Rotterdam mit Allzeithoch beim Umschlag

Der Rotterdamer Hafen schließt 2015 mit einem historischen Seegüterumschlagrekord ab.

Wie Hafenchef Allard Cas telein am Freitag berichtete, wurden im größten europäischen Seehafen im Berichtsjahr rund 466,4 Millionen Tonnen umgeschlagen; ein Plus von 4,9 Prozent gegenüber 2014. Dabei entwickelten sich die verschiedenen Gütersegmente unterschiedlich gut. Im Containersegment, in das Rotterdam beziehungsweise die Hafenwirtschaft über das Großvorhaben Maasvlakte 2 (MV 2/Maasebene 2) und die dazugehörigen Terminals massiv investiert haben, lag das Gesamtergebnis sogar unter dem Vorjahresniveau, und zwar sowohl hinsichtlich der TEU-Zahl als auch beim containerisierten Ladungsaufkommen. Die tragende Säule des Rotterdamer Umschlaggerüstes bleibt einmal mehr der Flüssigladungsbereich im Allgemeinen und der Ölumschlag im Besonderen. An Rohöl wurden 2015 rund 103,1 Millionen Tonnen umgeschlagen, was einer Zunahme um 8,1 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. Für diese Entwicklung war nach Darstellung von Castelein als Generaldirektor des Hafenbetriebs Rotterdam (HbR) vor allem „der niedrige Ölpreis verantwortlich“. Der An- und Abtransport von Ölprodukten erhöhte sich im Berichtszeitraum um 18 Prozent auf 88,5 Millionen Tonnen. Außer einer starken Zunahme des Heizölumschlags wurden 2015 mehr Gasöl und Diesel für den europäischen Markt nach Rotterdam herangeführt. Einen bemerkenswerten Sprung nach vorn machte der Hafen beim Flüs sig erd gas um schlag. Dieser konzentriert sich seit Herbst 2011 auf den Gate-Terminal, der dadurch aufgewertet wird, dass nunmehr in direkter Nachbarschaft eine LNG-Bunkerstation entsteht. Denn Rotterdam will im Rahmen seines „Energiedrehscheiben-Konzepts“ auch

LNG

stärker anbieten. 2015 fielen gut 2,3 Millionen Tonnen an Flüssigerdgas an, ein Zuwachs um 91,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Castelein wies darauf hin, dass „die Flüssigerdgaspreise im Fernen Osten erheblich zurückgegangen und jetzt mit denen in Europa vergleichbar sind“. Damit habe sich beim Gas „ein höheres Handelsvolumen ergeben, und es wird mehr Gas in unsere Region verschifft“. Beim

sonstigen flüssigen Massengut

kam es im Berichtsjahr zu einem Rückgang um 0,5 Prozent auf insgesamt 30,8 Millionen Tonnen. Leicht rückläufig war 2015 auch der Umschlag von

Erzen und Schrott,

und zwar um 0,6 Prozent auf insgesamt 33,9 Millionen Tonnen. Castelein: „Die Nachfrage nach Stahl nahm zwar geringfügig zu, wurde jedoch durch den Import von preisgünstigem chinesischem Stahl ausgeglichen.“ Der Umfang des

Kohleumschlags

erhöhte sich im Berichtsjahr um ein Prozent auf 30,7 Millionen Tonnen. Der HbR-Chef erinnerte daran, dass die Anlieferung von Kohle in Rotterdam zu etwa 40 Prozent aus Kokskohle besteht, die in Hochöfen eingesetzt werde. Die verbleibenden 60 Prozent würden als Kraftwerkskohle verbraucht, wobei Deutschland bislang den Löwenanteil bezieht. Castelein: „Die Nachfrage nach Kraftwerkskohle war in Deutschland durch die Zunahme von Solar- und Windenergie rückläufig.“

Der Umschlag von

Agrarmassengut

reduzierte sich im Berichtsjahr um 3,8 Prozent auf insgesamt 10,8 Millionen Tonnen. Die Menge des

sonstigen trockenen Massenguts

nahm um 3,9 Prozent auf 12,3 Millionen Tonnen ab. Der Grund: Es wurden weniger Baustoffe und Mineralien in Rotterdam gelöscht.

Der Containerumschlag ging auf TEU-Basis um 0,5 Prozent auf 12,2 Millionen Standardeinheiten zurück. Die containerisierte Stückgutmenge verringerte sich um 1,1 Prozent auf 126,3 Millionen Tonnen. Castelein wies dar auf hin, dass in der ersten Jahreshälfte 2015 noch 6,2 Millionen TEU umgeschlagen wurden. Dieser Positivtrend setzte sich aber in der zweiten Jahreshälfte nicht fort. Es fielen lediglich noch sechs Millionen Standardboxen an. Dennoch stieg die nach Asien transportierte Menge im Berichtsjahr immerhin um gut zwei Prozent, betonte Castelein. Für die anderen Fahrtgebiete ergab sich, grob skizziert, dieses Bild: Latein- und Nordamerika waren rückläufig. Mehr Container fielen im innereuropäischen Verkehr, im besonderen mit der Iberischen Halbinsel und Großbritannien an.

Die starke britische Wirtschaft sorgte auch dafür, dass die RoRo-Verkehre über die Nordsee zulegten – um 10,1 Prozent auf 22 Millionen Tonnen. Zudem profitierte Rotterdam von den Problemen in Calais als Folge der illegalen Flüchtlingsströme nach England. EHA

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