Vom Spezialisten zum Allrounder

Im Mai 2012 startete die DA Schiffsverwertung GmbH & Co. KG in Papenburg als erste zertifizierte Abwrackwerft für Binnenschiffe in Deutschland. Heute steht das Unternehmen für den fachgerechten Rückbau sämtlicher schwimmenden Einheiten bis zu einer Breite von 25 Metern.

„Wir sind ein echter Allrounder und recyceln nicht nur Binnenschiffe, sondern auch Gastanker, Frachter und Fahrgastschiffe. Darüber hinaus gehören Pontons, Schubleichter, Schwimmkräne und Baggerfahrzeuge bei uns ebenso zu den Stammgästen“, so Olaf Evers, Assistent der Geschäftsleitung bei der DA Schiffsverwertung. Das spiegelt sich auch beim aktuellen Blick auf das Gelände an der Schleusenstraße wider. Denn dort werden gerade das 64 Meter lange Standby Safety Vessel „Esvagt Omega“ und der Ponton des Schwimmkrans „SK 3“ von Rhenus Logistics parallel zerlegt. Erst kurz zuvor war an gleicher Stelle die „Wappen von Norderney“, das älteste Küstenfahrgastschiff der Reederei Norden-Frisia, verschrottet worden (THB 14. Juli 2016). Der Ablauf der Abwracktätigkeiten bei DA Schiffsverwertung gestaltet sich bei den meisten Schiffstypen recht ähnlich. Am Anfang steht die Vorbereitung auf das Zerschneiden, die komplett auf dem Wasser stattfindet. Dabei werden zum Beispiel Kabel, Restmüll, Öle und Betriebsstoffe getrennt und vom Schiff entfernt. Danach wird der Maschinenraum inklusive Bilge gewaschen, so dass dann lediglich noch der schwimmende Kasko am Kai liegt. Handelt es sich um einen Tanker, gilt es zudem, diesen zu reinigen und gasfrei zu machen, falls das zuvor noch nicht geschehen ist. Anschließend werden die Schiffe mittels eines absenkbaren Pontons bis auf Kaimauerniveau aus dem Wasser gehoben. Eine hydraulische Winde zieht sie dann über den mit Stahlplatten ausgelegten Boden in die Halle, die Wasserfahrzeuge bis zu einer Breite von 25 Meter und einem Tiefgang von maximal 5,50 Meter aufnehmen kann.

Dort wird das Schiff dann mit einem Kettenbagger, an dem eine hydraulische Schrottschere montiert ist, von vorne beginnend zerschnitten. Dabei arbeitet sich der Bagger mit einer „Beißkraft“ von 1500 Tonnen durch den Schiffskörper. „Das kann, je nach Größe des Schiffes, drei bis fünf Tage dauern“, so Evers. Die recyclingfähigen Ersatzteile – wie zum Beispiel Getriebe, Generatoren und Pumpen – werden zuvor ausgebaut und anschließend eingelagert oder verkauft.

Parallel dazu packt DA Schiffsverwertung die Altmaterialien aus dem Schiff – sei es Kupfer, Messing oder Holz – in Container, die dann einer fachlichen Entsorgung zugeführt werden. Gleiches gilt auch für Bilgenöle, gefährliche Abfälle oder Batterien. Sie werden durch die Fachfirmen der Augustin-Gruppe umweltfreundlich entsorgt.

Erfolgreiche Strategie

„Wir sind der einzige Betrieb in Deutschland, der sich reinweg als Schiffsrückbauwerft darstellt. Andere, wie zum Beispiel Werften oder Schrotthändler, landen solche Projekte lediglich als Beifänge an“, definiert Evers das Alleinstellungsmerkmal des Unternehmens der Augustin-Gruppe. Dass diese Strategie erfolgreich ist, kann er auch mit Daten belegen: „Wir haben bald eine dreistellige Zahl an Projekten realisiert“, bilanziert er nach vier Jahren. Dabei sind für DA Schiffsverwertung derzeit drei Mitarbeiter im Einsatz. In Kürze soll das Team dann noch um einen Schlosser erweitert werden.

Um auch in Zukunft bestens aufgestellt zu sein, wird sich das Unternehmen im Oktober dieses Jahres vom Gelände an der Schleusenstraße verabschieden und auf ein neues Grundstück am Nordhafen in Papenburg umziehen. „Man findet uns dann anderthalb Hafenbecken weiter auf einem 4,5 Hek tar großen Areal. Dort werden wir im kommenden Jahr auch den Bau einer größeren Halle in Angriff nehmen, damit wir demnächst auch kleine Seeschiffe und Kümos recyceln können“, so Evers. Trotz dieser Expansionspläne bewertet er die aktuelle Lage kritisch: „In Europa werden derzeit gerade einmal drei Prozent der Schiffe recycelt, der größte Teil der Weltflotte geht zum Abwracken immer noch nach Indien, Bang ladesch und Pakistan. Hier ist die Politik gefordert, über das Übereinkommen von Hongkong hin aus („Hong Kong International Convention for the Safe and Environmentally Sound Recycling of Ships“; d. Red.), das aus meiner Sicht ein zahnloser Tiger ist, weitere Anreize für die Reeder zu schaffen, um mehr Schiffe in Europa und umweltfreundlicher abzuwracken.“

Dabei sind die Gründe, warum der Kurs vieler Schiffe in die Abwrackwerft führt, so facettenreich, wie die Wasserfahrzeuge, die in Papenburg zerlegt werden: Die meisten von ihnen haben den Ablauf ihrer Lebensdauer erreicht oder werden aus strategischen Gründen aus dem Markt genommen. „Teilweise sind es aber auch Insolvenzen und Havarien, die den Lebenszyklus der Schiffe beenden“, sagt Evers. „Bei den Binnentankern dominierte in den vergangenen Jahren vor allem die Verschrottung von älteren Einhüllen schiffen.“ bre

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