber schon im kommenden März soll der „Ny Vesthavn“ in Kalundborg offiziell eröffnet werden, Foto: Hafen Kalundborg
Dort wo Bent Rasmussen, Hafenchef vom dänischen Hafen Kalundborg, direkt hinter einer neuen Spundwand auf dem aufgespülten Sand für das neue Hafenprojekt „Ny Vesthavn“ (Neuer Westhafen) steht, sollen schon ab dem nächsten Frühjahr Container- und Kreuzfahrtschiffe abgefertigt werden.
Seit Oktober 2017 wird auf einer ehemaligen landwirtschaftlichen Fläche – abseits von jeglicher Wohnbebauung – im Eiltempo auf Dänemarks größter Insel ein neuer Universalhafen mit einer Fläche von 330.000 Quadratmetern und einem 500 Meter langen Kai aus dem Boden gestampft. Der neue Westhafen liegt an der südlichen Seite des Kalundborg-Fjords und ist als neues regionales Zentrum für die Industrie- und Wirtschaftsentwicklung geplant.
Die Pläne für den Westhafen existieren bereits seit rund zehn Jahren. Aufgrund der Wirtschafts- und Finanzkrise wurde die Umsetzung aber zunächst zurückgestellt. Der Vorteil für den schnellen Start im Herbst vergangenen Jahres war dann, dass die bereits erteilten Baugenehmigungen ihre Gültigkeit behielten. Doch der Zeitplan ist straff: Schon am 1. März 2019 soll das neue Hafenerweiterungsgebiet feierlich eröffnet werden.
Derzeit müssen noch rund 90.000 Kubikmeter Sand auf der zukünftigen Hafenfläche aufgespült werden. Anschließend werden die Arbeiten für die Ver- und Entsorgungsleitungen aufgenommen und abschließend stehen dann die Asphaltierungsarbeiten für die Zufahrtsstraßen und die Terminalfläche an. Wasserseitig hatte das finnische Baggerunternehmen Wasa Dredging den Hafen schon auf 15 Meter Wassertiefe vertieft.
„Die Tiefwasserlage ist für uns ein ganz wichtiger Punkt bei der Konzeptionierung des Projektes“, erklärt Rasmussen. Obwohl es nur rund 100 Kilometer bis zur Hauptstadt Kopenhagen und dessen Hafen am östlichen Ende Seelands sind, würden die geografischen und nautischen Voraussetzungen für den Tiefwasserhafen in Kalundborg sprechen. „Schaut man sich die Karte an, dann erkennt man südlich von Kopenhagen im Öresund die Drogden-Rinne“, so Rasmussen. „Diese Rinne ist nur für Schiffe mit einem maximalen Tiefgang von acht Metern passierbar. Tiefergehende Schiffe müssen somit nördlich um Seeland herumfahren und für die Passage in die Ostsee über den Großen Belt ausweichen, das sind allein von Kopenhagen ungefähr 100 Seemeilen.“ Somit kämen voll beladene Containerschiffe, Massengutfrachter und Tanker auf dem Weg in die Ostsee und das Baltikum automatisch an Kalundborg vorbei und könnten im neuen Hafen sogar noch Ladung aufnehmen. Zudem hat der Hafenchef auch die boomende Kreuzfahrtindustrie im Visier. Kopenhagen, das schon jetzt jährlich rund 400 Kreuzfahrtanläufe vermeldet, ist in einer Fahrtzeit von rund eineinviertel Stunden mit dem Bus zu erreichen. „Warum sollen wir die Kreuzfahrtgäste nicht hier in Kalundborg statt in Kopenhagen abfertigen“, so die Idee. Initiatoren hinter dem Kreuzfahrtprojekt sind neben dem Port of Kalundborg auch Blue Water Shipping sowie Alexander Napp von PWL Port Services aus Hamburg.
Die Gesamtkosten von umgerechnet 35 Millionen Euro für das Projekt trägt der Hafen, abgesichert durch eine Kreditbürgschaft der Gemeinde Kalundborg. Nach der Fertigstellung wird er der einzige auf Seeland sein, der künftig direkt an der T-Route zwischen Nord- und Ostsee einen Tiefwasserzugang von 15 Metern bis zum Kai ermöglicht.
Das Areal soll dabei in drei unterschiedliche Bereiche aufgeteilt werden: 50.000 Quadratmeter für das Containerterminal, das sich heute noch inmitten des alten Hafens befindet, mit Option auf Erweiterung. Geplante Jahresumschlagkapazität: 35.000 TEU. Dazu 68.500 Quadratmeter für Straßenanbindungen und Parkplätze sowie 211.500 Quadratmeter für die Ansiedlung von Unternehmen. CE/ger