Vom Fischerei-Zentrum zum Universalhafen

Innerhalb von 25 Jahren baulich umfassend angepasst: Fracht- und Fischereihafen Rostock, Foto: RFH
Er ist eine der Säulen der Hafen-Gruppe Rostock: der Fracht- und Fischereihafen am Westufer der Warnow.
Einst ein Zentrum für die DDR-Hochseefischerei-Indus trie, hat sich dieser verkehrstechnisch gut erschlossene Hafenbereich seit der deutschen Wiedervereinigung 1990 zum Knotenpunkt für den Umschlag von Stückgütern und massenhaften Stückgütern (Breakbulk) entwickelt, und zwar mit wachsendem Erfolg. Neben klassischen Hafenaktivitäten entfalteten sich hier auch zahlreiche Gewerbeaktivitäten, wobei teilweise auf Bestandsimmobilien aus der Fischerei-Ära zurückgegriffen wurde, die an die neuen Anforderungsprofile angepasst wurden.
Vor diesem Hintergrund kam dem diesjährigen Sommerfest der Rostocker Fracht- und Fischereihafen GmbH (RFH) eine besondere Bedeutung zu. Wie in den Vorjahren begrüßte RFH-Geschäftsführerin Daniele Priebe rund 90 Gäste aus der maritimen Wirtschaft und der Verwaltung sowie ehemalige Mitarbeiter. Darunter waren der Präsident der Rostocker Bürgerschaft, Dr. Wolfgang Nitzsche, und Oliver Brünnich, Geschäftsführer des RFH-Hauptgesellschafters, der RVV Rostocker Versorgungs- und Verkehrsholding GmbH. Priebe hob den erfolgreichen Wandel des Hafens vom einstigen Basis-Standort der DDR-Hochseefischerei zum Universalhafen hervor. In den ersten sechs Monaten dieses Jahres wurde mit einem Güterumschlag von 734.000 Tonnen ein Rekord-Halbjahresergebnis erzielt.
Zugleich hat sich der Hafen seit 1990 zu einem der größten maritimen Gewerbegebiete in Mecklenburg-Vorpommern entwickelt, berichtete Priebe. Auf einem Gelände von rund 60 Hektar sind aktuell 160 Firmen mit insgesamt 2300 Mitarbeitern angesiedelt. Der Branchenmix bezieht dabei Unternehmen aus der Schiffsausrüstung ebenso mit ein wie Offshore-Service, Betriebe in der Aus- und Weiterbildung bis hin zu Einzel- und Großhandel sowie Kfz- und Kreativwirtschaft.
Diese Mischung ermögliche es dem RFH, in Zusammenarbeit mit den im Hafen angesiedelten Betrieben, vielfältige administrative, logistische und informationstechnische Synergien zu heben und zusätzlichen Umschlag zu generieren, so Priebe weiter. Sie nannte beispielhaft den seit 24 Jahren an der Warnowpier ansässigen Fisch-Großhandelsbetrieb Venfisk. Dieser nutze die verkehrsgünstige Anbindung und die vorhandenen Kühl- und Tiefkühl-Lagerkapazitäten. Mit jährlich rund 1000 Tonnen seegefrostetem Fisch, der überwiegend aus Nordeuropa bezogen und im RFH-Kühlhaus zwischengelagert wird, trägt das Unternehmen zur Umschlagbilanz des Hafens bei und bewirkt zudem eine interessante lokale Wertschöpfung.
Zu den jüngsten Investitionsprojekten des maritimen Standortes gehörten der Bau einer neuen Werkhalle und deren Straßenanbindung an den Kaikanten-Bereich. Fünf Unternehmen aus der Metallbranche haben sich Ende 2014 in dem Neubau niedergelassen. Darunter ist das Unternehmen Oskar Broziat GmbH & Co. KG Maschinen + Service. Es ist seit über zwei Jahrzehnten im Hafen präsent und zog in die neue Halle um.
Der Rostocker Fracht- und Fischereihafen wird weiterhin in die Erschließung von Gewerbeflächen investieren, kündigte die Hafenmanagerin an. Mit dem Zukauf eines 14.000 Quadratmeter großen Grundstücks wurde unlängst dafür die Voraussetzung geschaffen. Die aktuelle Erweiterung im nördlichen Hafenbereich schließt den Bau des neuen Liegeplatzes 27 ein. Er wird über eine Kailänge von 110 Metern verfügen. Baubeginn für diese Kaifront ist 2016. EHA