Neues Hafenmuseum: THB bereits an Bord

Der THB steuert einen bedeutenden Baustein zum künftigen Deutschen Hafenmuseum in Hamburg bei. Hintergrund ist der Umzug von Verlag und Redaktion in neue Räumlichkeiten.

Chefredakteur Frank Binder überreichte jetzt symbolisch den ersten THB-Jahrgangsband von 1948 an Ursula Richenberger, Projektmitarbeiterin des neuen, in dieser Form in Deutschland einzigartigen Museums. Die Dauerleihgabe des Materials steht dabei auch im Zusammenhang mit dem Standortwechsel der DVV Media Group. Die seit mehreren Jahrzehnten genutzte Verlagszentrale an der Nordkanalstraße 36 wurde zugunsten neuer Geschäftsräume im wenige hundert Meter entfernten Heidenkampsweg 75 veräußert. Damit bleibt das zur Rheinische Post Mediengruppe gehörende Unternehmen mit seinen verschiedenen Verkehrsfachpublikationen weiterhin fest verankert in Hamburg. Weil die neuen Büroflächen die Mitnahme des umfangreichen Analogmaterials nicht mehr ermöglichen, wurde nach einer Alternative gesucht.

Für die THB-Chefredaktion um Frank Binder und Stellvertreter Eckhard-Herbert Arndt stand frühzeitig fest: „Der Altpapiercontainer kommt nicht infrage.“ Stattdessen entstand die Idee, das Material dem künftigen Hafenmuseum Hamburg zur Verfügung zu stellen. Die erste Kontaktaufnahme erfolgte mit der Stiftung Hamburg Maritim, die in der Hansestadt zuständig für die Restaurierung der Viermastbark „Peking“ ist. Das Traditionsschiff befindet sich noch in den USA und wird 2017 nach Hamburg kommen. Über die Stiftung Maritim führte der Weg dann zur Stiftung Historische Museen Hamburg. Diese betreibt das Hafenmuseum Hamburg und wird künftig auch das Deutsche Hafenmuseum „bereedern“, um im maritimen Sprachgebrauch zu bleiben. Es folgten sehr schnell Gespräche, ein „Ortstermin“ und jetzt die Übergabe der historischen Exemplare ab 1. Juni 1948 an Ursula Richenberger. Damals war der „Tägliche Hafenbericht“ zunächst eine reine Schiffsabfahrten-Liste. Der Preis: eine Reichsmark. Zum Gesamtpaket an das Museum gehören tatsächlich mehrere Dutzend Umzugskartons mit THB-Bänden sowie weiterer maritimer Fachliteratur aus vergangenen Tagen und auch einige tausend Schwarzweißbilder. Dabei behält der THB ein vertraglich verbrieftes Zugriffsrecht, das zum Beispiel zum 70. Geburtstag im Jahr 2018 bedeutsam werden könnte. Doch das ist noch Zukunftsmusik.

Dass Hamburg künftig das Deutsche Hafenmuseum beheimaten wird, ist vor allem den beiden Hamburger Bundestagsabgeordneten Rüdiger Kruse (CDU) und Johannes Kahrs (SPD) zu verdanken. Sie setzten sich gemeinsam im Bundestagshaushaltsausschuss für dieses Zukunftsprojekt ein – mit Erfolg.

"Peking" kehrt zurück

Seitdem wird auf unterschiedlichen Ebenen an der Umsetzung dieses Vorhabens gearbeitet, zu dem ausdrücklich auch der Kauf, die Rückführung auf dem Seeweg sowie die anschließende umfangreiche Restaurierung und nachhaltige Konservierung der 1911 bei Blohm & Voss für die Reederei F. Laeisz gebauten „Peking“ gehört. Beides zusammen ist ein Paket im Wert von rund 120 Millionen Euro. Davon sind gut 30 Millionen für die Viermastbark veranschlagt. Derzeit noch in New York befindlich, wird der über 100 Jahre alte Großsegler derzeit für die in einem Dockschiff erfolgende Rückreise nach Hamburg vorbereitet. Für diese spektakuläre Aktion ist der nächsten Hafengeburtstag im Mai 2017 oder das Umfeld im Gespräch, also außerhalb der Schlechtwetterperiode auf dem Nordatlantik. Genau das ist sehr wichtig, damit der fragile Schiffsoldie nicht zu Schaden kommt. In jedem Fall soll die „Peking“ nach ihrer Restaurierung eines der spektakulären Herzstücke des künftigen Deutschen Hafenmuseums sein.

Die Standortsuche für dieses Hafenhaus der Erinnerung ist noch nicht abgeschlossen, auch wenn die Ortswahl gerade für die maritimen Verbundwirtschaft in Hamburg eigentlich auf der Hand liegt: die historische, vor dem Ersten Weltkrieg gebaute und als Architektur ensemble weitestgehend im Urzustand erhalten gebliebenen Kaischuppen Nr. 50, 51 und 52. Von diesen mit roten Backsteinziegeln gebauten Hallen beherbergt der Schuppen 50 seit über 15 Jahren das Hafenmuseum der Stadt Hamburg.

Auf dem weitläufigen Areal direkt am Hansahafen lässt sich die „alte“ Hafenwelt im Wortsinne greifen und auch begreifen. So finden sich hier zum Beispiel Kai-Krane aus der Produktion der legendären, nicht mehr existenten Kampnagel-Fabrik in Hamburg-Winterhude. Zudem lässt sich vor Ort gut erleben, warum Hamburg zu Europas größtem Eisenbahnhafen aufgestiegen ist. Ein weiteres Glanzstück des heutigen Hafenmuseums ist auch der ehemalige Stückgutfrachter „Bleichen“, 1958 gebaut und viele Jahre für die ehemalige Reederei Gehrckens in der Ostseefahrt unterwegs. Die „Bleichen“ und die „Cap San Diego“ an der Überseebrücke sind in buchstäblich letzter Minute durch die Stiftung Hamburg Maritim vor dem Schneidbrenner gerettet und somit für die Nachwelt erhalten worden. Die „Bleichen“ kann trotz ihrer Zugehörigkeit zu dieser Stiftung von den Besuchern des Hafenmuseums in Augenschein genommen werden. Last but not least sind auch wichtige Umschlaggeräte aus der „Neuzeit“ anzutreffen, etwa ein Portalhubwagen oder auch Van Carrier (VC) der ersten Generation für den Containertransport auf einem Terminal.

Standortsuche

Zurück zum künftigen Standort des Deutschen Hafenmuseums. „Tatsächlich sind derzeit insgesamt vier Areale im Gespräch“, berichtet Ursula Richenberger. Eine der Alternativen sei dabei auch ein Gelände bei den Landungsbrücken.

Zu den Standortkriterien gehört neben der Einbindung in das historische Umfeld auch die Erreichbarkeit sowie die Auffälligkeit. Richenberger rechnet im Laufe des Sommers 2017 mit einer Entscheidung und mit einer dann zeitnah erfolgenden baulichen Umsetzung. Die Projektmitarbeiterin war jedenfalls begeistert über die grundsätzliche Bereitstellung des Materials durch die DVV Media Group im Allgemeinen und des THB im Besonderen, sowie die unkomplizierte Art und Weise der Aktion. „Wir erfahren ein großes Interesse aus der maritimen Wirtschaft an diesem Museum. Das ist höchst motivierend“, betont Richenberger. Es gelte, nicht nur Großmaterial zu sammeln und für museale Zwecke aufzubereiten, sondern auch kleinteiliges Schätze, etwa historische Fotos aus der Hafenwelt oder eben auch maritime Publikationen. Richenberger weiter: „Der THB hat über die Jahrzehnte hinweg gerade auch über das Geschehen in der Hafenwelt intensiv berichtet. Damit ist er besonders für Historiker eine wichtige Informationsquelle.“

Auch beim THB ist man über die jetzt gefundene Lösung glücklich: „Wir sind auch ein wenig stolz darauf, dass wir bei diesem so wichtigen Projekt für die deutsche Seehafenverkehrswirtschaft als kleines Rädchen im großen Getriebe mitwirken können. Dass sich die Stiftung und das Museum für unser Angebot sofort aufgeschlossen zeigten, ist aus unserer Sicht auch ein Beleg für die besondere Wertschätzung der Arbeit dieser Redaktion und der von ihr erstellten Publikationen“, freut sich Frank Binder. EHA/FBi

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