Riesiges Rohrlager an Rügens Ostküste

Regelmäßig rollen in diesen Tagen mit Stahlrohren beladene Güterzüge zum Zielbahnhof Mukran Port auf die Insel Rügen. Die je zwölf Meter langen Bauelemente sind für die Ostsee-Gaspipeline „Nord Stream 2“ bestimmt.

Bevor die Rohre verschweißt und in der Ostsee versenkt werden, stehen jedoch nicht nur letzte Genehmigungen für die Erdgas-Pipeline zwischen dem russischen Vyborg und Greifswald aus, auch werden die Bauelemente zuvor in Mukran in einem speziellen Werk mit Beton ummantelt. Damit beauftragt wurde das malaysische Unternehmen Wasco Coatings. Mitte dieses Jahres starteten die Arbeiten im Hafen. Wasco beabsichtigt in Mukran insgesamt 90.000 Pipeline-Elemente zu verarbeiten und zu lagern.

Wie schon 2009, als auf dem Gelände von <link http: www.thb.info thb-unternehmen single-view recruiter mukran-port-faehrhafen-sassnitz-gmbh.html _blank>Mukran Port damit begonnen wurde, die Rohre für die erste Ostsee-Pipeline „Nord Stream“ vorzufertigen, empfahl sich der Hafen an Rügens Ostküste für diese Aufgabe vor allem durch seine knapp 430 Hektar umfassende Flächenausdehnung. Dort sind ausreichend große Lagerareale vorhanden, um eine hohe Anzahl von angelieferten und später betonummantelten Rohren zwischenzulagern. Derzeit befinden sich unter den mehr als 57.000 in Mukran bereits gelagerten Rohren über 9.000 Elemente, die schon mit einem Betonmantel versehen sind. Durch diesen Mantel verdoppelt sich das Gewicht eines jeden Rohres von zwölf auf 24 Tonnen. Die schwere Hülle soll die Stahlkolosse unter Wasser schützen und auf den Meeresgrund drücken. Die temporäre Fertigung der Pipeline-Elemente wird voraussichtlich 2019 erledigt sein.

Harms Sievers, Geschäftsführer der Fährhafen Sassnitz GmbH, die den Hafen als Mukran Port vermarktet, bringt der definitive Abschluss des „Nord Stream 2“-Projekts in zwei Jahren allerdings nicht um den Schlaf. Denn seit gut zehn Jahren erlebt er in Deutschlands östlichstem Tiefwasserhafen einen strukturellen Wandel: vom einst pros-perierenden Fährhafen hin zu einem universellen Port, der sich darauf fokussiert, Industrie- und Schwergüter zu verschiffen und produzierendes Gewerbe anzusiedeln. Insbesondere Projekte im Bereich der Offshore-Industrie sind zumeist „von befristeter Dauer“, erläutert Sievers.

Mit dem Bau des Offshore-Windparks „Baltic 2“ nordöstlich von Rügen erlebte Mukran Port seine Feuertaufe als Basis- und Servicehafen für die Offshore Windenergie. Die Baukomponenten für die Anlagen wurden im Hafen vormoniert und dann zum Standort in der Ostsee verschifft. „Baltic 2“ ging im September 2015 ans Netz. Seitdem bietet der Rügener Hafen durch seine geografisch günstige Lage kurze Wege zu den Windparks vor der Küste.

Eigens für die Offshore-Windenergie-Projekte war im Südteil des Hafens ein erstes Schwerlast-Terminal entstanden. Das sechs Hektar große Offshore-Terminal ist ausgelegt für Schwerlasten bis 50 Tonnen pro Quadratmeter und verfügt über 410 Meter Kailänge. Inzwischen wird das Terrain für weitere Windparkprojekte auf hoher See genutzt. Nahezu parallel entstehen derzeit die Offshore Windparks „Wikinger“ und „Arkona“. Beide Projekte werden von Mukran aus realisiert.

Der Investor für die 70 Windkraftanlagen von „Wikinger“, der spanische Energieversorger Iberdrola, hat sich überdies dazu entschlossen, im Hafen ein Betriebsgebäude zu errichten. Von dort werden nach der für dieses Jahr avisierten Fertigstellung des Offshore Windparks der Betrieb und die Wartung der Windräder koordiniert. Die Inbetriebnahme des „Arkona“-Parks soll Anfang 2019 erfolgen. Auch bei diesem Projekt ist vorgesehen, Betrieb und Wartung von Mukran aus zu managen.

Um in Zukunft noch besser gewappnet zu sein, mehrere Projekte zeitgleich abwickeln zu können, entschied sich Mukran Port, den vorhandenen Liegeplatz 10 zusätzlich zum Schwerlastkai auszubauen. Dieser ist im Juli dieses Jahres fertiggestellt worden. „Wir bauen unsere Hafeninfrastruktur vorausschauend und bedarfsgerecht aus. Dabei orientieren wir uns nicht nur an aktuellen, sondern auch an zukünftigen Anforderungen der Branche. Beim Projektgeschäft zählen vor allem großzügige und schwerlastfähige Flächen“, begründet Hafenchef Sievers die jüngste Investition in die Hafeninfrastruktur.

Der neue Liegeplatz 10 hat eine Länge von 125 Metern. Aufgrund eines Tiefgangs von 12,5 Metern können dort auch größere Spezialschiffe festmachen. Die Kaifläche ist mit einer Schwerlastplatte ausgestattet, die pro Quadratmeter 20 Tonnen Gewicht aufnehmen kann. Unmittelbar hinter der Logistikfläche erstreckt sich ein zwölf Hektar großes Gewerbegebiet, von wo Industrie- und Schwergüter direkt zur Schiffsverladung gelangen.

Im Hafen produzierende Unternehmen haben in Mukran den Vorteil, dass sie Rohstoffe und Zulieferteile per Schiff anlanden und gefertigte Industriegüter ebenso auf dem Seeweg abtransportieren können. Eines der jüngsten Beispiele dafür ist die türkische MIR Holding. Sie siedelte ihre Firmentochter Deutsche Bogenn GmbH im Hafen an. In dem inzwischen errichteten Werk sollen Kunststoffrohre produziert werden, die das Unternehmen dann von dort aus verschifft.

Das Projektgeschäft und Industrieansiedlungen sind nach Aussage von Sievers „ein maßgeblicher Treiber für die Entwicklung weg vom Fährgeschäft“. Bis zur Wirtschafts- und Finanzkrise 2008/09 entfielen 95 Prozent des jährlichen Umsatzes am Standort auf das Fährgeschäft - und seit 108 Jahren existiert dort die „Königslinie“ zwischen Sassnitz und Trelleborg in Südschweden. Im Zuge der Wirtschaft- und Finanzkrise stürzte der Fährgeschäft-Anteil auf unter zehn Prozent ab. Seit Herbst 2014 verkehrt auf der „Königslinie“ nur eine Fähre der schwedischen Stena Line. Das Russland-Fährgeschäft ist mit den andauernden Wirtschaftssanktionen zwischen der EU und Russland komplett zum Erliegen gekommen. tsch/bre

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