Weiter dicke Luft im Hamburger Hafen

Nach dem Urteil des Bundesverwaltungsgerichtes, das den Kommunen bei schlechter Luftqualität die Möglichkeit für Fahrverbote einräumt, hat sich Ulrich Malchow mit der Situation im Hamburger Hafen befasst. Dem THB liegt die Analyse des früheren Professors für „Maritime Economics“ an der Hochschule Bremen exklusiv vor.

Auch für Malchow stehen vor allem die Stickstoffdioxid-Werte (NO2) im Fokus. Hauptemittent sind Dieselmotoren, deren prinzipbedingte hohe Verbrennungstemperatur ursächlich für das Entstehen dieser Gase ist. Quellen für die hohen NO2-Belastungen sind nicht nur die im Hafen liegenden oder fahrenden Seeschiffe, sondern auch die in großer Zahl eingesetzten Lkw. Hinzu kommen die Flurförderfahrzeuge auf den Terminals wie Gabelstapler, Reachstacker, Straddle Carrier oder Mafi-Schlepper, Rangierlokomotiven und die oft noch mit sehr alten Motoren angetriebenen Hafen- und Binnenschiffe. „Aus dem im vergangenen Jahr veröffentlichten Luftreinhalteplan geht hervor, dass insgesamt über die Hälfte der Hamburger Stickoxidemissionen aus dem Hafen stammen“, erklärt Malchow.

Ein Fahrverbot für Dieselfahrzeuge würde den Hamburger Hafen hart treffen: „Obwohl Hamburg als Eisenbahn-Hafen gilt, erfolgten 2017 im Containerbereich über 56 Prozent der Hinterlandtransporte noch mit dem Lkw“, hat Malchow recherchiert. Die hafeninternen Containerumfuhren, die 2013 – aktuellere Zahlen gebe es nicht – immerhin 2,2 Millionen TEU umfasst hätten, seien sogar zu rund 97 Prozent auf der Straße abgewickelt worden.

Die Qualität der Hamburger Luft wird von 16 über das Stadtgebiet verteilten Stationen gemessen. „Davon befindet sich jedoch nur eine Station im Hafengebiet, und zwar auf dem Kleinen Grasbrook“, beklagt Malchow. „Und die ist dort erst vor zwei Jahren installiert worden.“ Die Messungen werden stündlich automatisch durchgeführt und sind über das Internet frei zugänglich (www.luft.hamburg.de).

„Die Auswertung der Messergebnisse der Station Hafen für das Jahr 2017 ergibt, dass das Jahresmittel mit 33,1 Mikrogramm/Kubikmeter noch unter dem von der EU gesetzten Grenzwert von 40 Mikrogramm/Kubikmeter für NO2 liegt“, so Malchow. „Allerdings ist der Abstand relativ gering und der Grenzwert wurde schon über 32 Prozent des Jahreszeitraumes zum Teil deutlich überschritten. Der Spitzenwert lag hierbei bei mehr als dem Dreifachen des Grenzwertes.“

Um den zulässigen Grenzwert für Stickstoffdioxid einzuhalten, habe die Umweltbehörde in ihrem im vergangenen Jahr veröffentlichten Luftreinhalteplan für den Hafen nur auf Altbekanntes verwiesen, sagt Malchow: „Sie führt den weiteren Ausbau der Hafenbahn und die Abfertigung von Lkw mit den Abgasnormen Euro 5 oder Euro 6 an – allerdings nur auf freiwilliger Basis. Daneben erwähnt die Behörde lediglich die intelligente Verkehrsführung, die es bereits seit 2014 im Hamburger Hafen gibt.“

Laut Malchow sei es der Plan der Stadt, bis 2025 bis zu 20 Prozent aller Kreuzfahrtschiffe mit Flüssigerdgas (LNG) oder Landstrom zu versorgen. „Einzig wirklich konkreter Punkt mit Investitionen seitens der Stadt ist allerdings der Bau von Landstromanschlüssen an den Terminals von Eurogate und der HHLA am Terminal Altenwerder“, berichtet Malchow. „Bei der Schaffung einer LNG-Infrastruktur, die bis 2025 bis zu fünf Prozent aller Seeschiffe versorgen könnte, wartet die Stadt dagegen auf Initiativen der Privatwirtschaft.“ Unter Emissionsaspekten falle dagegen kaum ins Gewicht, dass Schlepper und Hadag-Fähren auf LNG, Wasserstoff oder Elektroantriebe umgerüstet werden sollen – „und das liegt lediglich bei den Fähren in den Händen der Stadt.“

Malchows Bilanz: „Obwohl in der aktuellen Koalitionsvereinbarung, die zwischen der SPD und den Grünen im Jahr 2015 geschlossen wurde, vorgesehen ist, deutlich mehr Umfuhren auf das Wasser zu verlagern, ist diesbezüglich noch nichts passiert.“ So seien 2016 gerade einmal 67.570 TEU auf dem Wasser transportiert worden: „Das sind lediglich drei Prozent der möglichen Menge. Diese Zahl soll nach Angaben der Behörden bis 2020 nur um mickrige 6000 TEU steigen. Tatsächlich sind die Containerumfuhren per Schute gegenüber 2014 sogar rückläufig, nämlich um über sechs Prozent.“ bo

Teilen
Drucken

Kundenservice

Sie haben Fragen? Kontaktieren Sie uns gerne.

Kundenservice

Sie haben Fragen? Kontaktieren Sie uns gerne.

Nach oben