Panne bei HHLA-HV: Keine Blumen für den Konzernchef

Historisch: Für Klaus-Dieter Peters (am Pult) war es die letzte HV als HHLA-Vorstandschef (Foto: Arndt)
Heftige Kritik an HHLA-Aufsichtsratschef Prof. Dr. Peer Witten, Lob für den scheidenden Vorstandsvorsitzenden Klaus-Dieter Peters.
Rund 800 Anteilseigner erlebten auf der Hauptversammlung (HV) des Unternehmens am Donnerstag im Congress Centrum Hamburg (CCH) ein Wechselbad der Emotionen. Nach seiner Rede erhielt Peters von Witten weder Dankesworte noch Blumen. Dabei war es die letzte HV des Managers. Der 62-Jährige verlässt das Unternehmen Ende 2016 nach 14 Jahren und wurde von den HV-Teilnehmern mit freundlichem Beifall verabschiedet. Witten musste sich dagegen deutliche Worte des Missfallens anhören: „Ihre Behandlung von Peters ist erschreckend“, empörte sich eine Aktionärsvertreterin. Ein anderer forderte Wittens Rücktritt. Skeptisch und besorgt äußerste sich auch Rechtsanwalt Dr. Dirk Unrau (Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz e.V., DSW). Er verlangte Aufklärung über die Auswahl-Entscheidung des Aufsichtsrats zur Berufung der Peters-Nachfolgerin Angela Titzrath. Unrau kritisierte: „Frau Titzrath verfügt über keine unmittelbare Hafen- und Schifffahrtserfahrung.“
Die 50-jährige Wirtschaftswissenschaftlerin wird Anfang 2017 die erste Vorstands-Chefin der Hamburger Hafen und Logistik AG. Sie erhält zunächst einen Vertrag über drei Jahre. Die Rheinländerin war zuletzt Personal-Vorstand bei der Post. Doch schon nach knapp zwei Jahren gab sie den Posten 2014 wieder auf – genervt von Kompetenzstreitereien und Kritik an ihrem Kurs gegenüber der Gewerkschaft. Offiziell wurde der Abgang anders dargestellt: Titzrath habe ihr Vorstandsmandat aus „persönlichen Gründen“ niedergelegt, schrieb die Post in einer dünnen Mitteilung. Der Konzernvorstand war von der Entscheidung der Managerin überrascht worden, hieß es.
Auf der HHLA-HV stellte sich Angela Titzrah kurz vor und betonte unter anderem ihren Anspruch: „Wer Zukunft gestalten will, muss den Dingen voraus sein“, sagte die künftige Konzernchefin und ergänzte: „Ich bringe Vorfreude, Begeisterung und Tatkraft mit.“ Danach verließ sie gleich den Saal und stand weder für Foto- und Filmaufnahmen noch für Interviews zur Verfügung.
Dafür hatte Peters den Aktionären noch einmal ausführlich die Perspektiven und Probleme der HHLA geschildert. „Seit nunmehr zehn Jahren mahne ich die zwingende Notwendigkeit und äußerste Dringlichkeit der Fahrrinnenanpassung der Elbe an. Die Umsetzung war ursprünglich für 2007 geplant. Heute wissen wir immer noch nicht sicher, ob sie kommen wird, und wenn ja, wann“, sagte er. Derzeit müsse auf die Entscheidung des Bundesverwaltungsgerichts in Leipzig gewartet werden, das nun für den 19. bis 21. Dezember eine erneute mündliche Verhandlung angesetzt habe. Peters erwartet kein endgültiges Urteil und sieht erst 2017 einer zügigen Entscheidung „optimistisch und spannungsvoll“ entgegen. Zugleich befürchtet er durch massive Einschränkungen der Infrastruktur für den Hamburger Hafen Mengenverluste von insgesamt über einer Million TEU im Jahr. Ungeachtet dessen kündigte Peters an: „Wir setzen den schiffsgrößenbezogenen Ausbau unserer Containerterminals ebenso fort wie den Wachstumskurs bei unseren Intermo dalaktivitäten.“
Erfolgsgeschichte auf der Schiene geht weiter
Diese bilden inzwischen die zweite starke Säule des Konzerns. Ein dritter Pfeiler soll mittel- und langfristig errichtet werden, und zwar durch den Aufbau von Neugeschäft in Übersee.
Peters wies darauf hin, dass der Intermodalbereich bei den Umsatzerlösen im Geschäftsjahr 2015 bereits mit 32 Prozent zum Konzernumsatz beitrug. Neben dem klassischen Seehafenhinterlandverkehr zwischen den Nord- und Ostseehäfen sowie der Adria und dem ost- und südosteuropäischen Hinterland sollen in Zukunft verstärkt Kontinentalverkehre entwickelt werden. Das auch mit dem Beweggrund, sich von der Containerumschlagentwicklung in den Häfen etwas abzukoppeln. Immerhin: Im aktuellen Intermodal-Netzwerk bestehen wöchentlich rund 360 Zugverbindungen – und dabei werde es nicht bleiben, versicherte Peters. Denn beim Zugangebot handle es sich ganz bewusst um ein „offenes System“. Was wiederum bedeutet: „Wir fahren alle Häfen per Bahn an, die für uns in wirtschaftlicher Hinsicht interessant sind“, präzisierte Peters. Um zu ergänzen: „Wir würden auch nach Wilhelmshaven fahren, wenn hier die entsprechenden Mengen vorhanden wären.“
Der Vorstandschef legte ausführlich dar, wie die HHLA ihre Intermodal-Gesellschaften, allen voran die Metrans-Organisation, in den zurückliegenden Jahren zielstrebig weiter gestärkt hat. Zum Beispiel durch den Auf- und Ausbau von strategisch günstig gelegenen Inlandterminals oder umfangreiche Investitionen in rollendes Material, also eigene Lokomotiven oder auch Con tai ner trag wa gen. Aktuell zählen zum Bestand 52 Lokomotiven, darunter hochmoderne Mehrsystem-Loks, sowie rund 2500 Tragwagen. Dabei wurde der Waggonpark durch maßgeschneiderte Sonderentwicklungen bereichert: Trägerfahrzeuge, die zum einen besonders leicht sind, zugleich aber eine hohe Zuladung ermöglichen. Die Paradepferde sind hier Waggons mit einer Stellplatzkapazität für bis zu 80 TEU, mit entwickelt und in Auftrag gegeben durch die Metrans.
Zu den wichtigen Inlandterminal-Neuerungen gehört der im Frühherbst 2015 gestartete Bau eines trimodal angelegten Inlandterminals bei Budapest (THB 23. Oktober 2015). Die in Donau-Nähe gelegene Anlage ist in der ersten Ausbaustufe für einen Jahresumschlag von bis zu 250.000 TEU ausgelegt.
Die dritte starke Säule des Konzerns entsteht derzeit, und sie wird über interkontinentale Aktivitäten entwickelt. Dabei fällt der Blick ausdrücklich nicht auf den Container, sondern auf andere „Commodities“ (O-Ton), beispielsweise Flüssigladung. Derzeit würden zahlreiche, recht viel versprechende Gespräche mit potenziellen Partner geführt, so dass mit Ergebnissen in einigen Wochen zu rechnen sei. FBi/EHA