Seehafen Rostock mit Umschlagplus - Hoffnung auf Seekanal-Vertiefung
Der Rostocker Überseehafen hat seinen Umschlag im Jahr 2016 um sieben Prozent im Vergleich zum Vorjahr gesteigert und damit seine Stellung als größter deutscher Ostseehafen ausgebaut. Brutto seien 26,8 Millionen Tonnen umgeschlagen worden, nur 2008, also vor der Weltwirtschaftskrise 2009, sei ein besseres Ergebnis erzielt worden, sagte Hafen-Geschäftsführer Gernot Tesch am Freitag. Vor allem in den tonnenintensiven Hauptgutarten Flüssig- und Schüttgut sowie Fähr- und RoRo-Güter seien bemerkenswerte Zuwächse erzielt worden.
Erfolgreich sei auch die Bilanz des Kreuzfahrthafens Warnemünde. Dank der Kooperation mit dem Flughafen Rostock-Laage und drei Kreuzfahrtreedereien sei ein Rekord von 766.000 Passagieren erzielt worden, die an und von Bord gingen. Für die kommende Saison, die am 27. April beginnt und am 12. Oktober enden wird, werden mehr als 800.000 Passagiere erwartet. Der Hafen kalkuliert derzeit mit 192 Anläufen von 38 Kreuzfahrtschiffen.
Im Kreuzfahrtbereich habe der Hafen in den vergangenen Jahren "ein bisschen von der Substanz" gelebt, sagte Co-Geschäftsführer Jens Scharner. "Wir sind, glaube ich, der produktivste Kreuzfahrthafen der Welt." Er bezog sich dabei auf die vergleichsweise geringen Flächen, die in Warnemünde für die Schiffe und die Abfertigung der Passagiere zur Verfügung stehen. Scharner kündigte an, dass spätestens 2020 ein weiteres Terminal zur Verfügung stehen werde.
Große Hoffnungen für die weitere Entwicklung setzen die Hafenchefs auf die angekündigte Vertiefung des Seekanals von 14,5 auf 16,5 Meter. Alleine die Ankündigung, dass diese mehr als 100 Millionen teure Baumaßnahme in den Bundesverkehrswegeplan aufgenommen worden sei, habe vor allem im Getreidebereich für eine steigende Nachfrage nach Neuansiedlungen gesorgt.
Mit Danzig gleichziehen
Wie Scharner sagte, könnten mit der im Idealfall für Anfang der 2020er Jahre erwarteten Vertiefung Schiffe mit einer Maximalbeladung von 120.000 Tonnen in Rostock anlegen. Das seien bis zu 25 Prozent mehr als heute. "Wir haben dann eine ähnliche Wettbewerbssituation wie Danzig." Gleichzeitig mit der Vertiefung des Seekanals müssten auch die Liegeplätze im Seehafen angepasst werden, was zu weiteren hohen Investitionen führen werde.
Ein Vorteil bei der geplanten Vertiefung sei, dass der vorhandene Seekanal hin zur Kadetrinne bereits in den 1990er Jahren künstlich angelegt worden sei, sagte Scharner. Schon damals seien Vorkehrungen für eine zweite Ausbaggerung getroffen worden.
Die Geschäftsführer rechneten damit, dass mit der Vertiefung auch neue Märkte für den Getreideumschlag beispielsweise in Tschechien oder Sachsen erschlossen werden können. Von großem Vorteil sei dabei, dass eine gute Bahnanbindung vorhanden sei. Es sei das Ziel, den Verkehr weg vom LKW und der Straße hin zur Bahn zu leiten. (mv)