„Rotterdam ist ein Hafen für Deutschland“

Moderne Skyline und ein Symbol für die modernen Niederlande: Rotterdam – zugleich Europas größter Seehafen, Foto: Arndt

Zufriedene Gesichter: Der Besuch im Rotterdamer Hafen war für alle ein großer Erfolg, Foto: Arndt
Den Rotterdamer Hafen und das Bundesland Nordrhein-Westfalen verbindet eine jahrzehntelange Zusammenarbeit auf verschiedensten Gebieten.
Das zeigte sich jetzt einmal mehr beim Besuch einer hochkarätig besetzten Delegation aus Vertretern der Wirtschaft, zumal der Logistik, Verwaltung und auch Politik im größten europäischen Seehäfen. Organisiert wurde die Reise vom Verein Logistikregion Rheinland, angesiedelt bei der Industrie- und Handelskammer Mittlerer Niederrhein. Ein Hauptanliegen der Tagestour bestand darin, sich aus erster Hand über die zahlreichen aktuellen Entwicklungen im Maashafen zu informieren. Der Hafenbetrieb Rotterdam (HbR) hatte der Visite einen besonders hohen Stellenwert eingeräumt, was sich unter anderem in der Auswahl der Gesprächspartner auf niederländischer Seite widerspiegelte. Trotz ex tre mer Termindichte begrüßte Hafenchef Allard Castelein am frühen Morgen die Besucher im repräsentativen, direkt an der Maas gelegenen „Word Port Center“. Allein der fantastische Blick aus dem 13. Stock auf das Nord ufer der Maas verfehlte seinen Eindruck nicht. Das Stadtbild wird geprägt durch zahlreiche Hochhäuser (siehe Foto), die es vor knapp 30 Jahren mehrheitlich noch nicht gab. Castelein gab einen kompakten Überblick über das Hafengeschehen. „Unser Maas ebene 2 ist inzwischen Realität geworden“, berichtete der HbR-Chef. Zwei neue Containerterminals, der von APMT sowie die Anlage von RWG, haben inzwischen ihre Arbeit aufgenommen und bringen zusammen eine Umschlagkapazität von weiteren 4,8 Millionen TEU mit ein. „Mit diesen Terminals sind wir optimal vorbereitet auf die Abfertigung der neuen Box-Mega-Carrier“, erklärte er. Damit die neuen Terminals ihren vollen Nutzen entfalten könnten, müssten die Hinterlandverbindungen jedoch dringend optimiert werden, mahnte Castelein und stieß damit auf Zustimmung seiner deutschen Gesprächspartner. Für die Rotterdamer heißt das vor allem: Schneller Ausbau der im Sommer 2007 in Betrieb genommenen Betuweroute auch auf deutscher Seite innerhalb des knapp 60 Kilometer langen Abschnitts zwischen dem niederrheinischen Emmerich und Oberhausen. Zur Erinnerung: Der zwischen den Niederlanden und Deutschland unterzeichnete Vertrag, in dem dieser Lückenschluss verbindlich vereinbart wurde, stammt aus dem Jahr 1992. Derzeit deutet alles darauf hin, dass das dritte Gleis in dem genannten Abschnitt auf deutscher Seite um das Jahr 2022 fertig werden könnte.
Auch das lag Castelein als persönliche Botschaft besonders am Herzen: „Als Rotterdamer Hafen wünschen wir uns einen noch intensiveren Austausch mit Nordrhein-Westfalen im Allgemeinen und der Niederrhein-Region im Besonderen.“
Emile Hoogsteden, Direktor Container, Breakbulk & Logistik beim HbR, ging detaillierter auf die besonderen Verflechtungen zwischen Rotterdam und NRW ein. Und die können sich sehen lassen: Bezogen auf das Jahr 2013 (aktuellere Zahlen liegen noch nicht vor) belief sich der Güteraustausch zwischen Rotterdam und NRW auf knapp 65 Millionen Tonnen. Für ganz Deutschland sind es gut 127 Millionen Tonnen. Hoogsteden selbstbewusst: „Wir verstehen uns als ein Hafen für Deutschland.“ Eine Feststellung, die auch Kammerpräsident Schmidt teilt: „Nicht Hamburg oder die bremischen Häfen sind unsere wichtigsten Bezugspunkte im seewärtigen Außenhandel, sondern Rotterdam.“ Er halte es für unverzichtbar, diese Kooperation noch weiter zu vertiefen.
Der Rotterdamer Hafen setzt auch für die Zukunft auf eine starke Wirtschaftsdynamik. Neue Geschäftsfelder sollen erschlossen werden, berichtete Hoogsteden. Eine zentrale Rolle spielt dabei die strategische Flächenreserve Maas ebene 2: „Wir wollen hier zum Beispiel das Thema Biofkraftstoffe vorantreiben.“ Dabei will der HbR gerade junge Start-up-Unternehmen in diesem Segment ansprechen und ihnen interessante An sied lungsper spek ti ven eröffnen. Oder Offshore: Der HbR will künftig auf der city fernen Maas ebene 2 Unternehmen verankern, die sich auf die umweltfreundliche Entsorgung von ausgedienten Öl- und Gasplattformen von der Nordsee spezialisiert haben. Ein weiteres Thema: LNG. Ein großer LNG-Importterminal arbeitet bereits seit Herbst 2011. „Bis 2016 werden wir auch einen Small-Scale-LNG-Terminal haben“, berichtete Hoogsteden. Denn: „Wir glauben an LNG als Treibstoff der Zukunft.“
Für Erstaunen sorgte auch diese Information: Unter Mitwirkung des HbR wird in den Niederlanden jetzt das während der zurückliegenden fünf Jahre intensiv diskutierte und auch wissenschaftlich untersuchte Verfahren zur Einlagerung von CO2 in ausgebeuteten Erdgasfeldern im Küstenvorfeld umgesetzt. Drei Buchstaben stehen dafür: CCS, was für „carbon capture and storage“ steht.
Was zunächst im Austausch im Rotterdamer WPC beschrieben wurde, konnten die knapp 20 deutschen Teilnehmer der Besuchergruppe im Anschluss in einer ausführlichen Hafentour buchstäblich erfahren. Einen besonders tiefen Eindruck hinterließ dabei die neue Maas ebene 2 mit ihren beiden neuen Containerterminals. Ebenso auf dem Programm: Ein Besuch beim Massengutterminal EMO sowie eine Hafenrundfahrt mit dem neuen HbR-Repräsentationsschiff „Nieuwe Maze“.
IHK-Niederrhein-Hauptgeschäftsführer Jürgen Steinmetz brachte es auf den Punkt: „Dieser Besuch hat allen Mitreisenden wertvolle Erkenntnisse vermittelt.“ EHA
Weitere Bilder und Impressionen der Reise unter
www.thb.info