Vom Hafen schnell und sauber in die Alpen

Kompakte Abläufe am Schwedenkai in Kiel: kurze Wege zwischen Schiff und Eisenbahn, Foto: Hafen Kiel
Kiel schreibt die Erfolgsgeschichte bei den kombinierten Transporten Schiff/Schiene weiter fort.
Knapp vier Jahre nach dem Start des ersten Direktzugs vom Fördehafen nach dem norditalienischen Verona wurde am Donnerstag der 1000. Zug auf dieser Verbindung im Rahmen eines kleinen Festakts auf die Reise geschickt. Die Ganzzugverbindung wurde nach ihrem Start im Oktober 2012 über drei Jahre hinweg aus dem Marco-Polo-Programm der EU unterstützt – ein Programm, das die Entwicklung und Durchführung von umweltfreundlichen Logistikangeboten gerade in der kritischen Aufbauphase finanziell stabilisieren und so dauerhaft etablieren soll.
Im Zeitraum von November 2012 bis Oktober 2015 wurde auf der Achse eine Transportleistung von gut 557 Millionen Tonnenkilometern (tkm) erbracht. Bis heute wurden mehr als 20.000 Ladeeinheiten – meist Trailer – auf die Schiene verlagert.
In Verona befindet sich mit dem „Terminal Quadrante Europa“ eines der größten Güterverkehrszentren (GVZ) Europas, zugleich Vorbild für die ab den 1990er Jahren auch in Deutschland eingerichteten multimodal ausgerichteten logistischen Knoten punkte.
Vermarktet wird das Multimodal-Angebot von den Bahn-Operateuren Kombiverkehr, der italienischen CEMAT sowie der Reederei Stena Line. Traktionspartner sind die DB Cargo, RBH, Lokomotion und RTC.
Zunächst mit zwei Abfahrten je Woche und Richtung gestartet, wurde der Fahrplan für den Kiel-Verona-Zug im September 2014 auf fünf Züge verdichtet. Mit dieser höheren Transportkapazität und Frequenz wird insbesondere der Nachfrage des Großkunden Lkw Walter entsprochen.
Die Züge erlauben in Kiel direkte Weiterverladungen von und nach Schweden-Fähren mit attraktiven Transitzeiten der Reederei Stena Line. Christof Weichbrodt, Freight Commercial Manager der Stena Line, lobt das Angebot: „Die Kapazitäten der Züge und Fähren sind genau aufeinander abgestimmt. Spediteure können den gesamten Transport von Göteborg nach Verona zudem mit nur einer Buchung in Auftrag geben.“ Die aktuellen Zuglängen betragen 540 Meter. Das Gesamtgewicht für den Zug ist auf maximal 1420 Tonnen festgelegt.
Je Zug werden bis zu 32 Sattelauflieger befördert. Gianluigi Tacelli, Area Sales Manager für Brenner-Verkehre der italienischen Kombiverkehrs-Gesellschaft CEMAT S.p.A für die Verkehrsachse Deutschland–Italien: „Der Schienengüterverkehr ist eine ökologisch vorteilhafte Transportvariante. Im Vergleich zum lang laufenden Straßengüterverkehr wird der Ausstoß von Klimagasen auf der Schiene deutlich reduziert.“ Konkret: Je Trailer à 25 Tonnen kann auf der Schienenstrecke Kiel–Verona mehr als eine Tonne CO2 eingespart werden, so die Anbieter dieses Hinterlandsystems.
Der kombinierte Ladungsverkehr Schiene/Schiff gewinnt im Hinterlandverkehr des Kieler Hafens kontinuierlich an Bedeutung. Nachdem 2015 erstmals mehr als 28.000 Ladeeinheiten auf Waggons verladen wurden, setzt sich die positive Entwicklung auch im laufenden Jahr fort. In den ersten drei Monaten betrug der Mengenzuwachs 2,7 Prozent.
Der Hafen Kiel investiert in das Zukunftssegment. Um die wachsende Zahl der Trailer und Container am Schwedenkai schnell und sicher umschlagen zu können, hat der Hafen einen Portalkran angeschafft. Er ist seit Dezember 2014 im Einsatz und trägt so auch zur optimalen Ausnutzung der knappen Flächen bei.
Dr. Dirk Claus, Geschäftsführer der Seehafen Kiel GmbH: „Aus dem skandinavischen Raum steigt die Nachfrage im schienengeführten Alpentransit des Güterverkehrs.“ Die Direktzüge seien ein optimales Logistikan gebot. EHA