Rotterdam vertieft den „Nieuwe Waterweg“

Hafen, Industrie, Schifffahrt und Wohnen: In Rotterdam sind alle Bereiche besonders eng miteinander verzahnt, Foto: Arndt

Garantiert ein hohes Loco-Aufkommen: die Petrochemie, Foto: Arndt
Der Rotterdamer Hafen setzt auf Tiefgang: Ab dem Frühjahr 2018 wird der „Neue Wasserweg“ zwischen Hoek van Holland und dem Hafengebiet „Botlek“ umfassend vertieft.
Das kündigten jetzt der Hafenbetrieb Rotterdam (HbR) sowie die niederländische Wasserstraßenverwaltung Rijkswaterstaat an. Der „Nieuwe Waterweg“, so die Originalbezeichnung, wurde zwischen 1866 und 1872 angelegt, um die nautische Erreichbarkeit des Rotterdamer Hafens dauerhaft sicherzustellen. Der natürliche Weg über die Maas drohte seinerzeit zu versanden.
Mit der jetzt beschlossenen Ausbaumaßnahme im Verlauf eines insgesamt rund 25 Kilometer langen Abschnitts dieser bedeutenden Verkehrsader tragen HbR und Rijkswaterstaat dem Trend zu immer größeren Frachtern auch im mittleren Schiffssegment Rechnung. „Dank der Vertiefung können künftig sogenannte New-Panamax- und Aframax-Carrier ohne Einschränkungen den ‚Nieuwe Waterweg‘ befahren“, sagte Willy Dekker, Direktor Netwerk-Management bei der Wasserstraßenverwaltung die Notwendigkeit der Maßnahme. Für HbR-COO Ronald Paul ist es von größter Bedeutung, dass „sich die Hafenwirtschaft im Bereich des ‚Botlek‘ dynamisch weiterentwickeln kann“. Deswegen müssten die dort ansässigen Unternehmen weiter investieren, was jedoch nur erfolge, wenn dieser zwischen 1955 bis 1960 vor allem für Chemie und Petrochemie sowie für Tanklagerhalter angelegte Hafenteil auch verlässlich für größere Schiffe mit entsprechend größeren Tiefgängen zuverlässig und uneingeschränkt erreichbar bleibe.
Das Botlek-Gebiet ist bis heute ein Herzstück des Rotterdamer Hafens, der sich von der City bis an die Nordsee über mittlerweile 40 Kilometer erstreckt. Das Pionier-Unternehmen im „Botlek“-Gebiet war 1956 der Chemiekonzern Dow Chemical, dem bereits 1957 die Großwerft Cornelis Verolme folgte.
Die neue Fahrweganpassung wird jetzt ausgeschrieben, damit sie ab Frühjahr 2018 in Angriff genommen werden kann. HbR und Rijkswaterstaat veranschlagen dafür rund sechs Monate. Die Baggermaßnahmen werden bei laufendem Schiffsbetrieb erfolgen. Die Planungen sehen vor, dass abschnittsweise gebaggert wird. Das erste Teilstück erstreckt sich von Hoek van Holland – hier laufen die wichtigen England-Fährverkehre – bis nach Maassluis. Künftig wird die Fahrrinne 16,20 Meter statt heute 15 Meter tief sein. Die zweite Etappe endet in Höhe des für den Rotterdamer Autobahnrings wichtigen Benelux-Tunnel-Komplexes.
Die Verkehrsröhren unter der „Neuen Maas“ („Nieuwe Maas“) entstanden seinerzeit in zwei Bauphasen. Der erste Benelux-Tunnel wurde 1967 eingeweiht, der zweite im Jahr 2002, nachdem der Baubeschluss dazu vor dem Hintergrund des stark wachsenden Straßenverkehrs im Jahr 1993 gefallen war. Beide Tunnelsysteme sind jeweils 1,3 Kilometer lang. Beide Röhren sind dabei Teil der Autobahn A 4. Bis zum Benelux-Tunnel-Bereich wird der „Nieuwe Waterweg“ auf 16,40 Meter vertieft, derweil es heute 14,50 Meter sind. Im Hafengebiet „Botlek“ wird das Fahrwasser von 14,5 auf 15,9 Meter vertieft. Die niederländische Wasserstraßenverwaltung erwartet, dass die neuerliche Fahrrinnenanpassung dazu führen könnte, dass künftig mehr salzhaltiges Nordseewasser in den „Nieuwe Waterweg“ hineindrängen wird. Doch dafür seien entsprechende Natur-Ausgleichsmaßnahmen geplant und mit den Betroffenen vereinbart worden, so die Behörde. EHA