Neuer Liegeplatz als „Abschiedsgeschenk“

Der Fracht- und Fischereihafen Rostock (RFH) steht vor einem weiteren Expansionsschritt. In den kommenden Wochen beginnen die Arbeiten am neuen Liegeplatz 27 mit einer Gesamtlänge von 110 Metern.

Für Daniele Priebe, als RFH-Geschäftsführerin seit 2002 an der Spitze des Hafendienstleisters auf dem westlichen Warnowufer, so etwas wie das Sahnehäubchen auf ihrer Karriere innerhalb des RFH. Denn Priebe geht am 30. September in den Ruhestand. Ihr Nachfolger steht seit Längerem fest: Steffen Knispel, ein Rostocker.

Mit der jetzt anstehenden Ausbaumaßnahme erfolgt gewissermaßen eine vorläufige Abrundung für den RFH in Richtung See. Der Liegeplatz wird dringend benötigt, weshalb die Maßnahme auch mit öffentlichen Mitteln in Höhe von 3,22 Millio nen Euro bezuschusst wird (THB 15. Juli 2016). Vor wenigen Wochen erhielt Priebe aus Schwerin Post von höchster Stelle. Kein Geringerer als Christian Pegel (SPD), Mecklenburg-Vorpommerns Minister für Energie, Infrastruktur und Landesentwicklung, überbrachte ihr den offiziellen Förderbescheid. Tatsächlich entwickelt sich der RFH zu einer Art Knotenpunkt für den Kurzstreckenseeverkehr mit jenen Schiffstypen, die sich gerade im zwischenstaatlichen Verkehr der Ostsee- und auch Nordseeanrainer bewährt haben.

Neben dem neuen Liegeplatz wird im nördlichen Bereich des Fracht- und Fischereihafens zudem ein weiterer Lagerhallenkomplex gebaut. „Wir haben weiterhin viele Anfragen nach überdachter Lagerfläche“, so Priebe. Tatsache ist auch, dass das Unternehmen bereits in den zurückliegenden Jahren in entsprechende Kapazitäten investiert hatte. Im Einzelnen ist am Nordrand des Terminalgrundstücks ein Lagerhallenneubau mit 3000 Qua dratmetern vorgesehen. Das Einlagerungsgut steht auch bereits fest: Düngemittel. Gerade mit diesem Produkt ist der RFH sehr erfolgreich. Allein im ersten Halbjahr legte der Hafen in diesem Segment um 34.000 Tonnen auf 164.000 Tonnen zu. Ein weiteres Investitionsprojekt stellt die Einrichtung einer Umschlagfläche mit bis zu 15.000 Quadratmetern dar.

Die ersten sechs Monate verliefen für den RFH beim Umschlag unterschiedlich gut. Fakt ist: Unterm Strich bleibt ein Rückgang von gut 100.000 Tonnen gegenüber dem Vorjahresvergleichszeit raum. Priebe: „Wir haben bis Ende Juni gut 634.000 Tonnen Güter umgeschlagen.“ Ein kleiner Trost: Das Ergebnis liegt immer noch um gut 35.000 Tonnen über dem Zwischenstand von 2014. Priebe kann den Mengenverlust jedoch eindeutig nachvollziehen: „Besonders deutlich war der Rückgang beim Holzumschlag, immerhin unser Kerngeschäft.“ Die Ursache liegt für Priebe „in einem warmen Winter und zahlreichen Orkanschäden“, mit denen der Forstbereich 2015 zu kämpfen hatte. Die Folge: Das Angebot an preisgünstigem Holz stieg im Binnenland rasant an, sodass weniger importiert werden musste. Priebe hat in ihrer jahrzehntelangen Laufbahn in der Seehafenverkehrswirtschaft eins gelernt: Eine Umschlagentwicklung verläuft nicht immer nur geradeaus, es gibt auch Einbrüche und damit „Herausforderungen“. Priebe: „Unser Ziel bleibt, den marktbedingten Rückgang des Holzumschlags von gut 85.000 Festmetern pro Monat auf derzeit 45.000 Festmeter durch andere Geschäfte auszugleichen.“

Ein solcher Hoffnungsträger bleibt das Massengut. In den ersten sechs Monaten verbesserte sich dieses Segment um 46.000 Tonnen gegenüber dem Vorjahr. Priebe spricht von einem „kräftigen“ Zuwachs. Auch sonstige Massengüter wie Baustoffe legten zu, und zwar um insgesamt 33.000 Tonnen. Lediglich beim Getreideumschlag gingen 22.000 Tonnen weniger über die Kaikante als im ersten Halbjahr 2015. Insgesamt verbuchte der RFH beim Massengutumschlag einen Anstieg von 18 Prozent und blieb mit insgesamt 298.000 Tonnen „nur knapp“ unter der 300.000-Tonnen-Marke.

Und was erwartet Priebe als Umschlagergebnis für das Gesamtjahr? Die Hafenmanagerin: „Ich denke, dass wir die Eine-Million-Tonnen-Marke passieren werden.“ Zur Erinnerung: 2015 kam der Hafen in Rostock- Marienehe auf gut 1,34 Millionen Tonnen. Langfristig rechnet die Hafenexpertin damit, dass sich das Umschlagergebnis in einer Größenordnung von „1,5 bis 1,6 Millionen Jahrestonnen einpendeln wird“.

Doch das wird Priebe dann nur noch aus der Perspektive der langjährigen, ehemaligen „Chefin“ begleiten. Zunächst steht fest: Wenn sie Ende September ausscheidet, dann wird es einen großen Bahnhof für sie geben. Mit ihrer Persönlichkeit verbindet sich immerhin eine entscheidende Umgestaltungsphase des RFH hin zu einem der expansivsten Bestandteile der Rostocker Häfen. EHA

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