Saison der „Grauen Schiffe“ beginnt jetzt

Überseebrücke: Marinemusikkorps Kiel begrüßt die Gäste, Foto: Arndt

Teamwork: HPA-Mitarbeiter richten mit Spezialgerät die Stelling des argentinischen Segelschulschiffs „Libertad“ auf, Foto: Arndt

M. Setzer, Foto: Arndt
Der Hamburger Hafen steht nicht nur in der weiter stark wachsenden Kreuzfahrtindustrie hoch im Kurs: Auch in den Marinen dieser Welt gilt die Hansestadt als besonders beliebter Zielhafen.
2017 bescherte dem Elbe-Hafen dabei eine Rekordanzahl von „Grauen Schiffen“: 28 Einheiten aus verschiedenen Nationen hatten sich in den zurückliegenden 12 Monaten in Hamburg aufgehalten. Wie viele es in diesem Jahr werden, lässt sich derzeit noch nicht genau abschätzen. „Obwohl ohne Marinestützpunkt, zieht Hamburg mehr internationale maritime Hochwertbesuche an als Kiel oder Wilhelmshaven“, freut sich Kapitän zur See Michael Setzer, Standortältester und Kommandeur des Landeskommandos Hamburg. Er ist sicher: „Auch das vor uns liegende Jahr wird nicht durch Langeweile geprägt werden.“
Tatsächlich ist mit jedem Marineschiffsbesuch eine umfangreiche Vorbereitung verbunden. Diese Arbeit ruht im Wesentlichen auf den Schultern einer überschaubaren Anzahl von Soldaten des Landeskommandos Hamburg der Bundeswehr. Neben den aktiven Soldaten werden dabei auch regelmäßig zahlreiche Reservisten der unterschiedlichen Dienstgradgruppen mit herangezogen, die sich für entsprechende Kurzwehrübungen zur Verfügung stellen. Es sind vor allem ehemalige Marineangehörige, die mit den besonderen Gepflogenheiten der „Blauen Jungs“ bestens vertraut sind.
Der Besuch eines Marineschiffes unterliegt einer Reihe von Formalitäten. Einfach einen Abstecher an die Landungsbrücken zu machen, das ist nicht möglich. Die Besuche werden über die jeweiligen nationalen Botschaften angemeldet, die dabei auch die konkreten Details an die zuständigen deutschen Behörden weiterleiten.
In der Regel sind Schiffsbesuche auch mit einem aufwändig gestalteten Besuchsprogramm verbunden, zu dem offizielle Antrittsbesuche etwa im Hamburger Rathaus ebenso gehören wie besondere Besuchsziele für die Besatzung etwa in der Bundeshauptstadt auch bei der Deutschen Marine. Auch die Bereitstellung von offizieller „Empfangsmusik“, im Besonderen durch das Marinemusikkorps Kiel der Deutschen Marine, muss von langer Hand vorbereitet werden. Sportliche Begegnungen oder die Organisation der offiziellen Bordempfänge sind ebenfalls fester Bestandteil des Besuchsprogramms.
Diese Bord-„Receptions“ haben bei Marineschiffsbesuchen überall auf der Welt einen sehr hohen gesellschaftspolitischen Stellenwert. Denn ein wesentliches Ziel dieser Marine-Visiten ist die Förderung der Völkerverständigung. Gerne spricht man bei der Deutschen Marine in dem Zusammenhang von den „Botschaftern in Blau“, als die sich die Besatzungsangehörigen Schiffe oder Boote verstehen. Die Zusammenstellung solcher Gästelisten für den Bordempfang beispielsweise ist dabei stets eine sensible Angelegenheit, gilt es doch die als „wichtig“ eingestuften Akteure aus Politik, Wirtschaft, Verwaltung und Gesellschaft aus der Stadt und Region einzuladen.
Im Hamburger Hafen gehört für die Angehörigen des Landeskommandos eine enge Abstimmung mit den verschiedenen Sicherheitsbehörden oder auch der Hamburg Port Authority (HPA) zum festen Bestandteil des dicken Pflichtenheftes. So muss die HPA unter anderem den offiziellen Liegeplatz zeitgenau zur Verfügung stellen. Ihre Mitarbeiter kümmern sich aber auch um die verkehrssichere Installation der Gangway. Der genaue Liegeplatz hängt dabei unter anderem von der Größe der jeweiligen Einheit sowie von der Sicherheitseinstufung des jeweiligen Gastschiffes ab. Besonders beliebt ist bei den Marinen Hamburgs Premiumliegeplatz Überseebrücke. Zentral gelegen, bestens erreichbar und großzügig ausgelegt, das sind die herausragenden Merkmale dieses Ankerplatzes. Doch auch die Landungsbrücken werden immer wieder gerne durch Gastschiffe aus dem In- und Ausland angesteuert. Das Landeskommando Hamburg ist wie gesagt die zentrale Schnittstelle zwischen den verschiedenen in- und auch ausländischen Dienststellen. Neben Besuchen, die mit einer sehr langen Vorlaufzeit angekündigt werden, gibt es auch kurzfristige Events. „Bis zu zehn Tage vor dem Einlauftermin müssen die potenziellen Gastschiffe die Meldung spätestens abgeben“, berichtet Fregattenkapitän Jürgen Tissier, Leiter Protokoll beim Landeskommando in der Osdorfer Landstraße 365.
Einmal am Liegeplatz in Hamburg, detachiert das Landeskommando entsprechend erfahrenes deutsches Verbindungspersonal für die Dauer des Besuches. Es steht der Schiffsführung in allen Dingen als Vor-Ort-Ansprechpartner zur Seite. Für die Sicherheit von Schiff, Besatzung und Gästen sorgen die Hamburger Polizei ebenso wie die Bundeswehr-eigenen Feldjäger, die sich im direkten Schiffsumfeld aufhalten.
Zum organisatorischen Gesamtaufwand gehören bei den Schiffsbesuchen auch die Belieferung des Gastliegers mit Frischwaren, Kraftstoff und weitere Gegenständen sowie die Bereitstellung von Frischwasser, Sammeleinrichtungen für Abwässer oder Müll. Vieles kann vorab geplant werden. Doch vieles wird auch „last minute“ geordert. In solchen Situationen können dann auch die „Verbinder“ auf den Gasteinheiten mit ihren Kontakten und Fertigkeiten glänzen.
Der Auftakt für Hamburgs „Graue Saison 2018“ steht für den 2. Februar an. Dann werden verschiedene Einheiten des Nato-Verbandes SNMG 1 (Standing Naval Maritime Group) erwartet. Bislang ist bekannt, dass die dänische Fregatte „Niels Juel“ (F 354) als Flaggschiff des Verbandes sowie die kanadische Fregatte „St. Johns“ (F 340) als „fest gebuchte“ Einheiten kommen. Doch es wird mit weiteren Einheiten aus Spanien, Großbritannien und auch Deutschland gerechnet, die dem multilateralen Nato-Verband angehören.
Das nächste Flottenevent steht nach jetzigem Sachstand dann für den 829.Hamburger Hafengeburtstag an, der in diesem Jahr wieder vier Tage dauert. Beginn ist der 10. Mai mit der großen Einlaufparade. Und das Ereignis klingt am Sonntag, 13. Mai, mit der großen Auslaufparade aus.
Neben der deutschen Fregatte „Augsburg“ (F 213) werden auch das deutsche Küstenschutzboot „Putlos“ sowie eine bislang namentlich noch nicht bekannte Fregatte der britischen Royal Navy sowie eine größere Abordnung aus Dänemark erwartet. Auch wieder mit dabei: die kuscheligen Heimwehrkutter der Könglichen Dänischen Marine, die, eine dänische Besonderheit, alle mit Reservisten besetzt sind.
Dass es auch in der zweiten Jahreshälfte „Graue Schiffe“ in der Hansestadt geben soll, gilt als gesetzt, auch wenn derzeit noch keine konkreten Anmeldungen vorliegen. Doch auch ohne die offiziellen Gasteinheiten gehören Marineeinheiten zum „Normalbild“ des größten deutschen Universalhafens. Dazu gehören die beiden Einsatzgruppenversorger (EGV) der Deutschen Marine, die „Bonn“ (A 1413) und ihre Schwester, die „Berlin“ (A 1411), ebenso wie die Einheiten der Baden-Württemberg-Klasse (Klasse 125). EHA