Umschlag in Hamburg weiter rückläufig

Die Marketingorganisation des Hamburger Hafens rechnet bis zum Jahresende mit einem Seegüterumschlag von 138 Millionen Tonnen und mit rund neun Millionen TEU bei der Containerabfertigung.

Diese zuversichtliche Einschätzung basiert auf der am Dienstag vorgelegten positiven Entwicklung der Umschlagergebnisse im zweiten Quartal. „Mit einem Plus von 1,9 Prozent im Vergleich zu den drei vorangegangenen Monaten ist ein Aufwärtstrend erkennbar“, sagte Axel Mattern, Vorstand Hafen Hamburg Marketing (HHM). Auch der Vergleich des zweiten Quartals 2016 mit dem Vorjahresquartal ergibt ein Plus von 0,7 Prozent.

2015 war Hamburg durch ein deutliches Minus von 9,3 Prozent beim Container umschlag im Ranking hinter Rotterdam und Antwerpen zurückgefallen. Der damit nur noch drittgrößte Containerhafen Europas hatte 8,82 Millionen TEU umgeschlagen, nach 9,7 Millionen im Vorjahr (THB 11. Februar 2016). Insgesamt war der Seegüterumschlag 2015 um 5,4 Prozent auf 137,8 Millionen Tonnen gesunken.

Jetzt sei auch die Entwicklung beim Seehafenhinterlandverkehr auf der Schiene erfreulich. Mattern: „Wir stellen fest, dass die umweltfreundlich mit der Eisenbahn transportierte Gütermenge im ersten Halbjahr auf 23,8 Millionen Tonnen anstieg und damit zu einem kräftigen Plus von 3,9 Prozent beitrug. Hamburg baut damit seine führende Position als größter Eisenbahn hafen in Europa weiter aus.“

"Merkliche Stabilisierung"

Trotzdem verringerte sich der gesamte Seegüterumschlag mit den Segmenten Stückgut und Massengut im ersten Halbjahr 2016 gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 0,9 Prozent auf 70,2 Millionen Tonnen. „Der Seegüterumschlag in Hamburg verzeichnet im ersten Halbjahr 2016 zwar noch einen leichten Rückgang, stabilisiert sich aber merklich“, so Mattern.

Der Containerumschlag blieb in den ersten sechs Monaten des Jahres mit 4,5 Millionen TEU knapp unter dem Vorjahresergebnis. Dass es insgesamt noch einen Rückgang von 1,2 Prozent gab, ist vor allem durch geringere Transhipment-Verkehre mit Häfen in Polen und Schweden zu erklären, die vermehrt von Container-Direktdiensten angelaufen werden. Im ersten Halbjahr betrug der Rückgang im Containerverkehr mit Skandinavien 5,6 Prozent, der mit Polen und den baltischen Staaten 5,7 Prozent. Der 2015 verzeichnete Einbruch im Containerverkehr mit China und Russland sei inzwischen aber nahezu gestoppt. So wurden zwischen dem Hamburger Hafen und Russland trotz der unverändert bestehenden Außenhandelssanktionen 216.000 TEU transportiert. Das entspricht einem Plus von 2,3 Prozent. Stabiler entwickelte sich auch der Containerverkehr mit China, der im ersten Halbjahr mit insgesamt 1,3 Millionen TEU (-1,0 Prozent) nur knapp unter dem Vorjahresergebnis blieb. Erfreulich sei auch die unverändert wachsende Bedeutung Indiens, das mit 128.000 TEU (+9,9 Prozent) inzwischen Position acht im Ranking der Top-Handelspartner im Containerumschlag Hamburgs einnimmt. Ebenfalls positive Umschlagentwicklungen gab es im Containerverkehr mit Finnland (+4,3 Prozent), den USA (+7,3 Prozent), den Vereinigten Arabischen Emiraten (+14 Prozent) und Großbritannien (+13,1 Prozent).

Dagegen sank der Umschlag von Massengütern wie Getreide, Kohle und Mineralölprodukten im ersten Halbjahr um 1,4 Prozent auf 23,3 Millionen Tonnen. Auf der Importseite wurde für das erste Halbjahr mit insgesamt 17,1 Millionen Tonnen ein Plus von 6,7 Prozent erreicht. Auf der Exportseite blieb der Massengutumschlag mit insgesamt 6,2 Millionen Tonnen (-18,3 Prozent) deutlich unter dem Vorjahresergebnis. Dieser Einbruch hing vor allem mit der Schließung einer Mineralölraffinerie und deutlich geringeren Getreideausfuhren (-34 Prozent) zusammen. Insgesamt erreichte das Segment Flüssigladung mit 7,2 Millionen Tonnen ein Plus von 6,5 Prozent. Der Bereich Greifergut blieb mit insgesamt 11,3 Millionen Tonnen trotz eines Rückgangs von 1,8 Prozent auch im ersten Halbjahr 2016 für den Hamburger Hafen das stärkste Segment beim Massengutumschlag.

Holz und Projektfracht wächst

Der nicht-containerisierte Stückgutumschlag, von zum Beispiel großen Anlagenteilen und rollender Ladung, blieb im ersten Halbjahr mit insgesamt 815.000 Tonnen (-6,9 Prozent) unter dem Vorjahresergebnis. Auf der Importseite, die 273.000 Tonnen (-5,6 Prozent) erreichte, konnten wachsende Umschlagmengen bei der Einfuhr von Holz, Projektladung und Südfrüchten die Rückgänge bei Papier, Metall und Kraftfahrzeugen nicht wettmachen. Im Versand konventioneller Stückgüter, für den insgesamt 542.000 Tonnen (-7,6 Prozent) ermittelt wurden, konnte das Wachstum bei Eisen, Stahl und Holz nicht den Rückgang bei der Ausfuhr von Kraftfahrzeugen ausgleichen.

Die beiden HHM-Vorstände Ingo Egloff und Axel Mattern unterstrichen besonders die „sehr gute“ Entwicklung der Seehafenhinterlandverkehre Hamburgs auf der Schiene hin. So erreichte der Containertransport mit der Bahn in den ersten sechs Monaten mit 1,2 Millionen TEU ebenfalls ein Plus von 2,1 Prozent. „Mit der Verabschiedung des Bundesverkehrswegeplans 2030 sind auch für den Hamburger Hafen wichtige Projekte in den ‚Vordringlichen Bedarf' aufgenommen worden. Die als Hafenquerspange bekannte südliche Verbindung zwischen der Autobahn A1 und der A7 ist für Hamburg dabei das größte Einzelprojekt. Um den Hafen weiterhin in seinen vielfältigen Funktionsbereichen auszubauen und wettbewerbsfähig zu halten, ist neben einem Ausbau leistungsfähiger Zu- und Ablaufkorridore für den Gütertransport per Bahn, Lkw und Binnenschiff auch die Fahrrinnenanpassung von Unter- und Außenelbe erforderlich“, betonte Egloff.

In diesem Zusammenhang wies er auf den weiteren Anstieg der Großcontainerschiffe in der Hansestadt hin. Im ersten Halbjahr gab es bereits 97 Anläufe von Frachtern mit 14.000 bis über 19.000 TEU. Das entspricht einem Zuwachs von 83 Prozent. Vor diesem Hintergrund rückt auch das Projekt Westerweiterung immer wieder in den Fokus. Dabei geht es um drei neue Liegeplätze bei Eurogate und einen größeren Drehkreis für Mega-Schiffe. Das Planungsverfahren läuft bereits seit sieben Jahren und hat sich immer wieder verzögert. Derzeit wird mit der Fertigstellung des rund 250 Millionen Euro kostenden Projekts im Jahr 2023 gerechnet. Grund sollen Unstimmigkeiten zwischen den zuständigen Behörden sein. Das kritisiert auch der parlamentarische Geschäftsführer und wirtschaftspolitische Sprecher der FDP-Fraktion. Michael Kruse sagte gestern: „Die erneute Verzögerung bei der Hafenwest erweiterung ist nur ein Beispiel für die mangelnde politische Führung bei wichtigen Hafenprojekten. Der rot-grüne Senat schwächt den Hafenstandort durch Tatenlosigkeit.“

155.000 Arbeitsplätze

Hamburgs Hafen sichert in der Metropolregion mehr als 155.000 Arbeitsplätze. Der Hafen ist auch wichtiger Industriestandort und mit einer Bruttowertschöpfung von 21,8 Milliarden Euro von großer Bedeutung für die gesamte deutsche Volkswirt schaft. FBi

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