Spezialisierung auf ausgewählte Gütergruppen

Der Niedersachsenkai ist auf Schwerlasten spezialisiert (Foto: J. Müller)
Ein mittelständisches Familienunternehmen, das heute in der sechsten Generation geführt wird, ist auf Wachstumskurs: Nach einem Umsatz von rund 64 Millionen Euro im Jahr 2011 betrug der Umsatz der J. Müller Unternehmensgruppe im vergangenen Jahr über 80 Millionen Euro.
Der Vorstandsvorsitzende Jan Müller begründet diese Entwicklung mit der gezielten Marktausrichtung: „Wir sind erfolgreich durch die Spezialisierung auf ausgewählte Gütergruppen. Dieser Strategie verdanken wir unseren kontinuierlichen Wachstumskurs.“ Das Unternehmen fokussiert sich bei seinen Umschlagaktivitäten auf Schüttgüter (vor allem Agrarprodukte), massenhafte Stückgüter wie Stahl und Zellulose sowie auf Schwergüter und Projektladung in erster Linie aus dem Bereich der Windkraftener gie.
Die ausschließlich in Familienbesitz befindliche Aktiengesellschaft hat fast 200 Jahre Erfahrung im Hafen- und Logistikbereich und bietet heute ein breites Dienstleistungsportfolio insbesondere an den Hafenstandorten Bremen und Brake. Der Seehafen Brake an der Unterweser ist der Hauptsitz der J. Müller Gruppe. Im Laufe der vergangenen fünf Jahre wurden an beiden Standorten rund zwölf Millionen Euro jährlich in den Ausbau und die Weiterentwicklung der Terminals investiert. Ein Meilenstein wurde bereits Ende 2013 mit der Inbetriebnahme des neuen Silo 6 in Brake erreicht. Mit einer Gesamtsumme von rund 22,5 Millionen Euro handelt es sich zugleich um die größte Einzelinvestition in der Unternehmensgeschichte von J. Müller. Das 90 Meter hohe Silo verfügt über eine Lagerkapazität von 47.000 Tonnen und schafft die Basis, um Wachstum und steigenden Qualitätsanforderungen von Kunden und Gesetzgebung im Agrarbereich gerecht zu werden.
Das Investitionspaket zur Erweiterung des Agrarlogistikstandorts beinhaltet zudem den Ausbau vorhandener Kajenanlagen für einen zweiten Liegeplatz für Großschiffe. Dafür erfolgte Mitte letzten Jahres der Baustart zur Ertüchtigung der Südpier, für den Niedersachsen Ports zuständig ist. Parallel dazu wendet J. Müller in diesem Jahr 5,5 Millionen Euro für einen neuen Schiffsbelader auf. Da am Agri-Terminal die Kapazitätsgrenze durch nur einen Großschiffliegeplatz erreicht ist, ist es das Ziel, die Lösch- und Ladekapazitäten zu erweitern. Obwohl Agrarprodukte Schwankungen unterliegen, ist ihr Umschlag in Brake konstant gestiegen. Um den steigenden Mengen auch in Zukunft gerecht zu werden, investieren Land und private Wirtschaft in den Ausbau von Hafeninfra- und -suprastruktur.
Zur Effizienzsteigerung gehören auch Investitionen in die Technik, und so hat J. Müller 1,2 Millionen Euro für die Optimierung der Getreide- und Futtermittelabläufe ausgegeben. Seit April dieses Jahres übernimmt die neue Siloleitwarte die zen tra le Steuerung von Deutschlands größter zusammenhängender Siloanlage. Insgesamt 18 Mitarbeiter steuern im Dreischichtbetrieb die Abläufe in den nördlichen und südlichen Silokom plexen.
Mit Zuschüssen aus dem KV-Förderprogramm und einer Eigenaufwendung von 6,3 Millionen Euro fördert J. Müller den Ausbau des trimodalen Terminals für den kombinierten Verkehr (KV) in Bremen. Hier hatte sich das Unternehmen bisher als Logistik-Kompetenzzen trum für Kaffee, Kakao und maritime Proteine und die damit einhergehende Rohwarenlogistik etabliert. Mit dem KV-Terminal, dessen Herzstück ein im April dieses Jahres in Betrieb genommener neuer Kran ist, wurde ein zusätzlicher Logistikschwerpunkt geschaffen.
Das wichtigste Gut der Unternehmensgruppe ist laut Jan Müller jedoch das Personal; der Vorstandsvorsitzende betont: „Unsere Mitarbeiter sind das A und O des Erfolgs, vom Stauer vor Ort bis in die Führungsetage. Die Mitarbeiter sollen sich in ihrem Arbeitsumfeld wertgeschätzt fühlen.“ Und so werden für rund zwei Millionen Euro neue Sozialräume für die gewerblichen Mitarbeiter und neue operative Büroräume in den Braker Terminals gebaut. Anfang September beginnen die Bauarbeiten. Die Fertigstellung ist für das Ende des ersten Quartals 2017 geplant. Einen hohen Stellenwert genießen auch der Nachwuchs und seine Ausbildung: J. Müller beschäftigt 57 Auszubildende in zehn verschiedenen Ausbildungsberufen, sowohl gewerblich als auch kaufmännisch.
Aufgrund der Abhängigkeit vom Ernteergebnis blickt der Agrarspezialist verhalten optimistisch auf die Entwicklung der zweiten Jahreshälfte. Insgesamt ist J. Müller dank der stabilen Geschäfte in den einzelnen Gütergruppen gut ausgelastet. Während der Export durch den Umschlag von Stahl geprägt ist, werden Agrarprodukte und Zellulose in erster Linie importiert. Mit einem Plus von über 20 Prozent wurden im ersten Halbjahr über 500.000 Tonnen Zellulose umgeschlagen. Der auf das Handling von Schwerlasten spezialisierte Niedersachsenkai profitiert von der positiven Entwicklung der Windkraftbranche in Deutschland. Insbesondere für die Onshore-Windenergie werden in Brake Windkraftanlagenkomponenten im- und exportiert. Knapp über 3500 Großteile wurden am Standort in 2015 umgeschlagen. Für 2016 bestätigt sich diese Entwicklung. mg