Nordsee-Schützer alarmiert über PCB im Hafenschlick

Die Schutzgemeinschaft Deutsche Nordseeküste (SDN) schlägt Alarm: Hamburgs Hafenschlick, der seit dem Frühsommer 2015 wieder im Bereich der „Tonne E 3“ bei Helgoland verklappt werden darf, ist mit dem giftigen Rückstand PCB (Polychlorierte Biphenyle) belastet.

Für die SDN ein Zustand, der nach ihrer Überzeugung umgehend Konsequenzen haben muss, so die Organisation. Dieter Harrsen, SDN-Vorsitzer und Landrat für den Kreis Nordfriesland, verweist darauf, dass, nachdem der Kreis und auch das Nationalpark-Kuratorium Nordfriesland „die weitere Verklappung des Hafenschlicks im April 2016 komplett abgelehnt hatten“, sich auch die Schutzgemeinschaft diesem Votum angeschlossen hatte. Harrsen weiter: „Damals haben wir die Länder Schleswig-Holstein und Hamburg davor gewarnt, dass schon die Verklappung der zu diesem Zeitpunkt bekannten Schadstoffe eine Gefahr für die Nordsee und den Nationalpark Wattenmeer bedeutet.“

Durch die inzwischen bekannt gewordenen PCB-Funde gewinne der Sachverhalt „eine zusätzliche Dynamik, die zum schnellen Handeln zwingt“, unterstreicht Harrsen. Er verweist auf diese Fakten: Demnach sei der Schadstoffgehalt des Baggergutes im Verklappungsgebiet im Bereich der Tonne E3 südlich von Helgoland „bereits jetzt drei- bis zehnmal höher ist als die Grundbelastung an der Tonne E3“. Auch bei den Nährstoffgehalten im Sediment sehe es nicht anders aus: Sie seien „bis 20-fach höher“. Harrsen hält es für „bemerkenswert“, dass eineinhalb Jahre „nach der vorsätzlichen oder fahrlässigen Einleitung von PCB-haltigen Farbresten in die Elbe im tschechischen Ústí nad Labem dieser Vorgang jetzt erst an der Küste bekannt wird“. Dabei sei davon auszugehen, dass „das Problem den für die Elbe zuständigen Fachbehörden längst bekannt sein dürfte“. Harrsen: „Eine Beseitigung des Sondermülls hätte längst erfolgen können.“

Er fordert angesichts der Dramatik, „die Schadstoff-Beprobung der Hafensedimente deutlich auszuweiten“. Zudem sei die Verklappung des Hamburger Hafenschlicks bei der Tonne E3 „sofort zu stoppen, sobald noch größere ökologische Schäden drohen als die, die die Regierungen im April als akzeptabel betrachtet hätten“.

Sedimente verdiften

Auch Gerd-Christian Wagner, stellvertretender SDN-Vorsitzer sowie Bürgermeister im niedersächsischen Varel bei Wilhelmshaven, drängt zum raschen Handeln. Er verweist auf die Feststellung des Forschungsinstitutes „Senckenberg am Meer in Wilhelmshaven“: Derzufolge verdriften Sedimente aus dem Meer vor Helgoland bis an die schleswig-holsteinischen Wattengebiete. Auch wenn das Verklappungsgebiet südlich vor Helgoland strömungsarm sei, werde insbesondere der Feinstkornanteil – und damit der Anteil mit der höchsten Belastung – mit der Strömung nach Nordosten verdriftet. „Im Weichsediment der Nordsee gibt es keine Region, die erosionsstabil ist, sondern nur Regionen, die relativ erosionsstabil sind“, so Wagner weiter.

Der SDN-Vorsitzer appelliert angesichts der klaren Faktenlage an „die betroffenen Landesregierungen, gemeinsam mit dem Bund kurzfristig eine Lösung mit Tschechien zu vereinbaren“. Denn in diesem Elbanrainer-Nachbarland würden weiterhin erhebliche Mengen an PCB im Schlick der Elbe liegen. Harrsen weiter: „Das krebserregende Gift muss dort geborgen und ordnungsgemäß unschädlich gemacht werden, bevor noch mehr davon in Hamburg ankommt.“

Zu den Vereinbarungen zwischen Hamburg und Schleswig-Holstein gehört nicht nur, dass der zu verklappende Schlick wenig belastet sein soll. <link http: www.thb.info external link in new>Die Hansestadt zahlt auch pro Kubikmeter Schlick zwei Euro in einen speziellen Umwelt-Fonds an Schleswig-Holstein (THB 21. Juli 2015).

Berechnungen des FDP-Bürgerschaftsabgeordneten und wirtschaftspolitischen Sprechers Michael Kruse zufolge summierten sich Hamburgs Baggerkosten allein 2015 auf rund 72,5 Millionen Euro (THB 29. Januar 2016). An Schlick fielen seinen Berechnungen zufolge rund 10,7 Millionen Kubikmeter an. EHA/FBi

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